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Der Seelenjaeger

Der Seelenjaeger

Titel: Der Seelenjaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Unge
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aus der Haut gefahren, als ich vom Schicksal meiner Oma erfuhr, dass sogar Zad neben mir zusammenzuckte. Er hatte den Arm um meine Schultern gelegt und zog mich sanft ein Stück von Knox zurück. Dem Krix war ich, während meines Ausbruches, gefährlich nahe auf die Pelle gerückt, sodass er beschwichtigend die kleinen Ärmchen vor sich streckte.
    „Ben“, setzte er in ruhigem Tonfall an, „gerne würde ich dich zur Träumerin bringen, jedoch stellt sich das im Augenblick nicht ganz so einfach dar. Wenn du mich zu Ende berichten lässt, wirst du verstehen warum.“
    Auffordernd blickte er mir in die Augen, bis ich mich an Zads Brust lehnte und ihm verstehend zunickte.
    „Gut. Danke.“ Er setzte sich wieder gerade hin, räusperte sich, strich das Hemd glatt, richtete die Mütze und fuhr mit seinem Bericht fort, kurz bevor mein Blut zu brodeln begann.
    „Wie gesagt gab es ein großes Beben, welches allerdings nicht das einzige seiner Art geblieben ist. Die anderen, die über die letzten Wochen in unregelmäßigen Abständen folgten, waren zwar nicht so stark, wie das Erste, dennoch bereiteten sie einigen Tellern und Tassen im Schloss ein dramatisches Ende. Merkwürdige Wesen begannen, das Schloss der Träumerin zu belagern. Es war seltsam. Sie sammelten sich vor dem Schloss und schienen auf irgendetwas zu warten. Wie ein bunter Teppich breiteten sich die Gestalten vor und um das Schloss herum aus. Menschen, die wie Barbaren oder Zigeunerinnen gekleidet waren, Harlekine, Männer in Kutten und Bogenschützen waren ebenfalls unter ihnen. Aber auch Tiere, wie ich sie nie zuvor in Bota Ëndërr gesehen habe. Geflügelte Schlangen, Affen mit dem Kopf eines Vogels und so weiter.“
    Wieder unterbrach ich Knox in seinen Erzählungen, da mir einige seiner Beschreibungen sehr bekannt vorkamen. „Ich habe diese Menschen schon einmal in Bota Ëndërr gesehen“, informierte ich ihn nachdenklich.
    „Was?! Wo?!“, rief er erschrocken und begeistert im gleichen Maße aus.
    „Im Wald der süßen Träume begegnete ich den Zigeunerinnen, den Barbaren, den Harlekinen, den Bogenschützen und weiteren verkleideten Menschen“, setzte ich ihn und die anderen unserer Gruppe in Kenntnis.
    Der Krix schlug sich die Hände vor den Mund und glotze mich mit großen Augen an.
    „Das ist nicht dein Ernst, oder?“
    „Ähm, doch eigentlich schon. Wo ist das Problem?“
    „Das Problem ist“, mischte sich nun auch Tefan wieder in das Gespräch ein, „dass die Gestalten, Tiere, Gegenstände oder was auch immer sich dort im Wald der süßen Träume zeigt, genau dort sein und bleiben sollten.“
    „Warum laufen sie dann hier in der Gegend herum?“
    „Das ist genau die Frage, Sam“, gab Tefan zurück.
    „Zad“, korrigierte mein Partner knapp.
    „Wie auch immer“, winkte der Bandit ab. „Es sind Hirngespinste der Leute, die in den Wald gingen oder ihn durchquerten. Wenn diese nun plötzlich hier herumlaufen, kann da nichts Gutes bei herumkommen“, gab er zu.
    Knox hatte sich wieder gefangen und bekräftigte Tefans Aussage mit hektischem Kopfnicken.
    „Ich kann dem Ganzen zwar noch nicht so ganz folgen, doch eine Frage schwirrt die ganze Zeit in meinem Kopf“, meldete sich nun auch meine beste Freundin zu Wort.
    „Und die wäre?“, fragte ich sie.
    „Wie bist du aus dem Schloss gekommen, wenn es doch von diesen Wesen umringt ist?“, wandte sie sich an den Krix.
    „Geheimgänge gibt es doch in jedem Schloss, Mädchen“, gab er besserwisserisch von sich und ließ Lara mit einem etwas dümmlichen Gesichtsausdruck zurück.
    “Ähm, ja klar”, murmelte sie trocken.
    Knox nickte freudig und ließ seine Glöckchen ein munteres Spiel treiben. „Ich bin also aus dem Schloss geschlüpft“, setzte er mit der Erzählung wieder an, „um mich auf die Suche nach dem Ursprung dieser Gestalten zu begeben. Dieser Ausflug nahm ein schnelles Ende, als ich in eine der ältesten Fallen tappte. Eine ganze Nacht hing ich in einem Netz verschnürt einige Meter über dem Waldboden. Ein plötzlicher Ruck riss mich aus dem Schlaf, sandte mich zu Boden und der Aufprall schickte mich ins Dunkel. Das Nächste, an das ich mich erinnern konnte, war der düstere Raum, in dem ich gefangen gehalten wurde. Nachdem ich mein Gefängnis mehrfach erfolglos nach Schlupflöchern abgesucht hatte, begann ich nach Hilfe zu rufen. Kurz bevor mir die Sinne schwanden, vor Hunger, Durst und dem permanenten Gebrülle, klang das Geräusch von Flügelschlägen an mein Ohr.

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