Der Seelenjaeger
Eingangstür zu schaffen. Sie habe dies Hunderte Male in Krimis verfolgt und dort sähe es schließlich ganz einfach aus, hatte sie angemerkt und sich dann dem Schloss zugewandt. Während ich die Wände ablief und nach Schlupflöchern suchte, hatte Zad sich zum Ziel gesetzt, an den zwei vergitterten Fenstern sein Glück zu versuchen. Die Aussparungen waren recht weit oben, doch bei seiner Größe gelang es ihm nach einem Sprung, die Gitter mit den Händen zu greifen. Er stemmte die Füße gegen die dunklen Steine, spannte die Muskeln und hievte seinen Körper hinauf.
„Viel Gegend“, presste er hervor.
„Irgendjemand in Sicht, der uns hier rausholen könnte?“, rief ich zu ihm hinüber.
„Zumindest auf dieser Seite nicht. Nur Feld, gespickt mit ein paar Findlingen ... und etwas entfernt steht ein riesiger Baum“, setzte er nach und ließ sich mit einem befreienden 'uff' zurück auf den Boden fallen.
„Hoffentlich hast du auf der anderen Seite mehr Glück“, rief ich und widmete mich erneut den dunklen Steinen vor mir.
„Ich ... Arrrrg“, erklang Laras Stimme im Raum. „So ein Mist“, murmelte sie. Ich hatte meine Runde gerade beendet und stand unmittelbar neben ihr.
„Abgebrochen“, sagte sie kopfschüttelnd und hielt mir den mickrigen Rest ihrer Haarnadel vor die Nase. Ein breites Grinsen schob sich in ihr Gesicht, als sie im Haar nach dem nächsten Behelfsschlüssel fischte.
„Noch zwei Versuche“, setzte sie mich in Kenntnis und beugte sich zum Türschloss.
Meine Beine knickten beinahe ein, als sich mir etwas in die Kniekehlen rammte. Ich schaute hinunter und korrigierte dieses 'Etwas' zu einem 'Jemand'. Knox schaute mich vorwurfsvoll an und rieb sich die Stirn. Der Blick verriet, dass er der Meinung war, ich sei schuld daran, dass er in mich hinein gelaufen sei. Diesen Verdacht bestätigte er mir sogleich. „Kannst du nicht aufpassen?“, herrschte er mich an. Der Krix stand in seiner üblichen Haltung vor mir. Die Hände entrüstet in die Hüften gestemmt, einen Fuß ungeduldig auf dem Boden tippend.
„Eure Hoheit, bitte entschuldigt mein unpässliches und unkoordiniertes Herumstehen“, gab ich schwülstig von mir und deutete eine Verbeugung an.
Lara entglitt die Haarnadel, und sie drehte sich mit überraschtem Gesichtsausdruck herum.
„Das ... das ist nicht dein Ernst, oder?“, wandte sie sich stockend an mich. Ich schaute sie einen Augenblick durchdringend an, dann tippte ich mir gegen die Stirn. „Natürlich nicht. Er ist zwar in der Tat von königlichem Blut, aber wir wollen es ja nicht übertreiben.“
Knox quittierte die Rücknahme der Höflichkeit mit einem festen Tritt gegen mein Schienenbein. Bevor ich dem blauen Quälgeist den Hals umdrehen konnte, trat Zad zwischen uns und berichtete von den Ergebnissen des Fensterlns.
„Ein kleiner Hügel, ein endlos scheinendes Feld und eine schwindelerregende Steilküste“, erhellte er uns wenig begeistert.
„Ach, fak ... tisch ungünstig!“, brüllte Lara direkt in mein Ohr. „Das war die Letzte.“ Resignierend warf sie das nutzlos gewordene Instrument über die Schulter.
„Was ist denn eigentlich mit deinem Amulett? Kannst du uns nicht damit hier heraus zaubern oder so?“, schoss sie direkt in meine Richtung.
„Du schleppst die ganze Zeit dieses Amulett mit dir herum?“, keifte Knox zu mir herauf.
Als ich die Frage mit einem einfachen Kopfnicken beantwortete, erntete ich ein genervtes Stöhnen begleitet von einem weiteren Tritt vor mein Schienenbein.
„Du depperter Lulatsch! Und da lässt du uns hier, wie beknackte Ratten nach einem Ausweg schnüffeln? Ich glaub, dir geht's zu gut!“, erboste sich der Krix über meine Unverfrorenheit.
Nachdem ich schmerzstillend über mein Bein gerieben hatte, förderte ich die Glasscherbe aus meiner Hosentasche zutage. Wie den heiligen Gral hielt ich das Schmuckstück in unserer Mitte in die Höhe. Die Szenerie wirkte beinahe heilig. Ich erwartete regelrecht, dass jeden Moment ein sanftes Summen begleitet von goldenem Licht durch den Raum wabern würde. Keiner sagte etwas, still warteten wir auf das große, erlösende Ereignis. Als nichts passierte, steckte ich das Amulett wieder ein und wandte mich an Zad. „Seit zwei Jahren wurde es nicht benutzt“, erklärte ich, „heißt das, dass ich es nun auch zwei Mal anwenden kann?“
Zad schaute mich verwirrt an und zog die Schultern hoch. „Und was bringt dich zu der Meinung, dass ausgerechnet ich darauf eine Antwort habe? Ich
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