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Der Seelenleser

Der Seelenleser

Titel: Der Seelenleser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harper Paul
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in die Schale einer Auster zu schieben. Wenn man die Perle haben wollte, brauchte man das richtige Werkzeug. Wenn es zu grob war, hatte es keinen Effekt. Wenn es zu dünn war, zerbrach es. Man brauchte genau die richtige Klinge, und er hatte sie gefunden, das wusste er.

Kapitel 7
    Sechs Monate früher
    Der rauchgraue Cadillac Escalade tauchte aus dem nächtlichen Nebel auf und glitt zur Bordsteinkante der Seitenstraße hinüber: Er hielt unweit des höchsten Punkts von Forest Hill vor einem Haus im spanischen Stil. Ein Mann trat aus einem Tor, das sich in der Mauer unterhalb der Bäume befand, und stieg hinten zu der Frau, die bereits auf der Rückbank des Escalade saß. Das Auto fuhr wieder an und bewegte sich auf Serpentinen den Hügel hinunter in die tiefer liegenden Viertel, wo die Straßen direkt auf das windzerzauste Ocean Beach zuführten.
    » Vielen Dank dafür«, sagte die Frau.
    Der Mann sagte nichts und wartete darauf, dass die übliche Routine ablaufen würde.
    Eine Glasscheibe trennte die beiden von dem Fahrer und einem anderen Mann auf dem Beifahrersitz, der sich über einen Laptop gebeugt hatte. Der Escalade war ein Körperscanner auf Rädern, und in wenigen Augenblicken würde der Mann mit dem Laptop wissen, ob der neue Passagier irgendeine Art von Sicherheitsrisiko darstellte. Das würde natürlich nicht der Fall sein, aber es galten die gleichen Maßnahmen für alle, ob Prinz oder Bettelmann: Jeder wurde gescannt.
    Der Mann und die Frau waren keine Freunde von Smalltalk. In ihrer Besprechung würde es um Probleme gehen, und keiner von beiden war in der Stimmung für den Austausch von Belanglosigkeiten. Der Mann wollte vor allem wissen, was auf ihn zukommen würde, damit er sich vorbereiten konnte.
    Die Frau blickte durch die Trennscheibe nach vorn und schaute zu, wie die Frontlichter des Escalade über parkende Autos und Straßenschilder huschten, die aus dem Nebel auftauchten und wieder darin verschwanden. Die schwache grünliche Beleuchtung vom Armaturenbrett und vom Bildschirm des Laptops ließ ihr Gesicht blass wirken und ihre Gesichtszüge verschwimmen.
    Aber der Mann kannte ihren Anblick gut genug: Sie war groß, dünn und zweiundfünfzig Jahre alt. Ihr Haar war durchgehend schwarz gefärbt, was nicht zu ihrem Alter passte, was sie aber anscheinend weniger störte als die Idee, dem Grau klein beizugeben. Sie bevorzugte dunkle Kleidung, und ihr Rock endete normalerweise wenige Zentimeter unterhalb ihrer Knie, was nicht besonders sexy war, aber auch noch nicht matronenhaft wirkte. Sie trug nur selten Schmuck.
    Ein kleines grünes Licht blinkte durch die gläserne Trennscheibe
    » Das hier ist ein SCI «, sagte die Frau und wandte sich dem Mann zu. Die Abkürzung bedeutete Sensitive Compartmented Information, ein Begriff des US -Geheimdienstes für die höchste Sicherheitsstufe. » Einer von unseren Leuten aus dem schwarzen Bereich ist verschwunden.«
    Der Mann war einer von fünf Mitgliedern des Exekutivkomitees des Vorstands. Wenn irgendetwas auf dieser Sicherheitsstufe schieflief, war er der Erste und Einzige, der davon erfuhr. Falls das Problem nicht eingedämmt oder gelöst werden konnte, dann hatte er alle Befugnisse.
    » Wann ist das passiert?«, fragte er.
    » Vor fünf Tagen. Er hat uns keinen Bericht abgeliefert, und wir konnten ihn nicht erreichen. Wir haben ein Team zu seinem Haus in Diamond Heights geschickt. Es war leer geräumt.«
    » In welcher Beziehung stehen wir zu dem Gesuchten? Wie viel weiß er?«
    » Er war nur vier Monate bei uns… Aber die ganze Zeit war er an der Currin-Geschichte dran.«
    Sie brauchte den Mann nicht anzusehen, um zu wissen, dass sein Gesichtsausdruck sich geändert hatte, sein Mund schmal geworden war, seine Schultern sich anspannten. Er kommentierte die Enthüllung nicht, sein Schweigen war Kraftausdruck genug.
    » Wir haben ein Überprüfungs-Team auf ihn angesetzt«, fuhr sie fort, » genauer gesagt sogar mehrere Teams, unsere Abwehrleute untersuchen seine Aktivitäten im Fall Currin genau. Wir haben Spurensicherungsleute, die seine Computer durchschauen. Wir haben so viele Leute im Einsatz, wie es möglich ist, ohne das Programm zu gefährden.«
    » Sie haben noch gar nichts herausgefunden?«
    » Nein, aber es gibt bislang auch noch keine Anzeichen, dass dies ein feindlicher Übergriff ist, dass er ein Maulwurf war. Der Kerl hatte schon immer den Ruf, ein Einzelgänger zu sein, und jetzt sieht es so aus, als ob er aus eigener Kraft verschwunden

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