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Der Seelenleser

Der Seelenleser

Titel: Der Seelenleser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harper Paul
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Körper auf die Straße. Er schob die Leiche in die Hecke, eilte zurück zum Auto, fuhr ein Stück und parkte erneut.
    Er kehrte zu Fuß und mit seinem Nachtsichtgerät zum Wendeplatz zurück. Das einzige Lebewesen, das er entdecken konnte, war eine Katze, die etwa in der Mitte des Reservoirs in seiner Richtung am Zaun entlangstrich.
    Celias Körper, der dank seiner Restwärme durch das Gerät immer noch schwarz zu erkennen war, lag nur eine Armlänge entfernt. Er zog sie weiter hinter die Sträucher, entkleidete sie und zerrte sie dann mühsam unter dem Maschendrahtzaun hindurch und zum Rand des Reservoirs. Durch sein Nachtsichtgerät konnte er die dunkle Stelle deutlich sehen, wo ein Teil des baufälligen Dachs eingestürzt war.
    Vom Reservoir aus hatte man nach Norden einen tollen Ausblick nach unten aufs Meer. Südlich grenzten zwei hohe Wohnhäuser daran. Der Blick über die Bucht von San Francisco sorgte dafür, dass dies ein richtig teures Wohngebiet war. Auch das Reservoir konnte man von den beiden Häusern aus gut sehen. Einige Minuten lang– bei nicht weniger guten Bedingungen wäre das eine Ewigkeit– würde er sichtbar sein.
    Doch die Nacht und das Wetter waren auf seiner Seite, als er sie auf das Dach hievte und zu dem Loch schleppte. Es ging besser, als er es vorhergesehen hatte, auch wenn ihr Hintern immer wieder an herausstehenden Nägeln und rauen Kanten des Kompositdachs hängen blieb.
    Rund um das ausgefranste Loch herum war der Zustand des Dachs ebenfalls ziemlich schlecht. Er musste sich vorsichtig bewegen, um nicht hineinzufallen. Er hielt Celia an einer Hand fest und schleifte sie hinter sich her, während er im Halbkreis um das Loch herumging. Von der anderen Seite schob er sie Stück um Stück näher an die Öffnung heran, bis ihr eigenes Gewicht sie über den Rand in die Tiefe rutschen ließ.
    Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, bis er den Aufprall des Körpers auf dem ausgetrockneten Boden hörte.
    In weniger als fünf Minuten war er vom Dach herunter und unter den Büschen am Rand des Wendeplatzes. Er atmete schwer. Angesichts seiner Zeitnot war das Reservoir eine bessere Lösung als die Bucht oder der Pazifik, welche zudem beide die unangenehme Eigenschaft hatten, Leichen wieder auszuspucken, bevor diese Zeit hatten, sich aufzulösen. Er konnte nicht sagen, wie lange es dauern würde, bis ihre Leiche in der staubigen Stille des maroden Wasserspeichers gefunden würde, aber mit etwas Glück würden in kürzester Zeit die Ratten und die feuchte Luft nicht mehr viel von ihr übrig lassen.
    Er sammelte ihre Kleidung ein und ging zum Auto zurück. Ein paar Minuten später entsorgte er die Sachen in einem großen Müllcontainer an der Straße.
    Er brauchte zwanzig Minuten zurück in die Pomroit Street. Während er die Treppe zu Celias Wohnung hinaufstieg, streifte er Latexhandschuhe über. Auf dem Treppenabsatz vor ihrer Tür schraubte er die Glühbirne aus der Fassung. Drinnen ging er sofort in ihr Schlafzimmer und zog zwei große Koffer unter dem Bett hervor. Er holte alle Kleidung aus dem Schrank und stopfte sie hinein, ebenso alles, was er in ihrer Kommode finden konnte. Schuhe und Stiefel kamen in den zweiten Koffer.
    Im Badezimmer leerte er den Inhalt ihres Medizinschränkchens in einen Kopfkissenbezug und vergaß auch nicht das Shampoo aus der Dusche und die Damenbinden unter dem Waschbecken. Es sollte so aussehen, als hätte sie eine Reise unternommen, von der sie nicht so bald zurückzukehren plante.
    Er schleppte die Koffer zur Straße und ging den Hügel hinunter zu ihrem Auto. Er warf das Gepäck samt dem Kopfkissenbezug in den Kofferraum und steckte den Schlüssel ins Zündschloss. Er schloss das Auto nicht ab.
    Während er zurück zu seinem Auto ging, klappte er sein Mobiltelefon auf und tippte eine Nummer ein.
    » He, Pablito, hier ist Bob May. Ich habe einen sauberen Wagen für dich.«
    Er gab ihm die Adresse und das Kennzeichen durch.
    » Ist nicht abgeschlossen, der Schlüssel steckt«, sagte er. » Lass ihn verschwinden.«
    In spätestens vierundzwanzig Stunden würde das Auto irgendwo in Mexiko angekommen sein. Es würde fünf oder sechs Tage dauern, bevor irgendjemand ernsthaft nach Celia suchen würde. Dann würden sie entdecken, dass ihre Kleidung und Toilettensachen ebenfalls fehlten. In dieser Stadt, in der weggelaufene und vermisste junge Frauen an der Tagesordnung waren, würde es schon einer sehr drängenden Familie bedürfen, um die Polizei zu überzeugen,

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