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Der Seelensammler

Der Seelensammler

Titel: Der Seelensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donato Carrisi
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der Täter die Polizeisirene hörte, floh er durch eine Hintertür in den
Garten. Seine Schuhabdrücke waren in einem Blumenbeet gut zu erkennen.
    Als Marcus alles gelesen hatte, sah er, dass sich das Mädchen mit
dem Happy Meal unter den wohlwollenden Blicken der Eltern einen Schokoladenmuffin
mit ihrem kleinen Bruder teilte. doch ein furchtbarer Verdacht lenkte ihn von
diesem Familienidyll ab.
    War Federico Noni auch ein Opfer, das Rache üben sollte? Half ihm
bereits jemand dabei, den Mörder seiner Schwester zu finden, der bisher
ungestraft davongekommen war? Und sollte seine Aufgabe darin bestehen, den
jungen Mann aufzuhalten?
    Während Marcus sich diese Fragen stellte, blieb er an einer
handschriftlichen Notiz am Ende der Akte hängen. An einem Detail, über das sein
Freund Clemente wahrscheinlich nicht informiert war, weil er es in Jeremiah
Smiths Villa nicht erwähnt hatte.
    Rache schien in diesem Fall nicht mehr möglich zu sein, da Figaro
inzwischen einen Namen hatte. Der Fall war mit seiner Verhaftung abgeschlossen
worden.

7 Uhr 26
    Sandra hatte das mit dem Wort Fred bekritzelte Heiligenbildchen bestimmt zwanzig Minuten lang angestarrt. Nach der
makabren Darbietung des Liedes, das die Liebe zu ihrem Mann symbolisierte –
festgehalten vom Aufnahmegerät, das auf der verlassenen Baustelle versteckt
worden war, und vorgetragen von demjenigen, der ihren Mann ermordet hatte –
folgte nun die Verhöhnung ihres Kosenamens für David.
    Das hat sein Mörder getan!, dachte sie, während sie den unter der
Tür durchgeschobenen Zettel umklammerte. Er weiß, dass ich hier bin. Was will
er von mir?
    In ihrem Hotelzimmer suchte Sandra fieberhaft nach einer anderen,
beruhigenderen Erklärung. Auf dem Heiligenbildchen des Raimund von Peñafort
stand nicht nur ein Gebet, sondern auch der Name einer Kapelle, die dem Dominikanermönch
geweiht war. Sie befand sich in der Basilika Santa Maria sopra Minerva.
    Sandra beschloss, De Michelis anzurufen und ihn um weitere
Informationen zu bitten. Als sie zum Handy griff, merkte sie, dass der Akku
leer war. Sie schloss ihn an eine Steckdose an, um ihn wieder aufzuladen, und
wollte das Hoteltelefon benutzen. Doch bevor sie die Nummer wählte, hielt sie
kurz inne und starrte auf den Hörer in ihrer Hand.
    Als sie erfahren hatte, dass David in gefährlicher Mission in Rom
unterwegs gewesen war, hatte sie sich gefragt, ob er sich dort vielleicht mit
jemandem getroffen hatte. Mit jemandem, der ihm weiterhelfen konnte. Doch weder
sein Notebook noch sein Handy verzeichneten irgendwelche Mails oder Anrufe.
    Dass sich David dermaßen isoliert haben sollte, war ihr von Anfang
an merkwürdig vorgekommen.
    In diesem Moment fiel Sandra auf, dass sie das Hoteltelefon noch
nicht kontrolliert hatte.
    Wir sind dermaßen an die moderne Technik gewöhnt, dass wir die
einfachsten Dinge übersehen!, dachte sie.
    Also legte sie wieder auf und wählte die Neun für die Rezeption. Sie
ließ sich mit dem Hoteldirektor verbinden und bat ihm um eine Liste aller
Anrufe, die David während seines Aufenthalts getätigt hatte. Wieder einmal
berief sie sich auf einen erfundenen Dienstbefehl und behauptete, den Tod ihres
Mannes polizeilich untersuchen zu müssen. Obwohl der Mann ihr nicht wirklich zu
glauben schien, tat er ihr den Gefallen. Es dauerte nicht lange, und ein
eifriger Bote übergab ihr eine Liste, die aus einer einzigen Telefonnummer
bestand:
     
    0039 328 39 56 7 XXX
     
    Sie hatte sich nicht getäuscht: David hatte mehrmals auf
einem Handy angerufen. Sandra hätte zu gern gewusst, wer sich unter dieser
Nummer meldete, aber die letzten drei Ziffern waren verschlüsselt.
    Aus Datenschutzgründen war es ganz normal, dass die Telefonanlage
nicht die vollständigen Nummern aller ein- und ausgehenden Anrufe speicherte.
Die Liste diente schließlich nur als Rechnungsbeleg.
    Doch wenn David das Hoteltelefon benutzt hatte, hieß das, dass er
von Seiten seines Gesprächspartners nichts zu befürchten hatte. Daher gab es
jetzt auch für sie keinen Anlass zur Sorge.
    Noch einmal warf Sandra einen Blick auf das mit Fred signierte Heiligenbildchen.
    Was, wenn es ihr doch nicht der Mörder ihres Mannes geschickt hatte?
Was, wenn es von einem geheimnisvollen Verbündeten Davids stammte? Die
Vorstellung war verlockend. Wer auch immer das sein mochte – nach dem, was
David zugestoßen war, wusste er, in welcher Gefahr er schwebte. Kein Wunder,
dass er Vorsichtsmaßnahmen ergriff. Vielleicht war das Bildchen

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