Der Seelenschluessel
Rebellen von Terok Nor. Sie werden gegen die Intendantin bestehen.«
»Was, wenn nicht?«, fragte Vaughn. »Wollen Sie wirklich abwarten und hoffen? Ganz ohne Plan B?«
»Haben Sie einen Vorschlag?«, fragte Jaro.
Vaughn beugte sich vor. »Falls die Intendantin Terok Nor einnimmt, kommt die Station wieder unter bajoranische Leitung, richtig?«
»Selbstverständlich«, bestätigte Jaro.
»Dann werden Ihre Politiker den Sieg der Allianz über die Rebellen sicher öffentlich zelebrieren wollen«, fuhr Vaughn fort. »Ich könnte mir vorstellen, dass manche Politiker auf die Station eilen werden, sobald dort keine Gefahr mehr für sie besteht.«
»Ihre Ghemor sagte uns, auf diesem Bajor gäbe es Dissidenten in hohen säkularen Ämtern«, sagte Kira. »Falls Sie
die
erreichen können, lassen Sie schnellstmöglich einen Spion da rauf fliegen! Mich zum Beispiel.«
Jaro nickte nachdenklich. »Vielleicht.«
»Sei vorsichtig, Essa«, warnte Adami.
»Oh, das bin ich, Adami, keine Sorge. Aber ich glaube, Commander Vaughn hat Recht: Sollte die Station fallen, müssen wir schnell reagieren.«
»Demnach
haben
Sie einflussreiche Personen, auf die Sie zählen können?«, erkundigte sich Kira.
Jaro lächelte. »Ich mag hier nur das Amt eines bescheidenen Mediziners bekleiden, Captain, aber es gibt durchaus einige Politiker, die mir einen Gefallen schulden. Dissidenten, die die Macht haben, einen ‚Sondierungsbesuch‘ auf Terok Nor zu arrangieren, wenn die Station wieder in bajoranischer Hand ist. Es dürfte meine Kontakte freuen, dabei auch gleich die falsche Intendantin zu enttarnen.«
»Würde die einen solchen Besuch überhaupt gestatten?«, warf Winn ein. »Nach allem, was wir über sie wissen, schert sie sich nicht sonderlich ums Protokoll.«
»Pragmatisch wie immer, Adami«, sagte Jaro. »Ich weiß schon, warum ich dich geheiratet habe.«
Winn quittierte die Bemerkung mit einem abschätzigen Brummen.
»Aber du hast natürlich Recht«, fuhr Jaro fort. »Es gibt keine Garantien. Aber ich erinnere dich und Sulan gern daran, dass wir keinen Weg der Garantien, sondern einen der Entscheidungen beschreiten. Die Propheten gaben uns unseren freien Willen, damit wir
eigenständig
aus dem Dunkel zum Licht finden.«
Kira blinzelte.
»Sehen Sie’s ihm nach«, sagte Opaka, der das nicht entgangen war, und sah warnend zu Jaro. »Er neigt zu einer eher blumigen Ausdrucksweise. Mit der Zeit wird das anstrengend.«
»Nein, nein«, wehrte Kira ab. »Es ist nur … Doktor Jaro, Sie klingen fast wie die Vedeks meiner Welt. Doch die übrigen Bajoraner, die ich bisher in Ihrem Universum getroffen habe, schienen wenig auf …«
»Der Großteil meines Volkes hat die Propheten vergessen«, fiel Jaro ihr ins Wort. »Wie Sie aber schon wissen, gehören wir drei zu einer Bewegung, die auch den Glauben erneuern möchte. Vor einigen Jahren war ich Mitglied einer der ersten Enklaven, die sich den alten Lehren widmete. Einige von uns zogen aus, eigene Enklaven zu gründen. Als meine Frau und ich nach Vekobet kamen, hörten wir von Davas Scherben und begriffen endlich, was für unser Volk auf dem Spiel steht: Die Ära, die Trakor uns vorhersagte, hat begonnen. Winn und ich setzen seitdem alles daran, die Ankunft des Abgesandten vorzubereiten.«
»Davas Scherben?«, wiederholte Kira. »Meinen Sie etwa Dava Nikende? Der war vor Jahrhunderten Kai auf meiner Welt, spiritueller Anführer.«
»Wie auf der unseren«, erklärte Winn. »Er war es, der die Vernichtung der Tränen vorhersah.«
Kira war zutiefst entsetzt. »Die Drehkörper der Propheten wurden vernichtet? Wie konnte das geschehen?«
»Durch das Terranische Imperium«, sagte Jaro. »Unseren Eroberern missfiel unsere Religion. Sie verbaten sie und vernichteten systematisch ihre Priester, ihre Schriften und ihre Ikonen.«
Kira fühlte sich, als habe sie einen Schlag in die Magengrube kassiert. So weit waren nicht einmal die Cardassianer ihres Universums während der Besatzung gegangen. Sie waren neugierig gewesen und hatten die Tränen konfisziert, das ja. Doch ihnen war Bajors Religion nie wichtig genug gewesen, um sie auszulöschen.
Das erklärt vielleicht, warum das Terranische Imperium noch einen
Kellipate
weiter gegangen ist
, dachte sie. Bajors Glaube hatte Kiras Volk während der Besatzung zusammengehalten und ihnen den Willen zum Widerstand gegeben. Vielleicht ahnten die Terraner dies schon, als sie auf dieses Bajor kamen – und weil sie die Macht dieses Glaubens
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