Der Seelenschluessel
überbringen. Ich rede von Agent Corbin Entek vom Obsidianischen Orden.«
»Das ist absurd!«, spie Lang aus. »Hohe Herren, bereitet dieser Farce ein Ende. Diese Frau ist …«
»Ruhe!«, rief Martok und schnitt Lang – und Dukat, der Anstalten machte, ihr zu Hilfe zu eilen – das Wort ab. Martok nahm den Stab aus Kiras Hand und schob ihn in den Datenschlitz in seiner Armlehne. »Ich will erfahren, was dies hier enthält.«
Vor Ilianas Füßen erwachte der klingonische Monitor zum Leben. Sie beachtete die Aufzeichnung nicht weiter, denn sie kannte ihren Inhalt. Viel mehr interessierten sie die Mienen Martoks und der beiden Cardassianer. Entek begann zu sprechen. Sein Gesichtsausdruck blieb stoisch. Iliana hatte ihn gewarnt, keine Codephrasen, tonalen Hinweise oder Bewegungen zu versuchen, die signalisieren mochten, dass seine Aussage unter Zwang geschah.
Anfangs hatte er sich natürlich gewehrt, doch Iliana hatte ihr Versprechen gehalten und ihm Schmerzen gezeigt, die nicht einmal die hochmoderne Widerstandstechnologie, die ihm der Orden ins Hirn gepflanzt hatte, lindern konnte. Dafür hatte sie nicht einmal Taran’atar gebraucht. Ihre eigenen, eingerosteten Verhörmethoden waren effektiv genug gewesen. Einzig L’Haan hatte Iliana unterstützt. Ihre medizinischen Kenntnisse hatten Enteks Leiden verlängert, seinen Tod hinausgezögert. Als er schließlich »gestand«, tat er es fast schon mit Inbrust.
»Mein Name ist Corbin Entek«
, begann er.
»Ich zeichne dies aus freien Stücken auf, denn ich will die Wahrheit über meine Taten offenlegen. Ich habe Tekeny Ghemor ermordet. Ataan Rhukal ist unschuldig. Ich zwang ihn, ein Verbrechen zu gestehen, das er nie begangen hat. Ich handelte auf Befehl meiner Vorgesetzten Natima Lang, Ghemors Nachfolgerin an der Spitze des Obsidianischen …«
Langs Wut übertönte den Rest seiner Worte. Die Augen der Direktorin waren so groß geworden, dass es fast schon albern aussah. »Sie verräterische, betrügerische Hexe! Wo ist er?
Was haben Sie mit meinem Agenten gemacht?
«
Iliana gab Martok die Antwort. »Corbin Entek beging einige Stunden nach dieser Aufzeichnung Selbstmord. General Kurn und seine Männer können es bezeugen. Ich glaube, er konnte seine Reuegefühle nicht länger ertragen. Er konnte nicht mit der Schuld weiterleben, Direktorin Langs Anweisungen erfüllt und so die Allianz betrogen zu haben.«
»
Ich bringe Sie um!
«, schrie Lang und trat auf Kira zu. »
Ich werde Sie tö
…«
Ein scharfes Zischen erklang. Dann taumelte Lang einen halben Schritt zurück und starrte auf den klingonischen Dolch, dessen Klinge plötzlich bis zum Griff in ihrer Brust steckte.
Ungläubig sah sie zu ihrem Mörder auf. Martok stand vor seinem Thron. Er hatte seinen Regentenmantel zurückgeworfen, und die kurze Scheide an seinem Gürtel war verdächtig leer.
»Narr«, keuchte Lang und fiel leblos zu Boden.
Martok wandte sich an einen der klingonischen Wachleute. »Bring mir mein
d’k tahg
zurück«, befahl er grunzend. »Und räumt das auf.«
Dukat wirkte zutiefst perplex. »Regent«, begann er. »Ihr wisst sicherlich, dass Enteks Geständnis unter Zwang erfolgt sein muss. Ihr könnt unmöglich glauben …«
»Was ich nicht glauben kann, Legat, ist Eure Andeutung, ein leitender Agent des Obsidianischen Ordens könne
überhaupt
zu etwas gezwungen werden«, erwiderte Martok und sah Dukat streng an. »Angesichts des Schauspiels aus Illoyalität und Inkompetenz, das diese Organisation uns seit einiger Zeit präsentiert – angesichts all der prominenten Agenten, die zu Überläufern wurden, all der Verschwörungen und Mordanschläge – weiß ich allerdings nicht mehr,
was
ich noch glauben kann. Außer, dass die Wahl des
nächsten
Ordensleiters mit mehr Sorgfalt erfolgen muss.«
Der Regent zog den isolinearen Stab aus der Lehne seines Throns und steckte ihn sich in den Handschuh. »Ich bin überzeugt, die Quelle des Übels hinter dieser elenden Angelegenheit enttarnt zu haben … und der Rat der Allianz wird mir da gewiss zustimmen.«
»Aber was ist mit der bajoranischen Dissidentenbewegung?«
»Welche Dissidentenbewegung?«, fragte Martok zurück. »Unser einziger Beweis für deren Existenz ist die Aussage einer toten Bajoranerin, die von einem überführten Verräter verhört wurde.«
Dukat, der nach wie vor auf seinem Thron saß, rang sichtlich um Fassung. »Sagtet Ihr nicht eben erst, auch lachhafte Ideen bergen Risiken?«
»Korrekt«, bestätigte der Regent.
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