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Der Seelenschluessel

Der Seelenschluessel

Titel: Der Seelenschluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Woods
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Bilder an. Kämpfen Sie gegen Ihre Gefühle. Folgen Sie meiner Stimme. Hören Sie auf mich

    Es war eine Frauenstimme. Eine vertraute Stimme.
Wer ist da?
    Ich bin L’Haan
, kam die Antwort so deutlich, als stünde sie direkt neben ihm.
Ich glaube, ich kann Ihnen helfen. Aber Sie müssen im Gegenzug mir helfen.
    Wie können Sie mir helfen?
    Schließen Sie die Augen.
    Wie ging das noch gleich? Er zermarterte sich das Hirn, doch das Wissen war nicht greifbar.
Ich kann nicht
, sagte er irgendwie, ohne es zu sagen.
    Doch
, beharrte L’Haan.
Es misslingt Ihnen nur, weil Ihr beeinflusster Geist Ihnen verbietet, auf Anweisungen zu hören, die nicht von ihr stammen. Aber ich will Ihnen nichts befehlen, Taran’atar. Ich biete Ihnen nur eine Idee an. Ich lade Sie ein, die Augen zu schließen.
    Kein Befehl. Eine Idee. Eine Wahl.
    Irgendwie schloss Taran’atar die Augen.
    Gut gemacht
, sagte L’Haan.
Wenn Sie bereit sind, sie wieder zu öffnen, wird Ihnen Ihre Umgebung ganz anders vorkommen.
    Taran’atar öffnete die Augen. Er war nicht länger gefesselt. Der schwarze Himmel und der endlose kupferrote Ozean waren fort. Stattdessen stand er mitten im Nichts.
    Und er sah auf die reglose Gestalt L’Haans.
    »Wo sind wir?«, fragte er.
    »Sie schlafen nach wie vor. In den Gemächern der Intendantin auf der
Negh’Var
. Ich ging das Risiko ein, Sie mittels einer Gedankenverschmelzung zu erreichen. Ich half Ihnen aus Ihrem Traumzustand bis nah an das Erwachen, weil ich Ihnen einen Vorschlag unterbreiten möchte.«
    »Sie verrieten Ihre einstige Herrin. Nun wollen Sie die jetzige verraten.«
    »Ich habe keine Herrin«, behauptete L’Haan. »Meine Dienstbarkeit ist nur Fassade. In Wahrheit gehöre ich einer geheimen Bewegung an, die nach einer fundamentalen Veränderung in diesem Teil der Galaxis strebt.«
    Bilder drangen in Taran’atars Geist. Erinnerungen. Er sah ein korruptes und dekadentes Sternenreich, vor lauter Stagnation zum unausweichlichen Untergang verdammt. Er sah den Aufstieg eines bärtigen Vulkaniers mit Visionen einer besseren Welt. Er sah, was geschichtlich unvermeidlich war – Ebbe und Flut, Aktion und Reaktion, Tat und Konsequenz – und setzte sie bewusst in Bewegung, um seine Vision zu verwirklichen.
    All dies sah Taran’atar. Blitzschnell zog es durch sein Bewusstsein, war ihm ein einzelner, blendender Moment vollkommener Klarheit.
    »Und Sie hoffen, mich für Ihre Sache zu gewinnen?«, fragte er.
    »Nein«, antwortete L’Haan. »Ich erbitte nur Ihre Unterstützung bei der Behebung des Fehlers, den ich beging, als ich Ihnen und der falschen Intendantin in mein Universum half.«
    Taran’atar sah einen uncharakteristischen Anflug von Bedauern über die sonst so leidenschaftslosen Züge der Vulkanierin ziehen. Dann fuhr sie fort. »Ich glaubte, durch ihr Kommen den politischen und gesellschaftlichen Wandel zu beflügeln, für den meine Gruppierung arbeitet. Ich wollte meine Intendantin mit einer ersetzen, die unserer Sache zugeneigt ist.«
    »Sie schätzten sie falsch ein«, sagte Taran’atar.
    L’Haan nickte. »Diese neue Kira ist mindestens so bösartig wie die, die sie ermordete. Ich weiß jetzt, dass ihre Agenda bezüglich der Allianz nur ihr selbst dienen soll. In meiner Arroganz und Ungeduld scheine ich die Ziele meiner Gruppe nicht gefördert, sondern in Gefahr gebracht zu haben.« Abermals hielt sie inne. Der Blick ihrer dunklen Augen war bohrend und flehend zugleich. »Um diesen Schaden zu beheben, brauche ich Sie.«
    »Was genau sollte ich für Sie tun?«, erkundigte sich Taran’atar.
    »Das, was ich nicht tun kann, ohne meine Bewegung zu enttarnen. Kira töten.«
    »Sie ist meine Göttin.«
    »Wirklich?«, fragte L’Haan. »Sind Sie sich da sicher? Hat Sie tatsächlich mehr Anspruch auf Ihren Gehorsam als ihn Ihre einstigen Götter hatten – diese Gründer, von denen ich in Ihren Gedanken erfuhr? Diese Wesen, die Ihnen ihre Göttlichkeit verweigerten. Die Sie ins Unbekannte verstießen, damit Sie Ihr gesamtes Selbstbild neu definieren.«
    Verbannung
, dachte Taran’atar. Hatten seine Götter ihn wirklich verstoßen? Und wo sonst sollte er Erlösung finden, wenn nicht in vollkommenem Gehorsam?
    L’Haan sprach geduldig weiter. »Ich spüre Ihren Konflikt, Taran’atar … was Ihnen angetan wurde, damit Sie Ihre wahren Götter durch eine falsche Göttin ersetzten … dass Sie Ihren Lebenszweck aufgeben mussten, um ihren Willen zu erfüllen.«
    »Mein Leben gehört ihr«, erklärte

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