Der Seelenschluessel
er einen letzten Blick auf etwas, irgendetwas …
»
Dad!
«
Vaughn zielte und drückte sanft auf den Abzug seines Phasers. Selbst durch die geschlossenen Lider konnte er den Lichtblitz sehen.
Als er die Augen wieder öffnete, lag kein Leuchten und kein Lebensfunke mehr im Blick seines Doppelgängers.
Prynn riss sich los und warf sich gegen Vaughn. »
Sie!
«, schrie sie und bedeckte sein Gesicht mit Fausthieben. »
Sie! Sie! Sie!
«
Vaughn wehrte die kräftigsten Hiebe ab und genoss doch jeden Treffer. Denn er hoffte, sie würden die Tränen herbeizwingen, die sich ihm bislang verweigerten.
»Nehmen Sie sie«, bat er die Bajoraner leise. »Beschützen Sie sie.«
Dann bedeckte er Elias’ Leichnam mit einem Betttuch. Prynns Schreie hallten noch durch den Gang, als die zwei Bajoraner sie längst aus dem Krankenhaus gebracht hatten.
Kapitel 15
»Vorsicht!«, rief Kira und riss Winn im letzten Moment zu Boden, aus der Reichweite des
bat’leth
s. Dann hob sie den Phaser und gab drei schnelle Schüsse ab. Das Klingonentrio, das sie aus der Hintertür des Refektoriums hatte kommen sehen, fiel sofort um.
Vaughn war überfällig, und die Kampfgeräusche kamen dem Refektorium immer näher. Kira konnte nicht länger warten. Sie musste die Köpfe der Enklave in Sicherheit bringen. Diese hatten natürlich dagegen protestiert und glaubten, sie müssten ihre Anhänger in die Schlacht um das Lager führen. Doch Kira argumentierte ebenso knapp wie treffend: Vekobets Obere hatten schlicht nicht das Recht, ihre Leben wegzuwerfen und das Opfer ihrer Anhänger zu entwerten. Nicht, wenn sie ihre Sache am Leben erhalten und mit den Splittern fliehen konnten.
Kira stand am Hinterausgang und sah sich um. Lauerten weitere Klingonen in der schmalen Gasse? Plötzlich – etwa zwanzig Meter weiter, im Nachbargebäude – öffnete sich eine weitere Tür. Kira hob den Phaser erneut und sah, wie zwei von Vekobets Kriegern eine schreiende Prynn ins Freie zerrten.
»Nicht schießen«, bat Winn sofort. Jaro eilte zu den Neuzugängen. Kira hörte nicht, was sie untereinander besprachen, doch es schien eine Art Tragödie stattgefunden zu haben. Prynn wirkte untröstlich, und nach dem, was die Soldaten ihm mitteilten, schien auch Jaro zutiefst erschüttert zu sein.
Opaka …?
In dem Moment – und zweifellos von Prynns Geschrei alarmiert – trat ein Klingone in die Gasse. Kira und Winn zückten gleichzeitig die Waffen. Ihre Schüsse trafen den Allianzsoldaten mitten in die Brust und ließen ihn zu Boden gehen.
»Los«, wies Kira Winn an. »Schaffen Sie sie hier weg, bevor noch mehr von denen auftauchen!«
Winn sah sie mit ernster Miene an. »Gehen Sie mit den Propheten, Kira Nerys.«
»Sie auch«, sagte Kira. »Und jetzt
los
!«
Die Gruppe eilte die Gasse hinunter und zu einer weiteren Tür an deren Ende. Kira beobachtete sie mit gezückter Waffe und angehaltenem Atem. Winn drängte ihre Begleiter ins Gebäude und schlug dann die Tür hinter sich zu. Erst jetzt atmete Kira aus.
Etwa einen Herzschlag später trat Vaughn in die Gasse. Er kam aus der Tür, aus der auch Prynn gekommen war. Als er Kira auf der Schwelle zum Refektorium ausmachte, lief er auf sie zu.
Er kam nur sechs Schritte weit. Vielleicht sechs weitere Klingonen erschienen hinter ihm, und ein Jem’Hadar führte sie an.
Kira erstarrte – doch nur für einen Sekundenbruchteil. »
Runter!
«, brüllte sie und verteilte Phaserfeuer in der Gasse. Vaughn reagierte instinktiv, indem er sich nach vorne warf, sich im Fallen drehte und gleichzeitig in die Richtung feuerte, aus der er gekommen war. Drei der Klingonen gingen sofort zu Boden, die übrigen brachten sich in Deckung.
Der Jem’Hadar war bereits verschwunden.
Kira zog Vaughn ins Refektorium, schlug die Tür hinter ihnen zu und fand Deckung hinter einer Art Barrikade aus provisorisch zusammengeworfenen Tischen und Bänken. Kira wusste nicht, was diese Deckung, die sie mit Winn und Jaro errichtet hatte, ihnen nützen sollte, würde sie die Klingonen doch maximal wenige Sekunden aufhalten und ihren und Vaughns Tod nicht verhindern. Aber sie ahnte, dass wenige Sekunden für die Anführer der Enklave den entscheidenden Unterschied bringen konnten.
Und sie selbst? Starb sie vielleicht
heute
durch Taran’atars Hand?
»Danke für die Warnung«, keuchte Vaughn und rieb sich die Schulter, auf der er nach seinem verzweifelten Hechtsprung gelandet war.
»Haben Sie ihn gesehen?«, fragte Kira. Sie hielt die Waffe erhoben
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