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Der Seerosenteich: Roman (German Edition)

Der Seerosenteich: Roman (German Edition)

Titel: Der Seerosenteich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Pfannenschmidt
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krank.»
    «Gott, Frau Burmönken, das ist Schiffbruch auf der ganzen Linie ...» Sie goß sich Tee ein, nahm die Tasse hoch, nippte daran und stellte sie wieder zurück. Der Tee war ihr zu heiß. «Es muß doch in dieser Stadt jemanden geben ... der putzen will!»
    «Tja», antwortete Gretel, «ich hab Ihnen ja schon gesagt: Das große Haus mit all dem Gedöns ... Sie haben ja auch so Ihre Vorstellungen ... das ist etwas für eine Haushälterin. Mit einer Putzfrau kommen wir auf Dauer nicht längs.»
    «Ich muß es noch einmal mit meinem Mann besprechen.» Sie ging an ihren Platz zurück und setzte sich wieder.
    «Kommt er heute mittag zum Essen?» fragte Gretel.
    «Nein. Er bleibt in der Stadt.»
    «Dann hab ich ja alles umsonst vorbereitet! Ente.» Gretel war verärgert.
    «Na ja, Frau Burmönken, das Kind muß ja auch was haben, wenn es von der Schule kommt ... übrigens, denken Sie dran: Morgen abend haben wir eine Gesellschaft. Sechs Personen. Machen Sie mir bitte bis heute nachmittag Vorschläge. Es wäre auch schön, wenn Sie servieren könnten und sich überhaupt bereit halten würden ...»
    Gretel nickte, stellte Charlotte Trakenberg die Teetasse auf den Sekretär und ging zur Tür. Sie wollte gerade das Schlafzimmer ver lassen, als das Telefon auf dem Nachttisch klingelte. Mißbilligend sah Charlotte Trakenberg zu dem Apparat aus weißem Bakelit hinüber, dessen Glocke schrill läutete. «Seien Sie doch so nett ...» Gretel ging an den Nachttisch und nahm den Hörer ab. «Haus Trakenberg?»
    Charlotte Trakenberg wartete einen Moment, aber als sie bemerkte, daß es ein Anruf für die Burmönken war, wandte sie sich ab, las weiter ihre Post und trank dabei in kleinen Schlucken ihren Tee. Für eine Weile war sie versunken in den Brief einer Freundin, die ihr aus Brasilien geschrieben hatte, folgte deren Geschichten und Beschreibungen. Doch plötzlich hielt sie inne, ließ den Bogen sinken und sah erneut zur Burmönken hinüber.
    Bleich und schweigend hörte die dem Anrufer zu, dann sagte sie: «Ist gut!», legte den Hörer auf die Gabel zurück und faltete die Hände vor der Brust, als würde sie beten.
    «Ist was passiert?» fragte Charlotte Trakenberg.
    Gretel antwortete nicht.
    «Frau Burmönken! Ich rede mit Ihnen!»
    Die Köchin löste sich aus ihrer Erstarrung, ging ein paar Schritte in Richtung Tür und blieb dann in der Mitte des Raumes stehen. «Ja», sagte sie, «ein Freund ... von mir ... der Familie ... aus meinem Heimatdorf.»
    «Gott! Nun sagen Sie doch etwas!»
    «Er ist gestorben.»
    «Ach, Sie Arme.» Charlotte Trakenberg erhob sich und ging auf ihre Köchin zu. «Kann ich irgend etwas ...»
    Gretel richtete sich auf. «Verzeihen Sie, aber ich muß Sie bitten, mir freizugeben.»
    «Freigeben? Aber um Himmels willen, wann denn?»
    «Sofort! Ich muß noch heute nach Luisendorf.»
    «Ich verstehe, daß Sie jetzt aufgeregt sind. Aber bitte bedenken Sie, wir haben ja morgen unsere Gesellschaft. Und diese ... diese Elke ist nicht da. Ich kann unmöglich auf Sie verzichten, Frau Burmönken. Wie soll das gehen?»
    Gretel blickte ihrer Arbeitgeberin streng ins Gesicht. «In all den Jahren, Frau Trakenberg, habe ich immer meine Arbeit hier vornean gestellt, war nie krank, habe nie gefehlt, auch damals nicht, als meine Cousine ins Krankenhaus kam. Diesmal geht es aber nicht anders. Das sind meine engsten und ältesten ... und ...», sie war den Tränen nahe, weinte aber nicht, «besten Freunde. Ich muß dorthin!»
    Charlotte Trakenberg sah zu Boden. «Nun gut», sagte sie, «in Gottes Namen. Mein Beileid.» Sie ging schnurstracks an ihren Sekretär zurück.
    Mit gesenktem Kopf verließ Gretel Burmönken den Raum.
    In ihrem Souterrainzimmer angekommen, das am Ende des Küchenflures neben dem Weinkeller lag, band sie ihre Schürze ab, nahm einen Koffer vom Schrank herunter und fing an zu packen. Als sie ins Badezimmer trat und das Licht anknipste, hielt sie inne und besah sich im Spiegel. Mit den Händen zog sie die Haut ihres Gesichtes straff, so, als könnte sie die Zeit zurückdrehen und die Wunden und die Falten glätten, die sie ihr zugefügt hatte. «Ida, Ida ...», murmelte sie leise.
    Ida Corthen war eine Freundin seit Jugendtagen. Gretels jüngere Schwester Ilse hatte die Klassenkameradin eines Tages mit auf den Hof der Burmönkens gebracht. Das stille, ernste Mädchen aus der Nachbarschaft gehörte bald zur Familie, sie war das siebte Kind geworden, half mit auf dem Feld, durfte bei den

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