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Der Seher des Pharao

Der Seher des Pharao

Titel: Der Seher des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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leiser, hoher Kinderstimme, die Anukets ähnelte, aber rauer war. »Ich habe dich schon einmal gesehen, du, mit deinem schönen langen Haar und den verführerischen Augen. Was willst du? Ich bin müde.«
    »Dich«, sagte Huy barsch. »Aber ich habe nichts, um dich zu bezahlen.« Sie zuckte mit den Achseln und erhob sich. Sie war größer, als er gedacht hatte, größer als Anuket, aber ihre feinen Züge waren atemberaubend ähnlich. Sie sah ihn von oben bis unten an, doch ehe sie etwas sagen konnte, nahm Huy seinen Ohrring ab. »Ich gebe dir den.«
    Bereitwillig nahm sie den Schmuck und machte eine rasche Kopfbewegung. »Komm rein.«
    Er folgte ihr in einen winzigen, vollgestopften Raum. Das Bett war zerwühlt, und die fleckigen grauen Wände brauchten dringend einen Anstrich. Ein Brett, das auf zwei Lehmziegelstapeln lag, diente als Tisch. Darauf befanden sich staubige Kosmetika in schlichten Lehmtöpfen und eine Kerze. Der gestampfte Boden war nackt. Huy nahm von all dem nichts wahr. Wie im Fieber beobachtete er, wie sie die Kerze mit dem Stumpf anzündete, den sie mit hereingebracht hatte, und den Ohrring, den ihm Anuket geschenkt hatte, zwischen das Durcheinander auf dem improvisierten Tisch fallen ließ. Als sie sich ihm zuwandte, packte er sie bei den Schultern.
    »Dein Name ist Anuket. Du bist eine siebzehnjährige Jungfrau«, sagte er. Ungläubig hörte er die Worte aus seinem Mund kommen.
    Sie nickte. »Und du bist mein Deflorierer.« Sofort änderte sich ihr Verhalten. Ihre Augen wurden groß, und die Hand, die sie auf ihre Brust legte, zitterte. Die Verwandlung war verblüffend. Eine dumpfe Begierde ergriff Huy. Er zog sie an sich und schlug seine Lippen auf ihre. Einen Moment lang widerstrebte sie mit miauenden Tönen, dann öffnete sie zögernd den Mund, und Huys Zunge drang ein. Seine Hände fanden die Träger ihres Kleides und zogen sie über ihre Schultern und ihre Arme herunter, bis das Gewand am Boden lag und sie nackt da stand. Sie entkam seinem Kuss, bedeckte mit beiden Händen ihre Scham und sah ihn angstvoll an. Sie keuchte.
    Einen kurzen kühlen Moment lang sah Huy ihr schauspielerisches Talent und wusste, dass er sich zum Narren machte, dann stieß er sie rückwärts auf das Bett, zog Tunika, Schurz und Lendentuch aus und folgte ihr. Ihre Brust mit der festen Warze war dicht an seinem Mund. Sie versuchte, sich wegzuwinden, aber er drückte sie mit beiden Händen auf das schmutzige Laken, seine Zähne und dann seine Lippen schlossen sich um die Brustwarze. Stöhnend fasste er ihre beiden Brüste und rollte sich auf sie. Doch mitten in diesem schrecklichen, leidenschaftlichen Verlust der Beherrschung merkte er, dass sein Penis seinem Verlangen nicht entsprach. Huy küsste die Frau erneut, drückte die üppigen Brüste, die Anukets Knospen so unähnlich waren, aber es half nichts.
    Sie hörte auf, die Jungfrau zu spielen, drehte ihn auf den Rücken, glitt an ihm herunter und nahm seinen Penis in den Mund. Huy lag da und flehte angespannt, bettelte, ohne sich an einen bestimmten Gott oder Dämon zu wenden, aber es half nichts. Allmählich ebbte das schreckliche Verlangen ab und ließ ihn mit einem Gefühl der Leere zurück, wie er es nie zuvor verspürt hatte. Er schloss die Augen, hörte, wie die Hure vom Bett aufstand und ihr Gewand wieder über ihren Körper zog. Einen Moment lang lag er nackt und mit gespreizten Armen und Beinen da. Seine Schande stieg ihm förmlich in die Nase, der widerliche Geruch seines und ihres Schweißes vermischte sich in dem stinkenden Gelass. »Es lag nicht an mir, dass du nicht erregt warst«, sagte sie. »Also behalte ich den Ohrring. Und jetzt geh, ich möchte schlafen.« Huy stieg ungeschickt von dem Bett und fummelte sich seine Kleider an, während sie ihn teilnahmslos beobachtete. Er war noch nicht ganz aus der Tür, da löschte sie auch schon die Kerze.
    Huy hastete Richtung Tempel. Halb wahnsinnig vor Schmerz und Demütigung, begann er zu schreien. »Ich hasse dich! Ich hasse euch!«, rief er und meinte damit Atum, Thot, alle Götter, die sich nicht um ihn scherten, ihn manipulierten und benutzten, Imhotep, der ihm so listig die Frage gestellt hatte, die sein Leben ruinierte, Ramose und jeden Priester, der den hinterhältigen Göttern diente, Nacht, der vorgegeben hatte, ihn zu lieben, Anuket, die ihre teuflischen weiblichen Kräfte bei ihm eingesetzt und ihn zerrissen hatte. Sein Geheul hallte in den stillen Straßen wider, aber das war ihm egal. Wäre er

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