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Der Seher des Pharao

Der Seher des Pharao

Titel: Der Seher des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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verzweifelt hinzu, als er sah, wie das Lächeln langsam von Nachts Gesicht verschwand. »Weis mich nicht von vornherein ab!« Schwer atmend schloss er den Mund. Am liebsten hätte er sich auf den Stuhl sacken lassen, aber er blieb stehen.
    Eine ungute Stille machte sich zwischen ihnen breit. Nur die Flamme der Lampe flackerte einmal heftig und ließ Schatten über Nachts Gesicht tanzen. Schließlich seufzte der Fürst. »Ich hatte gehofft, dass dieser Tag nie kommen würde«, sagte er traurig. »Ich liebe dich mittlerweile wie einen Sohn, Huy. Du bist ein ehrlicher und rechtschaffener junger Mann. Ich habe deine Neigung zu Anuket gesehen und gebetet, dass sie vorübergeht wie jede erste Vernarrtheit. Aber das ist nicht geschehen.« Er rieb sich erschöpft die Stirn. »Ich kenne meine Tochter gut«, fuhr er fort. »Sie ist eigensinnig und durch und durch egoistisch. Und trotz meiner strengen Erziehung wird sie immer zänkischer. Sie braucht eine sehr feste Hand.«
    »Ich werde mich so liebevoll um sie kümmern, dass sich ihr Wesen ändert«, drängte Huy.
    Nacht schürzte die Lippen. »Sie liebt dich nicht. Sie betrachtet deine Bewunderung als ihr gutes Recht, aber sie erwidert sie nicht.«
    »Das bedeutet doch nichts! Wie viele Ehen sind auf Liebe gegründet? Sehr wenige. Solange Respekt vorhanden …«
    »Es tut mit leid, Huy. Erstens ist ihr Blut adelig, und sie hat innerhalb ihrer Klasse zu heiraten. Zweitens kann ihr ein Schreiber, egal wie gut er bezahlt wird, nie den angemessenen Unterhalt bieten. Außerdem brauche ich keinen weiteren Schreiber, und meine Beamten hier im Gau bevorzugen ältere Männer, die bereits in der Sprache der Politik bewandert sind und ihre Lehrjahre anderswo absolviert haben. Drittens habe ich im Gegensatz zu dir nicht vergessen, dass du der Wiedergeborene bist und deine Sehergabe dir eine Heirat unmöglich macht. Bei einem solchen Verrat würde der Zorn der Götter auf dich und die Deinen fallen. Die Antwort lautet nein.«
    »Aber Herr, es gibt Beispiele, dass schon früher Adelige Bürgerliche geheiratet haben!«, schrie Huy auf. »Und was ihren Unterhalt angeht, könntest du mir helfen! Gib mir eine Stellung, lehre mich die Verwaltung irgendeines Bereichs deines Sepats! Manche Seher behalten ihre Gabe. Das hat mir die Rechet gesagt! Oh bitte …«
    Nacht verließ den Tisch, ging zu Huy und legte den Arm um ihn. »Nein, Huy«, sagte er sanft. »Anuket ist seit ihrer Geburt dem Sohn des Gaufürsten von Uas versprochen. Sie wird in Weset leben. Sie wird tun, was man ihr sagt, denn sie ist ehrgeizig und nicht wie Nascha, die alle Männer zurückweist, die sie heiraten wollen. Es tut mir leid.«
    Huy durchfuhr ein Schmerz, als hätte man ihm ein Messer in die Brust gerammt. Am liebsten hätte er sich gekrümmt und die Hände gegen das Brustbein gepresst, doch mit dem letzten Fünkchen Würde machte er sich aus Nachts Umarmung frei und stand auf. »Es tut mir mehr als leid«, flüsterte er. »Danke, dass du mich angehört hast, Herr, und dass du mich so viele Jahre in deiner Familie willkommen geheißen hast. Ich glaube nicht, dass ich je wieder herkommen werde.«
    »Ich hoffe, dass du deine Meinung ändern wirst.« Nacht trat zur Seite. »Du hinterlässt eine große Lücke bei uns.«
    Huy konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken. Er wollte noch etwas sagen. Verzweifelt suchte er nach den richtigen Worten, mit denen er Nacht überschütten könnte, damit sie ihm Anuket brächten. Doch falls es sie gab, blieben sie ihm verborgen. Er verbeugte sich vor dem Fürsten, richtete sich mit Mühe auf und ging hinaus in den Flur. Dort lehnte er sich erst einmal gegen die Wand und schlug die Hand auf den Schmerz, der ihn zu überwältigen drohte. Vornübergebeugt ging er mit unsicheren Schritten weg vom Vordereingang und vorbei an der schläfrigen Wache in die warme Dunkelheit des Gartens hinter dem Haus.
    Er wollte unter den Bäumen um das Haus herum zu seiner Sänfte gehen, als sich Anuket aus dem Schatten löste und ohne ein Geräusch in das schwache Mondlicht glitt. Huy blieb stehen und beobachtete, wie sie näher kam. Das lange weiße Kleid wirkte grau, ihre Augen waren ebenso schwarz wie ihr Haar und wie die Nacht, die sie umgab. Sie blieb vor ihm stehen und blickte ihm feierlich ins Gesicht. »Ich wollte hören, was du meinem Vater zu sagen hattest. Ich ging hinaus und stellte mich unter das Fenster des Arbeitszimmers. Durch das Rollo war jedes Wort klar und deutlich zu verstehen.« Huy sagte

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