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Der Seher des Pharao

Der Seher des Pharao

Titel: Der Seher des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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»Ich möchte keine Mädchen in der Schule haben. Kannst du dir vorstellen, dass ein Mädchen Schwimmen lernt?« Die beiden hatten gute Fortschritte im Schwimmunterricht gemacht. Huy wollte keinen Streit heraufbeschwören, also verschwieg er, dass Ischat bereits schwimmen konnte wie ein Fisch, obwohl sie ein Jahr jünger war.
    Sein Onkel besuchte Huy am letzten Tag des Monats Mechir, der auf Tybi folgte. Er kam genau zum Ende des morgendlichen Unterrichts. Huy, der von einem der Priester des Tempels gerufen worden war, rollte seine Matte zusammen und rannte in den Flur, wo Ker wartete. Der Mann beugte sich herunter und öffnete die Arme. Huy sprang regelrecht hinein. »Onkel Ker! Du riechst nach zu Hause!«, kreischte er.
    Ker umarmte ihn und stellte ihn auf den Boden. »Oh Götter, kannst du in nur zwei Monaten so gewachsen sein, Huy?«, rief er. »Du siehst sehr gut aus. Geht’s dir gut? Der Vorsteher hat mir gesagt, dass du dich problemlos einfügst. Mein Schiff ist auf dem See hinter dem Kanal vertäut, und ich habe die Erlaubnis, mit dir an Bord zu essen.« Huy wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. »Deine Mutter, dein Vater und deine Tante Heruben lassen dich herzlich grüßen«, fügte Ker hinzu. »Wir vermissen dich alle, aber wir sind auch sehr stolz auf dich.«
    Huy hielt ihn zurück. »Es gibt einen kürzeren Weg zum See«, erklärte er. »Den nehmen wir, wenn wir zum Schwimmunterricht gehen. Onkel Ker, ich freue mich so, dass du da bist.«
    »Die Jugendlocke steht dir gut«, sagte Ker, als sie Hand in Hand den gepflasterten Platz erreichten und links im Schatten der Mauer weitergingen. »Ich werde deiner Mutter erzählen, dass sie deinen Locken nicht nachtrauern braucht. Und sie wird sich freuen, dass du das Amulett trägst, das sie dir gegeben hat.«
    Das Schiff war wie ein alter Freund, und als Huy über den Landungssteg rannte, erinnerte er sich an die Ängste, die ihn bei der Reise nach Iunu geplagt hatten. Nun besaß er zwei Zuhause, das eine hier und das andere im Delta. Eingedenk der guten Manieren von Thutmosis und seiner Rolle als Bewohner des Tempelbezirks verbeugte er sich vor dem Steuermann und den Matrosen, die sich im Schatten des Bugs versammelt hatten. Dann wartete er darauf, dass ihm sein Onkel bedeutete, er könne sich auf eines der Polster neben der Kabine setzen. Kers Augenbrauen hoben sich, aber er sagte nichts. Ker zeigte auf das Festmahl, das auf dem Tuch ausgebreitet war, und Huy ließ sich mit einem wohligen Seufzer nieder. Das Boot bewegte sich auf dem sonnenbeschienenen Wasser kaum. Wenn er sich genügend Zeit mit dem Essen ließ, würden seine Klassenkameraden zum Schwimmunterricht eintreffen und sehen, dass er auf diesem schönen Schiff bewirtet wurde. Selbst der böse Sennefer könnte neidisch werden.
    »Meine Feldfrüchte wachsen gut«, sagte Ker, als er Huy kaltes Rindfleisch und knackigen grünen Salat mit Sellerie, Zwiebeln und scharfen Knoblauchstückchen vorsetzte. »Aber auch das Unkraut. Deine kleine Freundin Ischat reißt es heraus, aber dann flechtet sie Girlanden daraus. Sie hat mir ein Geschenk für dich mitgegeben.« Er öffnete den Beutel, der an seiner Taille hing, und gab Huy einen kleinen Stein.
    Huy rollte ihn auf der Handfläche herum und freute sich daran, wie er in der Mittagssonne glitzerte. »Ist das Gold?«, fragte er ehrfürchtig.
    Ker lachte. »Nein. Die Einschlüsse sind Pyrit. Aber sie glänzen genauso schön wie Gold, nicht? Ischat hat ihn am Flussarm gefunden und meinte, er würde dir gefallen.«
    »Das ist schon das zweite Geschenk, das sie mir macht. Sobald ich das kann, werde ich ihr schreiben und mich bedanken. Sie kann zwar nicht lesen, aber sie wird begeistert sein, wenn sie einen Brief bekommt.«
    »Und das wird schneller passieren, als wir alle dachten.« Ker goss Bier in zwei Becher und gab einen davon Huy. »Der Vorsteher und dein Lehrer sind sehr beeindruckt von deinen raschen Fortschritten. Gibt es denn etwas, das dir fehlt? Brauchst du etwas?«
    Das dunkle Bier roch nach Moschus, und sein bitterer Geschmack war angenehm. »Ja, Onkel Ker. Ich hätte gern eine Chenti-Cheti-Statue, die ich neben mein Bett stellen kann. Alle Jungen haben ein Bild ihres Gottes dabei.«
    Ker blickte ihn wissend an. »Davon ist auszugehen. Aber warum möchtest du den Gott bei dir haben?«
    Huy leckte sich den Schaum von der Oberlippe. »Weil Chenti-Cheti Hut-Herib beschützt. Und da ich aus Hut-Herib komme, wird er auch mich beschützen. Ich bin

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