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Der Seher des Pharao

Der Seher des Pharao

Titel: Der Seher des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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keine tödliche, doch trotzdem eine aufsehenerregende. Und er hatte die verbotenen Bereiche des Tempels kartiert, war mit Geschichten für die neidischen, weniger abenteuerlustigen Jungen zurückgekehrt. Doch über die letzte Gefahr sprach er nicht, obwohl er nachts jeden Moment ab der Entdeckung des dreieckigen Schattens in der Mauer immer wieder durchlebte. Statt zu verblassen, wurden die Einzelheiten immer klarer. Er war sich nicht bewusst, dass gerade sein Schweigen eine Flut von Spekulationen und Gerüchten auslöste. Selbst Sennefer beließ es bei einem üblen Stoß in Huys Rippen und einem geflüsterten »Es ist mir egal, wie beliebt du dich gemacht hast, du bleibst ein Bauer« sowie finsteren Blicken und schloss sich widerstrebend der Ehrfurcht der anderen an.
    Die abgeschnittene Jugendlocke blieb ein Schandmal. Seine Haare wuchsen nur langsam nach, zuerst als ein Büschel kurzer schwarzer Stoppeln, dann als einzelne Locke, die sich wie der Schwanz eines albernen Tiers ringelte. Pabast sagte nichts über sein Aussehen, aber seine stumme Verachtung sprach Bände. Huy gewöhnte sich an, wann immer er Zeit hatte, an seiner Locke zu zerren, in der vergeblichen Hoffnung, sie würde dann schneller wachsen.
    Im Unterricht machte er weiterhin gute Fortschritte, und als die Schule kurz vor Beginn des Überschwemmungsmonats schloss, hatte er die Mehrzahl der Sprachzeichen gelernt und konnte die einfachen Erbauungssätze seines Lehrers lesen und auswendig aufsagen. Seine eigene Schrift war immer noch unordentlich und ungelenk, allerdings nicht mehr als bei seinen Klassenkameraden. Er hatte nicht vergessen, was er dem Priester in Hut-Herib versprochen hatte, doch er wusste, dass er noch nicht geübt genug war, um einen Brief zu schreiben, auf den er stolz sein konnte. Eines Tages, vielleicht im nächsten Jahr, würde er so weit sein.
    Am Ende von Mesore, dem letzten Monat einer glühend heißen Erntezeit, kehrten Lehrer und Schüler nach Hause zurück. Der Unterricht würde erst gegen Ende von Tybi wieder beginnen. Obwohl er sich darauf freute, seine Eltern und Ischat wiederzusehen, war Huy ziemlich niedergeschlagen. Die sieben Monate in der Tempelschule waren rasch vergangen. Das Lernen machte ihm Spaß, er hatte sich an den strengen Rhythmus der Tage im Hof und im Unterrichtsraum gewöhnt und ihn sogar schätzen gelernt, außerdem würde er die anderen Schüler, vor allem Thutmosis, vermissen. »Du wirst mir auch fehlen«, sagte Thutmosis, als sie ihre Sachen packten. »Zu Hause wird es anfangs wunderbar sein. Meine Schwestern werden mich verwöhnen, Vater hat mir ein Geschenk zum Ende des Schuljahrs versprochen, und ich freue mich auf mehr Süßes und weniger Gemüse. Doch irgendwann wird das langweilig, denke ich. Du kannst ja kommen und mich ein oder zwei Tage lang besuchen, sobald der Fluss wieder niedriger wird.«
    »Vielleicht.« Huy wickelte seine Chenti-Cheti-Statue in ein Stück Leinen und legte sie auf das Senet-Spiel in einem seiner Lederbeutel. »Das hängt davon ab, ob mein Onkel dann in Iunu zu tun hat. Mein Vater kann es sich nicht leisten, eine Barke zu mieten, die mich hierherbringt.«
    Thutmosis verzog das Gesicht. »Ich vergesse immer, dass du arm bist«, stellte er nüchtern fest. »Aber du bist so gut im Unterricht, Huy, dass du eines Tages für einen sehr reichen Mann arbeiten wirst, dem nur der Beste gut genug ist. Und dann bekommst du deine eigene Barke.« Thutmosis rutschte vom Bett. »Wenn wir erwachsen sind, solltest du meine Schwester Anuket heiraten«, erklärte er, als sie in die Morgensonne traten. »Dann wohnst du hier in Iunu, und wir können uns immer treffen.«
    »Ich werde aber nie heiraten!«, protestierte Huy. »Stell dir vor, das Haus mit einem Mädchen teilen zu müssen! Viel besser würde mir gefallen, eines mit dir zu teilen.«
    Ker wartete am Fuß des Landungsstegs auf Huy. Als der das sanft schaukelnde Schiff entdeckte, stieg trotz des Abschieds von Thutmosis eine Woge der Begeisterung in ihm auf. Diesmal würde er ohne die Furcht vor einer ungewissen Zukunft, die ihn auf dem Weg hierher verfolgt hatte, in der Kabine übernachten. Er rannte los, zerrte seine Beutel über den belebten Platz, und Ker breitete die Arme aus. »Heute kann ich dich mit nach Hause nehmen!«, rief der Onkel, als Huy die Bündel fallen ließ und sich an seine Brust warf. »Ich glaube, du bist schon wieder gewachsen. Deine Mutter kann es gar nicht erwarten, dich zu sehen. Sie lässt dich grüßen. Und

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