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Der Seher

Der Seher

Titel: Der Seher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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erhalten. Erdrutschverlierer nie. Wen gibt es noch? Keats? Er wird dann über sechzig sein. Pownell? Keine Ausdauer. Der ist bis dahin vergessen. Randolph? Der gibt höchstens einen Vize ab, mehr ist in dem nicht drin.«
    »Socorro wird noch mitreden«, sagte ich.
    »Socorro, ja. Wenn er nächstes Jahr im Wahlkampf seine Karten richtig spielt, wird er am Ende gut dastehen, egal, wie vernichtend die beiden geschlagen werden. So wie Muskie bei seiner Niederlage ‘68 und Shriver ‘72. Socorro ist mir in diesem Sommer sehr viel durch den Kopf gegangen, Lew. Ich habe beobachtet, wie er seit Leydeckers Tod wie eine Rakete steigt. Deshalb habe ich auch beschlossen, nicht mehr länger zimperlich zu sein und jetzt schon auf die Nominierung loszugehen. Ich muß Socorro ausbooten. Denn wenn er Null-Vier die Nominierung kriegt, wird er gewinnen, und wenn er gewinnt, dann hat er zwei Amtszeiten vor sich, und das würde mich bis 2012 auf ein Nebengleis stellen.« Er verabreichte mir eine Dosis des klassischen Quinnschen Augenkontakts, durchbohrte mich, bis ich mich winden wollte. »Im Jahre 2012 bin ich einundfünfzig Jahre alt, Lew. So lange möchte ich nicht warten müssen. Ein potentieller Kandidat kann ganz schön vertrocknen, wenn er zwölf Jahre am Weinstock hängt, um auf seine Stunde zu warten. Was meinst du?«
    »Ich meine, deine Projektion ist durch und durch stichhaltig«, sagte ich.
    Quinn nickte. »Okay. Hier ist der Zeitplan, den Haig und ich in den letzten Tagen ausgearbeitet haben. Den Rest von ‘99 und die erste Hälfte des nächsten Jahres verbringen wir einfach nur damit, das Fundament zu legen. Ich halte ein paar Reden in verschiedenen Teilen des Landes, ich lerne die großen Parteiführer besser kennen, ich stelle mich gut mit einer Menge von den kleinen Fischen in den Wahlbezirken, die bis 2004 große Parteiführer sein werden. Nächstes Jahr, wenn Kane und Socorro nominiert sind, rühre ich im ganzen Land die Trommel für sie, besonders im Nordosten. Ich werde verdammt mein Bestes tun, ihnen den Staat New York zuzuführen. Was zum Teufel, ich schätze, sie werden sowieso sechs oder sieben von den großen Industriestaaten erobern, und dann sollen sie auch meinen haben, wenn ich dafür als dynamischer Parteiführer dastehe; Mortonson wird sie immer noch im Süden und im Farmer-Gürtel vom Tisch fegen. 2001 halte ich mich dann zurück und konzentriere mich auf die Wiederwahl als Bürgermeister; aber sobald das hinter mir ist, halte ich wieder Reden im Lande, und nach den Kongreßwahlen 2002 gebe ich meine Kandidatur bekannt. Dann habe ich noch das ganze Jahr Null-Drei und die Hälfte von Null-Vier, um die Delegierten zu beackern, und sobald die ersten Vorwahlen anstehen, ist mir die Nominierung sicher. Also?«
    »Mir gefällt der Plan, Paul. Mir gefällt er ausgezeichnet.«
    »Gut. Du wirst mein wichtigster Mann sein. Ich will, daß du dich ganz darauf konzentrierst, nationale politische Muster zu identifizieren und projizieren, so daß du Spielpläne innerhalb der größeren Struktur entwerfen kannst, die ich gerade umrissen habe. Kümmere dich nicht um das lokale Kleinzeugs, den ganzen New-York-City-Kram. Mardikian wird mit meiner Kampagne für die Wiederwahl schon ohne große Hilfe fertig. Verschaff du dir den großen Überblick; du sagst mir, was die Leute in Ohio und Hawaii und Nebraska wollen, du sagst mir, was sie aller Wahrscheinlichkeit nach in vier Jahren wollen werden. Du wirst der Mann sein, der mich zum Präsidenten macht, Lew.«
    »Verdammt noch mal, das werde ich«, sagte ich.
    »Du wirst das Auge sein, das für mich in die Zukunft sieht.«
    »Du sagst es, Mann.«
    Wir klatschten uns gegenseitig in die Hände. »Auf zum Jahr 2004!« rief er.
    »Washington, hier kommen wir!« brüllte ich.
    Es war ein närrischer Moment, aber es war auch ein ergreifender. Geschichte hoch zu Roß, auf dem Marsch zum Weißen Haus, und ich in der Vorhut, die Fahne tragend, die Trommel rührend. Ich war so von Gefühl überwältigt, daß ich fast den Mund aufmachte, um Quinn zu sagen, er solle die Kuwait-Zeremonie jemand anderem überlassen. Aber dann war es mir, als sähe ich Carvajals trauriges Gesicht in dem Staub schweben, der im Licht tanzte, und ich hielt mich zurück. Also sagte ich nichts, und Quinn hielt am nächsten Tag seine Rede und trat natürlich tief in alle Fettnäpfchen mit seinen Hornochsenwitzen über die politische Situation im Nahen Osten. (»Wie ich höre, haben König Abdullah und Premier

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