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Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)

Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)

Titel: Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerri Russell
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Richtung Norden ab, denn dort verlief der Pfad, den Wolf ihr erst kurz zuvor gezeigt hatte.
    Doch ganz gleich, wohin sie lief, die energischen Schritte blieben dicht hinter ihr und kamen näher und näher. Isobel rannte durch den Bach, Wasser spritzte in die Höhe und durchnässte ihr Kleid, das gleich nochmal so viel zu wiegen schien. Sie warf den Stock zur Seite und fasste in den dicken Stoff, um ihn aus dem Wasser zu ziehen. Trotz des rutschigen Flussbetts war sie entschlossen, ihren Vorsprung wieder zu vergrößern.
    Mit einem Satz überwand sie das Ufer und erwartete, gleich wieder festen, trockenen Boden unter den Füßen zu haben. Doch in diesem Moment wurde sie nach hinten gerissen und prallte brutal gegen die Brust ihres Vaters.
    Sie wand sich in seinen Armen und versuchte sich zu befreien. Ihre Haare hingen ihr vor dem Gesicht, so dass sie nichts sehen konnte. »Lass mich los.«
    Seine einzige Reaktion war ein leises, beängstigendes Lachen.
    Isobel begann zu schreien.

Siebenundzwanzigstes Kapitel
     
    »Isobel!«
    Wolfs Aufschrei verstummte. Sein ganzer Körper schmerzte vor Erschöpfung und Anspannung, jeder Muskel schien zu brennen, als er von seinem Pferd sprang und zur Feste rannte. Das Unwetter der letzten Nacht war vorübergezogen, auf dem Burghof herrschte klamme Kälte, Nebel hing in der Luft.
    Energischer, als es nötig gewesen wäre, stieß Wolf die schwere Tür zur Feste auf und jagte allen im Saal Versammelten einen Schreck ein, als die Tür gegen die Wand schlug. Die Krieger, die zum Schutz der Burg zurückgeblieben waren, saßen an den Tafeln verteilt und schauten grimmig drein.
    Mistress Rowley und einige andere Diener standen nahe dem Kamin über eine Strohmatte gebeugt. Wolf konnte nicht erkennen, wer dort lag, doch der blutgetränkte Stoff, der gleich neben dem Lager auf dem Boden lag, sprach eine deutliche Sprache. Wolf sah zu seinen Männern. »Wer hat Euch angegriffen?«
    Hiram stand auf, stieß sich von der Tafel ab und kam zu ihm. »Die Männer des Königs.«
    Wolf zwang sich zur Ruhe, während er an Granges menschenleeres Lager dachte. Also noch eine Falle. Man hatte ihn von seinen Leuten weggelockt, damit die einem Angriff wenig entgegensetzen konnten. »Wie viele Opfer?«
    »Nur ein Verletzter, Mylord.« Hiram sah zu Boden.
    Wolfs Herz setzte für ein paar Schläge aus. »Isobel?«
    »Nein, Walter.«
    »Wo ist Isobel?«
    Mit betretener Miene antwortete Hiram: »Das weiß niemand. Sie befahl uns, dass wir uns in der Feste einschließen. Als wir sie das letzte Mal sahen, ging sie mit einer Armbrust in der Hand nach draußen.«
    »Und niemand ist ihr gefolgt?« Wolf ballte die Fäuste und kämpfte gegen das Zittern an, das ihn zu übermannen drohte.
    »Walter ging ihr nach. Wir nahmen an, er würde sie aufhalten. Dann hörten wir von draußen ein lautes Aufheulen, und sofort griffen wir zu den Waffen.« Hiram schaute auf seine Hände, während er sprach. »Als wir auf den Burghof kamen, waren die Männer bereits wieder weg, und von Lady Isobel konnten wir keine Spur entdecken.«
    »Und wo ist Walter?«
    Hiram deutete auf das Lager am Kamin. »Er lebt, aber er ist schwer verletzt. Der Bolzen aus einer Armbrust hat sein Herz nur knapp verfehlt.«
    Wenn Walter verletzt worden war, hatte er es dann nicht geschafft, Isobel zu töten? Wolf ging zu ihm, zog seinen Dolch und kniete neben seinem Bruder nieder, damit er ihm die Klinge an den Hals drücken konnte. »Verräter.«
    Walters Blick war auf einen Punkt in weiter Ferne gerichtet. »Einer, der den Tod verdient«, entgegnete er in einem Tonfall, der erkennen ließ, wie elend er sich fühlte.
    »Du leugnest nicht, dass du mich hintergangen hast.«
    »Vater hatte mir gedroht, dich zu töten, wenn ich sie nicht töte. Mir blieb keine andere Wahl.«
    »Man hat immer eine andere Wahl, Walter. Manchmal muss man nur etwas gründlicher danach suchen.« Er steckte den Dolch weg, da seine Wut verrauchte.
    »Ich konnte nicht zulassen, dass er dich umbringt, nachdem du so viel für mich getan hattest.«
    »Unser Vater ist nicht allmächtig. Er ist bloß ein Mensch«, hielt Wolf dagegen.
    »Er ist ein König«, presste Walter unter Schmerzen hervor.
    »Aye, aber deswegen ist er noch lange nicht Gott.«
    Walter schluckte mühsam, während er eine Hand auf den blutgetränkten Verband legte. »Das ist wahr. Gott ist wenigstens gnädig«, fügte er leise hinzu. Mit seinen Blicken flehte er den Bruder um Vergebung an. »Ich konnte sie nicht

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