Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)
funktioniert?«
»Das wird nur die Zeit zeigen«, brummte der Heilkundige.
Mistress Rowley legte eine Hand auf Wolfs Ärmel. »Sie ist eine Kämpfernatur. Ihre Chancen stehen besser als bei jedem anderen, das zu überleben.«
»Und Fiona?«, erwiderte Wolf.
»Sie hatte nur ein kleines Stück Apfel gegessen. Das habe ich selbst gesehen. Sie isst wie ein Vögelchen, und dieses eine Mal hat ihr das das Leben gerettet.«
»Was kann noch getan werden, um Isobel zu helfen? Sagt es mir, und es wird geschehen.« Dabei machte er sich keine Mühe, seine wachsende Verzweiflung zu verbergen.
Mistress Rowley hob nachdenklich die Brauen. »Ich habe nicht das Recht, Euch zu sagen, was Ihr tun sollt.«
»Das hat Euch aber noch nie davon abgehalten, es mir trotzdem zu sagen.«
Ihre Gesichtszüge nahmen einen sanfteren Ausdruck an. »Womöglich wird Euch nicht gefallen, was ich vorzuschlagen habe.«
Er schaute zum Bett, wo der Heilkundige damit beschäftigt war, Isobel eine milchige Flüssigkeit einzuflößen. »Würde mich Eure Meinung nicht kümmern, Mistress Rowley, dann hätte ich Euch nicht gefragt. Und nun sagt mir endlich, was ich sonst noch für sie tun kann.«
»Legt demjenigen das Handwerk, der ihr Schaden zufügen will. Haltet ihn davon ab, ihr das anzutun, was er für sie vorgesehen hat. Heiratet sie unverzüglich und tretet dann zusammen mit ihr die Flucht an.«
Letzteres war ein Ratschlag, den er nun wirklich nicht erwartet hätte. Er ballte die Fäuste und erklärte: »Ich laufe vor keinem Kampf davon.«
Mistress Rowley sah ihm in die Augen. »Ehre und Stolz, die gleichen Schwächen wie bei Eurem Vater. Keiner von Euch ist je bereit, den Rückzug anzutreten.«
Er nickte zustimmend. Sie hatte nie seinen Zorn gefürchtet, und dafür war er dankbar. Und es war der Grund, weshalb er ihr jetzt zuhörte und ihr gestattete, die Dinge zu sagen, die kein anderer auszusprechen wagte. »Ein Rückzug ist erst möglich, wenn ich tot bin.«
»Muss es denn dazu kommen? Könnt Ihr nicht auf eine Warnung hören, wenn sie Euch zu Ohren kommt?«
Wieder schaute er zum Bett. Der Heilkundige hatte Isobel auf die Seite gedreht und wartete darauf, dass sein Mittel Wirkung zeigte. »Wenn sie diesen Anschlag überlebt, dann wird niemand je wieder in ihre Nähe gelangen, um ihr etwas anzutun.«
»Wie wollt Ihr das sicherstellen?«
»Meine Männer werden sie beschützen.«
Mistress Rowley runzelte die Stirn. »Nur Eure Männer?«
Er fuhr sich durchs Haar, was nichts weiter war als ein vergeblicher Versuch, seine Ratlosigkeit zu überspielen. »Was soll ich sonst noch tun?«
»Beschützt sie mit dem Ehegelübde. Dann habt Ihr keinen Grund mehr, von ihrer Seite zu weichen.«
»Dagegen kann ich nichts einwenden.«
Sie riss verblüfft die Augen auf. »Ihr stimmt mir zu?«
Er nickte bedächtig.
»Dann schlage ich vor, Ihr lasst den Priester kommen, sobald sie genesen ist«, erklärte die Haushälterin in einem unüberhörbar triumphierenden Tonfall.
»Sie muss nicht erst genesen, damit wir zu Ende führen können, was mein Vater begonnen hat.«
Mistress Rowley nickte zustimmend. Plötzlich wurde ihre Unterhaltung durch laute Würgegeräusche unterbrochen. Isobel wälzte sich auf dem Bett hin und her, um sich gegen die Wirkung des Heiltranks zur Wehr zu setzen. Es schien eine Ewigkeit lang zu dauern, dann endlich sank sie zurück auf ihr Kissen, schloss die Augen und blieb mit aschfahlem Gesicht liegen.
»Warum sollte jemand ihren Tod wollen?«, rätselte Wolf. »Sie lebte zurückgezogen auf einer abgeschiedenen Insel. Diese Frau ist niemand Bedeutendes. Die Gefahr für ihr Leben muss ihren Grund in der Beziehung zu mir haben. Aber was ist es?«
Er rieb sich die Schläfen, als könnte er so einen klaren Kopf bekommen. Der Gedanke, der sich plötzlich herausschälte, fasste Fuß und weigerte sich, gleich wieder in Vergessenheit zu geraten, obwohl er riskant war. Es gab eine Möglichkeit, die gesuchten Antworten in Erfahrung zu bringen. »Wo ist Brahan?«
»Ihr habt ihn angewiesen, auf Lady Fiona aufzupassen«, erwiderte Mistress Rowley
»Holt ihn mir her, ich brauche seine Dienste.«
Die Verzweiflung trieb oft kuriose Blüten. So ungern er den Schicksalsstein benutzen wollte, schien er einfach keine andere Wahl zu haben. Wolf war bereit, die Antworten auf jede erdenkliche Weise in Erfahrung zu bringen, wenn dieses Wissen ihm half, Isobel zu beschützen.
Seine Männer mochten ihn zeitweise für eine Bestie halten, doch er
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