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Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)

Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)

Titel: Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerri Russell
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er über den Felsvorsprung spähte, gefror ihm das Blut in den Adern.
    Ein halbes Dutzend Männer saß vor dem Lagerfeuer, alle lachten ausgelassen und riefen vier verzweifelten Dorfbewohnern etwas zu, deren Beine mit Seilen gefesselt waren und die um einen Baum herumsprangen. Dabei reckten sie die Arme in die Höhe und versuchten einen Mann zu befreien, der kopfüber an einem dicken Ast hing und hin und her schaukelte. Ein Fangeisen hatte sich um sein linkes Bein geschlossen, und um sein rechtes war die Kette gewickelt, an der er hing. Auf diese Weise trug sein rechtes Bein sein ganzes Körpergewicht, wodurch verhindert wurde, dass das andere durch die Falle in Fetzen gerissen wurde.
    Blut bedeckte das Gesicht des Mannes, doch Brahan erkannte sofort seinen alten Freund.
    Wut ließ sein Blut kochen, während sich die Finger um das Heft seines Schwerts schlossen. Dann zwang er jeden Gedanken aus seinem Geist und reagierte so, wie jahrelanges Einstudieren und Üben es zur Gewohnheit hatten werden lassen. Sein Schwert glitt wie von selbst aus der Scheide, dann überwand er mit einem Satz den Felsvorsprung und tötete zwei der Männer, bevor einer aus der Gruppe überhaupt reagieren konnte.
    Das Klirren der Klingen mischte sich mit aufgeregtem Hufgetrappel, als die Ritter auf den Feind trafen. Seit dem ersten Schlag war nicht allzu viel Zeit vergangen, doch bereits jetzt war der Waldboden von Blut getränkt. Pferde bäumten sich auf, ihr schrilles Wiehern machte das allgemeine Chaos nur noch größer. Brahan holte mit seinem Schwert aus und nahm einem weiteren Gegner das Leben, und dann war er auch schon bei Wolf angekommen. Er löste den Mechanismus der Falle, und die Dorfbewohner fingen ihn auf, um ihn behutsam auf den Boden zu legen.
     
    Welche Folter hatten sich die Wachen nun für ihn ausgedacht? Er würde ihnen dennoch nicht das verraten, was sie von ihm hören wollten. Niemand sollte von ihm je erfahren, wo sich der Schicksalsstein befand. Brahan konnte sich dessen sicher sein, dass Wolf keinem Menschen sein Geheimnis verraten würde.
    Er drehte sich auf die Seite und drückte sein Gesicht in den weichen Waldboden. Die berauschende Mischung aus feuchten Blättern und süßlicher Erde stieg ihm in die Nase. Wenigstens lag er jetzt auf dem Boden und schaukelte nicht länger hin und her, während das Fangeisen sein linkes Bein zerdrückte. Arme und Beine kribbelten, da das Blut wieder zu zirkulieren begann.
    »Mylord?« Eine sanfte Stimme sprach dieses eine Wort.
    Isobel? Unmöglich. Er hob den Kopf leicht an und versuchte sich auf die Schemen zu konzentrieren, die aber verschwommen blieben. Rasch kniff er die Augen zu, da heftiger Schwindel ihn überkam. Seine unschuldige Braut würde sich niemals hierherwagen, nur Böses lauerte in diesem Wald.
    Eine hauchzarte Berührung an seiner Wange erschreckte ihn. Wie lange war es her, dass er solche Zärtlichkeit erfahren hatte?
    Sein Körper bewegte sich ohne sein Zutun, und dann auf einmal lag er auf dem Rücken und sah nach oben in die Baumkrone. Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg zwischen Blättern und Ästen hindurch und tauchten die Luft zwischen Himmel und Erde in ein unheimliches, grünlich-goldenes Licht. Schatten bewegten sich um ihn herum. Wahrscheinlich die Wachen, die ihre Folter fortzusetzen gedachten. Er wollte sich aufsetzen, wurde aber zurück auf den Boden gedrückt. Es verwunderte ihn, dass die Hand, die ihn am Hinsetzen gehindert hatte, weiter auf seiner Brust lag, dann über seinen Arm wanderte und sich um seine Finger legte.
    Sein Verstand musste ihm einen Streich spielen. Unvorstellbare Lust strömte durch seine Finger, die wie eine heilende Salbe gegen seine Schmerzen wirkte. Er hielt die fremde Hand fest, um das Gefühl nicht wieder entwischen zu lassen.
    Im nächsten Augenblick schoss ein verheerender Schmerz durch sein Bein, und innerlich machte er sich darauf gefasst, schon bald noch schlimmere Qualen ertragen zu müssen. Aber nichts dergleichen geschah, stattdessen zog man ihm den Stiefel aus.
    »Sein Stiefel ist zerrissen, und das Fleisch ist wund, doch das Metall scheint die Muskeln nicht verletzt zu haben«, hörte er jemanden sagen. Eine vertraute Stimme. Brahan?
    »Was ist mit dem Knochen?«, wollte eine sanftere Stimme wissen. »Ist der Knochen gebrochen?«
    »Wundersamerweise nicht.«
    »Aber das ganze Blut …»
    »Ich habe Schlimmeres gesehen, und Wolf ebenso. Das Bein sieht schlimmer aus, als es in Wahrheit ist. Wir müssen ihn

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