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Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)

Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)

Titel: Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerri Russell
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Wolfs Hand zuckte nach vorn und legte die Hand an den Hals seines Vaters. Die blassen Augen des alten Mannes wurden bei dem überraschenden Angriff wässrig.
    »Lass … mich … los!«
    Artemis machte einen Schritt nach vorn, aber Wolf hielt ihn mit einem drohenden Blick auf. »Ein weiterer Schritt, und er ist tot«, warnte er den Mann, der sich nicht von der Stelle rührte. »Wer ist es, der mich in meiner eigenen Burg hintergeht?«
    Der König setzte eine kühle, berechnende Miene auf. »Du wirst … mir nichts antun. Sonst hättest du … das schon … vor Jahren gemacht.«
    Wolf spielte mit dem Gedanken, seine Hand noch fester um den Hals seines Vaters zu legen. Es gab mehr als genug Gründe, die es rechtfertigten, wenn er den Mann auf der Stelle tötete. Doch seine Finger wollten diesen Befehl nicht ausführen, daher blieb ihm nichts anderes übrig, als den König wutentbrannt zu schütteln. »Sag mir, wer mich hintergeht. Sonst könnte ich mich gezwungen sehen, das zu vollenden, was du mir nicht zutraust.«
    »Dein … Bruder … Walter«, krächzte der König.
    Fassungslosigkeit und schreckliche Enttäuschung stürmten auf ihn ein und ließen ihn seine Wut vergessen. Er zog seine Hand zurück. »Walter würde so etwas nicht tun. Er würde mir nicht in den Rücken fallen.«
    Der König fasste sich an den Hals und begann zu husten, erst dann entgegnete er: »Er hatte einfach keine andere Wahl, so wie du jetzt auch keine hast.«
    Er hatte sehr wohl eine Wahl. Bei Gott, er würde nicht länger der Handlanger seines Vaters sein. »Ich war bereit, gegen Grange in den Krieg zu ziehen, weil ich glaubte, du seiest in Gefahr. Aber jetzt haben sich die Dinge geändert … ich selbst habe mich geändert. Und so groß mein Hass auf Grange auch ist, werde ich keinen Feldzug gegen ihn führen, nur weil du das so willst.«
    »Doch, das wirst du«, beharrte sein Vater und grinste ihn boshaft an, was Wolf an eine lächelnde Schlange erinnerte. »Das und noch viel mehr. Denn du willst schließlich nicht, dass deine Braut sterben muss.«
    »Nicht mal du könntest so grausam sein.«
    Der König grinste umso breiter. »Trotz ihrer Herkunft ist dir diese Frau ans Herz gewachsen. Trotz der düsteren Geheimnisse, die du noch gar nicht kennst.«
    Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Was meinte sein Vater damit? Welche düsteren Geheimnisse? Aber Wolf verdrängte die Fragen aus seinem Kopf, weil das nur ein weiteres Spiel war, das sein Vater mit ihm trieb. Er sollte wissen, dass solche Bemerkungen nur den Absichten des Königs dienlich waren. »Du hast kein Recht, mit Isobels Leben genauso zu spielen, wie du es mit meinem Leben getan hast.«
    »Ich bin der König. Ich kann mit ihrem Leben spielen, wie es mir gefällt. Ihre Gesundheit und ihr Leben hängen jetzt allein davon ab, wie du dich entscheidest.« Der König beugte sich vor, wobei er sich schwer auf seinen Stock stützte. Dann riss er Wolf den Stein aus der Hand. »Also, was soll es sein, mein Sohn ? Ein Krieg oder eine tote Ehefrau? Du hast die Wahl.«
    Er hatte keine Wahl. Niemals würde er seinem Vater gestatten, Isobels Leben zu zerstören, solange er etwas dagegen unternehmen konnte. Wut erwachte erneut in ihm. Zum Teufel mit seinem Vater. »Wir werden kämpfen.«
    Der König lächelte zufrieden. »Eine kluge Entscheidung.« Auf ein Handzeichen hin kamen die Wachen zu ihm und legten schwere Eisenfesseln um Wolfs Handgelenke. »Nur, damit du nicht doch noch deine Meinung änderst.«
    Wolf versteifte sich, als das Gewicht die Fesseln in sein Fleisch drückte. »Ich will, dass Brahan zu mir zurückgebracht wird.«
    Mit einem knappen Nicken schickte der König Artemis los, der mit einer Verbeugung das Zelt verließ. »Wir greifen beim ersten Morgengrauen an. Mit etwas Glück ist das Unwetter bis dahin weitergezogen.«
    Wolf warf seinem Vater einen hasserfüllten Blick zu. Das Unwetter dort draußen mochte in ein paar Stunden vorüber sein, aber was in seinem Inneren brodelte, würde niemals abebben. Diesmal war sein Vater einen Schritt zu weit gegangen, und das würde er ihm niemals verzeihen.

Fünfundzwanzigstes Kapitel
     
    Wolf ritt vor seinem Trupp her, damit jeder seiner Männer ihn auch sehen konnte. Hinter ihm befanden sich Brahan und seine Leibwache -; Männer, denen er bedingungslos vertraute.
    Dahinter folgte in einer Zweierreihe aufgestellt sein sechzig Mann starker Trupp, der aus Männern bestand, denen er ein Dach über dem Kopf gegeben und die er ausgebildet

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