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Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)

Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)

Titel: Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerri Russell
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auf seinen Stock. »Es wird Zeit, dass wir Grange aus dem Weg räumen.«
    »Das hast du schon zuvor ohne Erfolg versucht.«
    Sein Gegenüber hob den Kopf, als würde er wie ein Raubtier seine Beute wittern. »Jetzt habe ich etwas, das mir einen Vorteil verschafft.« In diesem Moment wurde die Zeltklappe umgeschlagen und ein Krieger des Königs trat ein. Der winkte ihn zu sich, damit er ihm einen Lederbeutel brachte, den Wolf sofort wiedererkannte.
    »Wo ist Brahan?«, fragte er beunruhigt.
    Der König nahm den Beutel entgegen und verzog das Gesicht. »Immer diese Sorge um deine Männer. Weißt du eigentlich, dass genau das dein Schwachpunkt ist?«
    Reflexartig griff Wolf nach seinem Schwert. »Was hast du mit Brahan gemacht?«
    »Lass deine Waffe stecken. Deinem Stellvertreter ist nichts passiert. Noch nicht.« Der König holte Brahans Stein aus dem Lederbeutel, dann sah er wieder Wolf an. »Das ist die Stewart-Hälfte. Und wo ist die Balliol-Hälfte?«
    Wolf starrte den Stein an, als sehe er ihn zum ersten Mal. Lord Grange war hinter Brahans Stein her gewesen, den sein Vater nun in der Hand hielt. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er tatsächlich nur nach einer Hälfte eines Ganzen aussah, das man in der Mitte durchgebrochen hatte. Während er das Objekt anstarrte, kam ihm ein anderer Stein in den Sinn -; der, den Isobel um den Hals getragen hatte und der ebenfalls auf einer Seite wie abgebrochen wirkte. »Was soll diese Balliol-Hälfte sein?«
    Der König schüttelte verächtlich den Kopf und strich über die glatte Oberfläche von Brahans Stein. »Hat deine Mutter dir nie die Bedeutung dieses Steins erklärt? Oder warum sie von all ihren Kindern ausgerechnet dir den Stein vermachte?«
    Wolf hielt das Heft seines Schwerts so fest umschlossen, dass es sich heftig in seine Hand schnitt. Während seine Gefühle von Wut auf seinen Vater bis hin zur Trauer um seine Mutter förmlich Amok laufen wollten, half dieser Schmerz ihm, bei klarem Verstand zu bleiben. »Nein. Sie sagte mir lediglich, dieser Stein sei für einen Seher bestimmt. Da es in unserer Familie nie jemanden gab, der diese Fähigkeit besaß oder auch nur besitzen wollte, gab ich Brahan den Stein. Seine Familie ist bekannt für solche Begabungen.«
    »Bei Gott«, knurrte der König. »Diese Frau hat dir keinen Gefallen damit erwiesen, dass sie dir die Wahrheit vorenthielt.«
    »Meine Mutter tat, was sie für das Beste hielt.« Wolfs Stimme klang eisig, als er sein Schwert zog. Niemand sollte schlecht über seine Mutter reden, nicht einmal sein Vater.
    Artemis machte einen Satz nach vorn und stellte sich schützend vor den König. »Steckt Eure Waffe weg, sonst bekommt Ihr meine Klinge zu spüren.«
    Wolf rührte sich nicht. Er hatte keine Angst vor dem Tod. Es schien sogar recht passend, dass er diesen Tod vor den Augen seines Vaters finden sollte. Ihre Blutsbande waren für den nur dann von Interesse, wenn er einen Nutzen daraus ziehen konnte, so wie es auch jetzt wieder der Fall war. Der Mann wollte etwas von ihm, und Wolf wusste, er würde seinen Vasallen so lange nicht sterben lassen, wie der ihm noch von Nutzen war.
    »Wenn ihr beide so sehr darauf versessen seid, eure Schwerter zu benutzen, tut das draußen, während ihr Jagd auf diesen schurkischen Grange macht«, brüllte der König sie beide an.
    Abrupt steckte Wolf seine Waffe weg, ging an Artemis vorbei und baute sich vor seinem Vater auf, dann nahm er ihm den Stein aus der Hand und sah ihn sich genauer als je zuvor an. Eine Seite war abgerundet und glatt, die andere kantig und rau. Das eingravierte Symbol war ihm bislang stets komplett erschienen, jetzt dagegen wirkte es auf ihn nur noch wie die Hälfte eines Ganzen.
    Wolf erwiderte den neugierigen Blick seines Vaters. »Was meinst du mit der Balliol-Hälfte des Steins?«
    »Dieser Stein ist unvollständig. Als die zwei Familien – die Balliols und die Stewarts -; um den Thron kämpften, da teilten ihre Anführer den Stein und überließen jeder Familie eine Hälfte.« Der König schwankte leicht, als würde die Erinnerung ihm die Kräfte rauben. Er schlurfte zurück zu seinem Sessel. »Ich muss mich hinsetzen.«
    Er wirkte müde, und für einen Moment verspürte Wolf Mitleid mit ihm, bis er sich sagte, dass es vermutlich nur gespielt war, um ihn leichter auf seine Seite zu holen. »Und weiter? Ob du müde bist oder nicht, du hast dieses Spiel begonnen, also führe es auch weiter.«
    Er widersprach nicht, sondern nickte lediglich.
    »Beide Familien

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