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Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)

Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)

Titel: Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerri Russell
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eine Augenbraue ein wenig hob, so dass sein fragender Blick offensichtlich wurde.
    Wolf schüttelte kaum merklich den Kopf, was Brahan sofort verstand und durch Blicke und unauffällige Gesten an die Männer weitergab. Jeder von ihnen wusste, was gemeint war, und jeder wartete auf den nächsten Befehl.
    Da sein Entschluss feststand, spürte Wolf, wie seine Überzeugungen ihm neue Kraft verliehen. Sein Vater kam zu ihm geritten, und Wolf machte sich auf das Schlimmste gefasst.
    »Was haben deine Späher über die Situation im Lager herausfinden können?«, fragte Wolf.
    »Ich brauche keine Späher, um zu wissen, dass sich Granges Männer dort unten befinden.«
    »Kommt es dir nicht eigenartig vor, dass niemand zu sehen ist?«
    »Seine Männer schlafen lange«, beharrte der König abweisend.
    »Oder sie liegen auf der Lauer, um dich in eine Falle zu locken, aus der es kein Entkommen gibt.«
    Der König verzog das Gesicht. »Das ist mein Kampf, und ich bin im Vorteil.«
    »Vielleicht hat er sich diesen Vorteil zu eigen gemacht, so wie du es zuvor getan hast«, gab Wolf zu bedenken. »Willst du deine Leute einem solchen Risiko aussetzen? Ich für meinen Teil werde das nicht machen.«
    Die Wangen des Mannes wurden rot, und er kam mit seinem Pferd näher an Wolf heran. »Du wirst kämpfen, weil ich dir das sage.«
    Wolf blieb stur. »Meine Männer und ich weigern uns.«
    »Isobel wird sterben«, warnte der König ihn mit hochrotem Kopf.
    Bei diesen Worten konnte sich Wolf eine Frage nicht verkneifen. »Warum lässt du mich die Frau erst heiraten, wenn du sie dann töten lassen willst?«
    »Die Frau ist ein Faustpfand«, herrschte der König ihn an. »Mein Faustpfand, das ich benutzt habe, damit du tust, was ich will.«
    »Wie kannst du es wagen, so mit Isobels Leben zu spielen, als würde es keinen Wert haben?«
    »Ich wage, was ich wagen muss. Und jetzt führ meinen Befehl aus.«
    Anstatt sich über seinen Vater zu ärgern, verspürte er vielmehr Mitleid mit ihm, und dem schloss sich eine erhellende Erkenntnis an. »Ich hatte immer geglaubt, wenn ich mit dir zu tun habe, dann bin ich die Bestie.« Er schüttelte den Kopf. »Wie dumm und arrogant ich doch war. Dabei warst du schon immer diese Bestie.«
    Der König wurde bleich. Sein Mund zuckte, als wolle er etwas sagen, doch es kam kein Laut über seine Lippen. Nur einen Moment später hatte er sich wieder unter Kontrolle, und seine Augen blitzten zornig auf. »Es ist egal, wer die Bestie ist. Das ändert nichts daran, dass du tun solltest, was ich dir sage, wenn du nicht willst, dass Isobel stirbt.«
    »Nein«, widersprach Wolf ihm, obwohl ihm speiübel war. Er hielt inne und zwang sich zu einem tiefen Atemzug. »Ich vertraue darauf, dass Walters Loyalität mir gegenüber schwerer wiegt als dein Befehl.«
    »Du riskierst Verrat und Tod, nur um dich mir zu widersetzen?«
    Wolf hielt dem stechenden Blick seines Vaters stand. Er würde sich nicht länger von ihm benutzen lassen. »Aye, das riskiere ich.«
    Der König sah ihn weiter eindringlich an, doch nach und nach rückte an die Stelle dieser Eindringlichkeit etwas, das durchaus Bewunderung sein konnte. »Dann soll ich dir also glauben, dass du lieber alles aufs Spiel setzt, anstatt für mich zu kämpfen?«
    »Ich riskiere lieber mein Leben, das von Isobel und das meiner Männer, wenn ich dafür frei entscheiden kann.«
    »Was könnte es Bedeutenderes geben, als für deinen König zu kämpfen?«
    »Für das Wohl meines Landes zu kämpfen«, gab Wolf entschieden zurück.
    »Bist du ein Schotte oder ein Stewart?«
    »Eine Zeit lang war ich beides.«
    »Und inzwischen?«
    »Zwing mich nicht, mich zwischen meinem Land und meinem Namen zu entscheiden.«
    Sein Vater schaute abermals finster drein. »Du trägst den Tartan der Stewarts.« Sein Blick wanderte zu den Kriegern. »Und deine Männer ebenfalls.«
    Wolf griff nach der Nadel, mit der der Tartan an der Schulter festgehalten wurde, zog sie heraus und riss sich dann den Stoff vom Leib und ließ ihn zu Boden fallen. Dabei sah er seinem Vater in die Augen, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Dutzende weitere Tartans folgten, und als sich Wolf umschaute, trugen alle seine Männer nur noch das lange gelbliche Hemd, das fast bis zu den Knien reichte.
    »Du kannst deine Tartans wiederhaben.« Die Morgenluft strich kühl über seine Haut, doch er nahm davon nichts wahr, da eine begeisterte Hitze angesichts der neu gewonnenen Freiheit seinen Körper erfüllte. »Meine Männer und ich

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