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Der Selbstversorger (Einzeltitel) (German Edition)

Der Selbstversorger (Einzeltitel) (German Edition)

Titel: Der Selbstversorger (Einzeltitel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf-Dieter Storl
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automobiler Abstinenz, für ein paar hundert Mark unser erstes Auto vom Dorfmechaniker kaufen können, sodass wir die Bäumchen auch transportieren konnten. Die zwölf kleinen Apfel- und Birnenbäumchen, nicht größer als Ruten und ohne Erdballen, passten gerade so in den klapprigen alten Fiat. Glücklicherweise hatte es noch nicht geschneit – es war gerade Anfang November – , sonst hätte ich diese Schätze nicht hochbringen können.

    Unsere Apfelbäume versorgen uns mit gesunden Früchten, die bis in den Frühling reichen. Gegen Wühlmäuse hilft ein feinmaschiger Drahtkorb, in den man den Wurzelballen des Bäumchens beim Pflanzen einschlägt.
    Einen Obstbaum pflanzen
    Es war trüb, neblig und nasskalt, und ich hatte Fieber. Es blieb mir aber nichts anderes übrig, die Bäumchen mussten in die Erde, denn eine Kaltfront zog auf, den Schnee konnte man schon in der Luft riechen. Wenn ich warten würde, wäre entweder der Boden gefroren oder es würde schon wieder so viel Schnee liegen, dass das Pflanzen unmöglich wäre; langes Lagern würde auch die Wurzeln austrocknen lassen.
    Ich trank also einen heißen Fliedertee aus Holunderblüten und zwang mich dazu, die Löcher für die Baumsetzlinge auszuheben. Die Gruben mussten groß genug sein, damit die Wurzeln nicht eingeengt oder gar aufgebogen würden. In jedes Loch kamen noch eine oder zwei Schaufeln gut verrotteter Kompost, die Bäumchen wurden hineingesetzt und die Wurzeln wieder bis zum Wurzelhals, ungefähr 10 Zentimeter unter der Veredlungsstelle, in die Erde eingebettet.
    Nun galt es, die Stützpfähle, die ich vorher zurechtgeschnitten und angespitzt hatte, neben die Bäumchen in die Erde zu schlagen. Der Pfahl muss so hoch sein, dass er gerade an den Kronenansatz des jungen Baumes reicht. Mit einem aus dem Bindezwirn der Heuballen geflochtenen Seil band ich nun die Bäumchen mit einer Achterschleife fest an die jeweiligen Stützpfähle. Der Pfahl wird zur Hauptwindrichtung hin gut in die Erde verankert. Das ist nötig, damit das Bäumchen gut anwurzeln kann, ohne dass es immer wieder, vom Wind gerüttelt, in Schieflage gerät. Das Bindematerial sollte man jedes Jahr erneuern, damit es nicht den Stamm des in die Breite wachsenden Bäumchens einschnürt.
    Beim Bäumepflanzen machen Anfänger oft den Fehler, die anfangs kleinen Stämmchen zu nahe aneinander zu pflanzen. Man muss ihnen den nötigen Raum geben und von vornherein wissen, wie weit die Kronen der erwachsenen Bäume ausladen.
    Baumschnitt
    Obstbaumexperten schreiben ganze Bücher über formgebende Obstbaumschnitte. Nur so erhalte man eine gut durchlichtete, tragfähige Krone. Schon bei den frisch gepflanzten jungen Bäumen solle man damit anfangen. Man spricht hier vom Erziehungsschnitt. Der ausgewachsene, bereits Obst tragende Baum bekommt jedes Jahr den Erhaltungsschnitt und der alternde Baum den Verjüngungsschnitt.
    Mein Lehrer, der naturweise Arthur Hermes, vertrat dagegen die Ansicht, dass viele Gärtner regelrecht „schnittgeil“ sind, dass viel zu viel geschnitten wird. Je mehr man schneidet, umso mehr Angst- und Geiltriebe – rasch wachsende, unfruchtbare Triebe – produziere der Baum. Dies sei ein weiteres Beispiel, wie der Mensch der Natur seinen Willen aufzwingen wolle. Den Ratschlägen des alten Hermes folgend hatte ich mit meinen Obstbäumen guten Erfolg. Ich beschneide sie kaum. Manchmal ist es die Natur selbst, die durch Schneebruch Äste herausnimmt.
    Unsere Obstbäume wuchsen in den nächsten Jahren gut heran. Tatsächlich waren sie an die Höhe angepasst und brachten schon nach wenigen Jahren gute Ernten. Ein Problem, mit dem ich nicht gerechnet hatte, waren die Wühlmäuse, die sich über die Wurzeln der jungen Bäumchen hermachten. Die nächsten Obstbäume pflanzte ich deshalb in einem speziellen Drahtkorb in die Erde, der die Mäuse von den Wurzeln fernhält.

Wildobst und Beeren
    Was Früchte und Obst betrifft, so brauchten wir uns nicht nur auf die Äpfel, Birnen und Zwetschgen oder die Johannisbeeren und Stachelbeeren, die wir gepflanzt hatten, zu beschränken. Auch in diesem Fall geht der Garten weit über die kultivierte Fläche hinaus. Angefangen vom Holunderstrauch im Hof über die Schlehen und die Ebereschen am Waldrand bis zu den Heidelbeeren tief im Wald oder die Rauschbeeren im Moor unten im Tal ist der Tisch in der gesamten wilden Natur reich gedeckt.
    Viele Wildbeeren und Wildobstarten, die bei uns in Mitteleuropa heimisch sind, kann man essen. Aber nicht

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