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Der seltsame Mr Quin

Der seltsame Mr Quin

Titel: Der seltsame Mr Quin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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jeden Fall verkehren dort merkwürdige Leute«, meinte der Mechaniker. Er beugte sich über das Rad und war daher nur dumpf und undeutlich zu hören.
    »Merkwürdige Leute? Was soll das heißen?«, fragte Mr Sattersway.
    Der Mann schien es nicht genau zu wissen. »Leute, die kommen und gehen. Von dieser Sorte«, sagte er unklar.
    Mr Sattersway überlegte, dass jeder, der einen Gasthof betrat, ihn notgedrungen auch wieder verlassen musste. Die Erklärung kam ihm zu wenig präzise vor. Aber seine Neugier war erwacht. Er musste in jedem Fall drei viertel Stunden opfern. In diesem Wirtshaus war es bestimmt nicht schlechter als anderswo.
    Mit gewohnt gezierten Schritten ging er die Straße hinunter. In der Ferne hörte man Donnergrollen. Der Mechaniker sah auf und sagte zu Masters: »Es kommt ein Gewitter. Ich spüre es schon lange.«
    »Ach, du meine Güte, und noch vierzig Meilen zu fahren«, jammerte Masters.
    »Es ist sinnlos, sich jetzt zu beeilen. Sie können doch nicht weiter, bevor das Unwetter vorüber ist. Ihr kleiner Boss sieht nicht so aus, als habe er Freude an Donner und Blitz.«
    »Hoffentlich kümmert man sich ordentlich um ihn«, murmelte der Fahrer. »Ich werde dort auch was essen.«
    »Jones ist in Ordnung«, beruhigte ihn der Mechaniker. »Er hat eine gute Küche.«
     
    Mr William Jones, ein großer, bulliger Mann von fünfzig Jahren, der Inhaber des Wirtshauses, beugte sich zu diesem Zeitpunkt schmeichelnd zu dem kleinen Mr Sattersway hinunter.
    »Ich kann Ihnen ein schönes Steak braten, Sir, und Kartoffeln dazu. Danach gibt’s den besten Käse, den Sie sich vorstellen können. Hier durch, Sir, in das Frühstückszimmer. Wir sind gegenwärtig nicht sehr besetzt, weil die letzten Sportfischer eben weg sind. Aber bald werden wir zur Jagd wieder alles belegt haben. Nur ein Gentleman ist zurzeit hier, ein Mr Quin – «
    Mr Sattersway blieb wie angewurzelt stehen. »Quin? Sagten Sie Quin?«, fragte er aufgeregt.
    »Ja, so heißt er. Vielleicht ein Freund von Ihnen?«
    »Und ob! O ja, ganz bestimmt!« Zitternd vor Erwartung bedachte Mr Sattersway gar nicht, dass es mehr als einen Mann dieses Namens auf der Welt geben konnte. Es bestand für ihn überhaupt kein Zweifel. Auf seltsame Weise passte es zu dem, was der Mechaniker gesagt hatte: Leute, die kommen und gehen. Eine sehr glückliche Beschreibung von Mr Quin. Und der Name des Gasthofs passte seltsamerweise auch genau.
    »Du meine Güte! Ein sehr merkwürdiger Zufall, dass wir uns hier wiedersehen! Mr Harley Quin, stimmt’s?«
    »Ja, Sir. Er ist im Frühstückszimmer, Sir. Hier sitzt der Gentleman.«
    Dunkel, groß und lächelnd erhob sich die bekannte Gestalt von Mr Quin, und die vertraute Stimme sagte:
    »Ach, Mr Sattersway, so treffen wir uns also wieder! Welch ein Zufall!«
    Mr Sattersway schüttelte ihm herzlich die Hand. »Ich bin entzückt. Was für ein Glück, dass ich eine Panne hatte! Wohnen Sie längere Zeit hier?«
    »Nur eine Nacht.«
    »Dann habe ich wirklich ausgesprochenes Glück.« Mr Sattersway setzte sich mit einem kleinen zufriedenen Seufzer seinem Freund gegenüber und betrachtete erwartungsvoll dessen lächelndes Gesicht.
    Der andere schüttelte leicht den Kopf.
    »Ich versichere Ihnen, dass ich kein Glas mit Goldfischen oder ein Kaninchen aus dem Ärmel zaubern werde.«
    »Wie schade!« Mr Sattersway war ein wenig enttäuscht. »Ja, ich muss gestehen, dass ich Ihnen gegenüber diese Erwartung hege. Sind Sie ein Magier. Ha, ha! So sehe ich Sie – als Zauberer!«
    »Und doch«, wandte Mr Quin ein, »machen Sie die Zauberkunststücke, nicht ich!«
    »Aber ohne Sie kann ich sie nicht ausführen«, widersprach Mr Sattersway sofort. »Mir fehlt – sagen wir – die Fantasie.«
    Mr Quin wehrte lächelnd ab. »Das ist zu hoch gegriffen. Ich liefere Ihnen die Stichworte, das ist alles.«
    In diesem Augenblick brachte der Wirt Brot und gelbe Butter. Als er beides auf den Tisch stellte, zuckte ein greller Blitz auf, dem sofort ein Donnerschlag folgte.
    »Eine stürmische Nacht, Gentlemen.«
    »In einer Nacht wie dieser – «, hob Mr Sattersway an, hielt aber inne.
    »Sehr seltsam«, meinte der Wirt. »Das wollte ich auch gerade sagen. In einer Nacht wie dieser führte Captain Harwell seine Braut heim, genau am Tag, bevor er für immer verschwand.«
    »Ach ja!«, rief Mr Sattersway. »Natürlich!«
    Jetzt hatte er das Stichwort gefunden. Er wusste nun, warum ihm der Name Kirtlington Mallet bekannt vorgekommen war. Vor drei Monaten

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