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Der Semmelkoenig

Der Semmelkoenig

Titel: Der Semmelkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Hirschel
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Tier, das dadurch noch anhänglicher wurde, den Schwanz hob, wohlig die Augen schloss und seine Berührungen mit dermaßen lautem Schnurren quittierte, dass er fast schon Angst bekam und aufhören wollte. Doch das hätte die Katze niemals geduldet und als Beweis dafür biss sie ihm lustvoll in die Hand.
    »Autsch, ja sag mal Muschi, spinnst denn du? Du darfst doch den lieben Onkel nicht beißen!«
    Überhaupt nicht schuldbewusst rieb die Katze ihren Kopf an seinen Knien. Hammer lächelte, griff mit beiden Händen nach ihr, hob sie hoch auf seinen Arm und stand selber auf. Zunächst etwas perplex, so schnell eingefangen worden zu sein, gefiel es dem Tier dann doch und es ließ sich weiter verwöhnen.
    »Mei, du bist ja ein ganz schöner Brocken, Muschilein. Da kriegt man ja ganz schwere Arme. Bist jetzt ein Bub oder ein Mädel? Oh, oh, ich seh schon, ein Bubilein!«, sprach Hammer mit seinem neuen Freund.
    »Mohrli!«, rief jemand aus dem Nachbargarten. »Mohrli, wo steckst, mein Schätzle?«
    »Sieh an, du bist wohl des Mohrli!«, schlussfolgerte Hammer korrekt. »Da staunst, dass ich so ein g’scheiter Bulle bin, was?«
    Den Kater interessierten weder der Ruf seiner Besitzerin, noch Hammers Gebrabbel. Er war zufrieden mit seiner Macht über die Menschen, die in den meisten Fällen wirklich das taten, was er wollte. Jetzt zum Beispiel brauchte er etwas Liebe und Zärtlichkeit und nachher sein eigens für ihn gekochtes Futter.
    »Mohrli, du Lauser, wo steckst denn. Frauli hat dir wieder was ganz Feines gemacht. Vom Metzger, ganz frische Hühnermägen. Mohrli? Komm, komm, komm!«
    Hammer hatte Mitleid mit der Frau und ging zu der hohen Hecke, die die Grundstücke voneinander trennte.
    »Hallo? Is der Mohrli vielleicht ein großer, strammer, schwarzer Kater mit einem weißen Fleck auf der Brust?«, rief er.
    »Ja, genau. Der Fleck sieht aus wie ein Herzerl«, klang es herüber und ein Rascheln im Gebüsch kündigte an, dass die Frau versuchte, durch die Blätter zu sehen.
    »Dann is der Stromer hier bei mir, Frau …«
    »Wieland, Sofia Wieland.«
    Hammer erstarrte. Schon wieder ein S-Name. Dem musste nachgegangen werden. Sehr wohl bedacht, seiner Stimme auch ja nichts anmerken zu lassen, um ihr nicht das Gefühl zu geben – falls sie tatverdächtig war – entdeckt worden zu sein, rief er: »Der Busch ist zu dicht. Ich schlage eine Übergabe Ihres Haustiers auf der Straße vor. Kommen Sie sofort nach vorne.«
    »Aber es wäre doch einfacher, wenn Sie das Mohrli loslassen …«, kam der logische Einwand. Die Frau war gerissen, aber Hammer ließ sich nicht verunsichern.
    »Naa, nix da. Das is eine polizeiliche Maßnahme. Wir sehn uns in einer Minute, Frau Wieland!«
    Wenn er geahnt hätte, wie gerne sie seiner Aufforderung folgte, hätte er sie natürlich nicht so hart angepackt. Noch unter dreißig Sekunden standen sich Polizei und Nachbarschaft gegenüber. Mohrli war jetzt sichtlich genervt davon, herumgetragen zu werden, schlug seine Krallen in Hammers Ärmel – was wehtat – und drückte sich kräftig ab, um gleich darauf mit einem lauten Plumps auf dem Boden aufzukommen. Dort streckte er wieder majestätisch den Schwanz in die Höhe und maunzte vorwurfsvoll seine Besitzerin an.
    »Ein ganzer Kerl, Ihr Mohrli!«, versuchte Hammer den Schmerz mit einem Scherz zu überspielen.
    »Sie sagen es. Herr …«
    »Hammer, Polizeiobermeister Hammer, von der Kripo«, lässig zog er seine Dienstmarke, aber sie schien nicht sonderlich beeindruckt.
    »Schon wieder Polizei? Sie gehen hier ja seit Tagen ein und aus. Hören Sie, langsam wirft das kein gutes Licht auf die Gegend. Man könnte ja meinen …«
    »Frau Wieland, was könnte man meinen? Dass die Tochter des Hauses ermordet worden, der Sohn ein Straftäter und die Mutter der Kopf der ganzen Räuberbande wäre?«, er verstummte und hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Zu spät! Sie hatte den Brocken schon geschluckt und Begeisterung und Neugier erhellten das alte Gesicht.
    »Ja, ich fass es nicht. Wirklich?«
    Hammer war rot geworden, weil er sich sehr über sich selbst ärgerte. Aber ein Blick auf die alte Dame beruhigte ihn. Sie schien vertrauenswürdig, hatte etwas Freundliches, Mitteilsames, erinnerte ihn an seine Großmutter. Wie sie ihn jetzt erwartungsvoll und bewundernd ansah, schmeichelte ihm.
    »Tja, Frau Wieland, da hätt ich jetzt ein paar Fragen. Sind Sie zufällig den ganzen Tag zu Hause gewesen? Haben Sie außer meinen Kollegen jemanden kommen

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