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Der Semmelkoenig

Der Semmelkoenig

Titel: Der Semmelkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Hirschel
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viel zu impulsive Mitarbeiterin und jetzt war die Gelegenheit, ihr ein bisschen die Flügel zu stutzen, damit sie sich in Zukunft mehr auf ihre wahren Talente und Qualitäten besinnen konnte und das wurde, wozu sie geboren war: eine verdammt gute Polizistin.
    »Schon allein die Tatsache, dass das Ihr Verlobter war«, nahm er den Faden wieder auf. »Ich hätte Sie sofort von diesem Fall abziehen müssen. Interessenskonflikt! Sie haben ja selbst gemerkt, wie dieser Schuss nach hinten losging.«
    Es schien ihn sichtlich zu schütteln, da er daran dachte, was ihr alles hätte passieren können.
    »Wenn der Oberförster nicht zufällig vorbeigekommen wäre …«
    Ihr Schluchzen riss ihn augenblicklich aus diesem Albtraum, der sich gerade so deutlich vor seinem inneren Auge abgespielt hatte. Betroffen blickte er auf Claudia, über deren Wangen wieder ungehindert die Tränen flossen.
    »Es tut mir so leid«, mehr konnte sie nicht sagen. Verlegen wischte sie sich den Rotz unter ihrer Nase mit dem Ärmel weg, noch bevor Maus ihr ein Taschentuch reichen konnte. Irgendwie gehörte sie zu den Frauen, die selbst verheult und schleimproduzierend noch gut aussahen. Maus seufzte.
    »Entschuldigung akzeptiert«, murmelte er gegen ihr lautes Schnäuzen an. »Und um ehrlich zu sein, bin ich Ihnen auch ein klein wenig dankbar. Sie haben schließlich durch Ihre fahrlässige Aktion meinen Hals zumindest vorläufig aus der Schlinge gezogen. Ich hab nun was, was ich gleich der Presse erzählen kann und was den Bürgermeister auch etwas beruhigen sollte.«
    Erleichtert registrierte er, dass sie sich langsam fasste, was wiederum auch auf ihn eine wohltuende Wirkung hatte. Daher behielt er den jetzt angeschlagenen Plauderton bei.
    »Na ja, Sie kennen den ja, den beruhigt so schnell eigentlich nix. Ich hab tatsächlich ein schlechtes Gewissen gegenüber Steffi, denn sie hat mir erzählt, dass er nonstop angerufen hat.«
    Irgendwie nahm ihm Claudia Hubschmied die eben erwähnten Gewissensbisse nicht so ganz ab, aber sie war dennoch erleichtert, denn somit waren sie nun mit der offiziellen Abmahnung fertig. Schlimmer als jetzt konnte es nicht mehr werden. Sie sollte recht behalten. Maus war es leid, den strengen Vorgesetzten zu spielen, außerdem musste er wieder an die Arbeit. Schwerfällig stand er auf und wollte schon mit einem kurzen Nicken den Abschied ankündigen, als er merkte, dass sie eine Hand in dem Saum und die andere in dem Aufschlag seines Mantels vergraben hatte. Fast bekam er Angst, einen oder zwei Knöpfe zu verlieren, so fest hielt sie ihn.
    »Kollegin Hubschmied, was ist denn noch?«
    Das blasse, ängstliche Gesicht ließ ihn seine Sorge um die Knöpfe schnell vergessen.
    »Chef?«, ihre Lippen zitterten wieder verdächtig, aber sie brachte sich schnell unter Kontrolle. »Äh, Chef. Bin ich … bin ich jetzt draußen?«
    »Wie, draußen?«, er war sichtlich erstaunt.
    »Na, nicht mehr dabei bei der Untersuchung und so?«
    »Bei einem abgeschlossenen Fall ist bekanntlich niemand mehr dabei, Frau Kollegin.«
    »Des mein ich nicht, Chef. Ich mein die Entführungsgeschichte.«
    Maus überlegte einen Moment. Konnte man es verantworten, sie wieder ins Team zu nehmen? Tatsache war, dass sie eine seiner besten Ermittler war und der Gedanke, bald nur noch mit Leuten wie Hammer arbeiten zu müssen, war beängstigend. Ferner hatte er kaum mehr Personal und eigentlich brauchte er jetzt jeden, den er kriegen konnte. Aber würde sie denn nach diesem traumatischen Erlebnis überhaupt noch die Kraft dazu haben? War sie jetzt nicht zu labil? Ein Risiko für alle, die mit ihr arbeiten mussten? Sollte sie denn nicht lieber nach Hause gehen, ein Bad nehmen, einen Liebesfilm sehen, eine Flasche Portwein trinken, Pralinen essen, eine Freundin oder die Mutter anrufen oder was man sonst als Frau so tat, um sich von einem Schock und Herzschmerz zu erholen? Claudia Hubschmied schien seine Gedanken zu erraten, ließ ihn los, stellte sich rasch neben ihn und sah ihn mit einem flehenden Blick an.
    »Bitte, bitte! Sie können mich nicht ausschließen. Mir geht es wieder gut, ganz bestimmt und ich würde durchdrehen, wenn Sie mich zwingen würden, nach Hause zu gehen und Däumchen zu drehen! BITTE!«
    Mein Gott, war sie gut! Diesen Blick hätte selbst Bambi nicht besser hinbekommen. Maus musste sich sehr zusammenreißen, damit sie nicht merkte, wie er dahinschmolz.
    »Sind Sie sicher?«, brummelte er.
    Claudia nickte heftig mit dem Kopf. Nachdenklich strich

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