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Der Semmelkoenig

Der Semmelkoenig

Titel: Der Semmelkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Hirschel
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durchgeschaut als wäre man gar nicht da, und is einfach weitergelaufen. Da war kein Durchdringen mehr zu ihr. Ich mein, ich kenn sie ja gut genug und ich war es ja schließlich auch, die ihr in der Not immer die Hand gereicht hat. Das letzte Mal bei dem Tod von ihrer Kleinen, aber da war sie halt anders. Nicht so wie damals, als ihr Mann sie verlassen hat und nicht so wie gestern.«
    Beide sahen sich einen Moment bedeutungsvoll an.
    »Und Sie glauben, dass die jetzt was Dummes gemacht hat? Dass die auch eine Kriminelle is?«
    »Nein, nein«, Hammer war die rausgerutschte Bemerkung von vorhin mehr als peinlich und er versuchte, diese schnell auszubügeln. »Nein, da haben Sie mich aber etwas missverstanden. Wir vermuten nur, dass sie uns in der Sache helfen könnte. Also, ein bisschen Licht ins Dunkel und so. Sie verstehen?«
    Verschwörerisch nickte sie, was Hammer noch nervöser machte. Hatte sie ihn durchschaut? Zumindest brachte ihre Art ihn dazu, mehr zu sagen, als er sollte und deshalb hielt er es für zu gefährlich, sich noch länger mit ihr zu unterhalten. Er musste das Gespräch sofort beenden.
    »Danke, das sind wirklich gute und sachdienliche Hinweise. Es wäre schön, wenn wir mehr so aufgeweckte und aufmerksame Damen hätten wie Sie. Ich fahr dann mal, aber Sie halten sich bitte zur Verfügung und wenn sich hier was tut, dann rufen Sie mich sofort an. Hier ist meine Nummer.«
    Strahlend nahm sie die Visitenkarte entgegen, las sie ehrfürchtig und Hammer schmolz durch diese Geste dahin. Ihm kam es so vor, in ihr eine Seelenverwandte gefunden zu haben und er war glücklich, dass gerade sie seine seit einem Jahr in der Jacke steckende Karte bekommen hatte. Lässig ging er zum Auto und rief beim Einsteigen: »Schönen Abend noch und Grüße ans Mohrli!«
    Sofia Wieland stand nach seiner Abfahrt eine Weile im Dämmerlicht vor ihrem Haus und war so in Gedanken versunken, dass sie das immer forderndere Maunzen ihrer Katze überhörte.

96
    »Hier habt ihr die angeforderten Unterlagen!«
    Mit einem dumpfen Aufprall ließ Steffi einen Berg Papier auf den Tisch zwischen Claudia und Schnabelhuber fallen. Letzteren strafte sie mit einem vorwurfsvollen Blick, denn er hatte gekonnt übersehen, welche Last sie zu tragen hatte und die unterlassene Hilfeleistung – wenigstens hätte er ihr die Tür öffnen können – nahm sie ihm verständlicherweise übel. Es gab halt keine Kavaliere mehr in diesem Land! Sie seufzte, als sie nun auch noch von Claudia ungeduldig zur Seite gedrängt wurde.
    »Hat aber ganz schön lange gedauert!«, murmelte die Kommissarin und begann sofort, in den Akten zu wühlen. »So viele?«
    »Ja, so VIELE!«, betonte Steffi genervt. »Ich hab ’ne halbe Stunde auf die biestige Schwester eingeredet, aber die hing so sehr an den Vorschriften, dass mich nur noch Doktor Frank retten konnte. Und dann wiegt das Zeug ein paar Tonnen, und ich bin damit in der Dunkelheit den ganzen Weg hierher gelaufen, weil ich ja kein Fahrrad mehr hab und …«
    »Na ja, Kollegin Vogler, so weit is es ja nicht über den Platz«, mischte sich jetzt Schnabelhuber in das Gespräch ein. Auch er wollte gerade nach ein paar Faltordnern greifen, aber Steffi hatte ihn erbost am Handgelenk gepackt.
    »Das nächste Mal gehst du eben! Bei deinen schwabbeligen Armen täte dir ein bisschen Workout ganz gut!«, zischte sie aufgebracht. Ihre Augen waren nun zu gefährlichen Schlitzen geworden, eine steile Zornesfalte hatte sich zwischen den Brauen gebildet, ihr Mund zuckte verächtlich. Für Claudia Hubschmied waren das keine guten Anzeichen und sie schritt schnell ein. Sanft löste sie Steffis Finger, legte ihr den Arm um die Schulter und führte sie zu einem Stuhl, damit sie sich setzten konnte.
    »Ganz ruhig jetzt. Wir sind dir sehr dankbar. Aber es is auch nicht unsere Schuld, dass der Krankenhauscomputer abgestürzt is und alles momentan drunter und drüber geht. Wir haben ja noch Glück, dass die wenigstens die Akten noch hatten. Glaub mir, du hast es jetzt auch viel besser als wir, denn du kannst endlich nach Hause gehen, während wir beide – falls nicht irgendwann doch noch Verstärkung kommt – eine Nachtschicht einlegen müssen.«
    »Und wenn schon«, knurrte Steffi aber schon halbwegs besänftigt. »Dafür kann ich jetzt zu Fuß gehen!«
    »Was is denn mit deinem Radl?«
    »Das?«, sie lachte bitter. »Das hat unser reizender Kollege Hannes Petersen leider noch nicht zurückgebracht!«
    Claudia hatte das Gefühl, als

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