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Der Semmelkoenig

Der Semmelkoenig

Titel: Der Semmelkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Hirschel
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können das mit der Verstärkung vergessen«, klärte Claudia ihn auf. »Die sind alle auf irgendeinem wichtigen Einsatz! Da is keiner mehr im Revier. Kannst dir des vorstelln? Die lassen uns hier hängen, dabei sind wir auf der richtigen Spur und kurz davor, den Fall zu lösen!«
    »Des is wirklich dumm«, pflichtete Krautschneider ihr bei. »Ich glaub ned, dass wir das allein schaffen. Schon gar nicht mit diesen zwei Komikern.«
    »Als ob ich das nicht selber wüsst«, knurrte sie. Aber ein Blick auf Erika – offensichtlich hatte sie alles gehört – genügte, um zu wissen, dass sie zumindest einen der Komiker nicht so schnell loswerden würden.
    »Hat der Schnabelhuber gesagt, was für ein Einsatz und wohin die sind?«
    »Naa! Du kennst den doch. Hat es immer extrem wichtig und geheim. Aber so einfach kommt der mir nicht davon! Ich ruf den jetzt zurück.«
    Eigentlich wäre die Lösung so einfach gewesen. Die beiden versprengten Gruppen hätten Kontakt miteinander aufgenommen, festgestellt, dass man zufälligerweise das gleiche Ziel hatte und hätte aufeinander gewartet, um dann gemeinsam zuschlagen zu können. Leider machten aber das Schicksal und die ländliche Gegend wieder einmal einen dicken Strich durch die Rechnung, denn hier gab es keinen Empfang! Missgelaunt legte Claudia auf und stopfte das nutzlose Gerät wieder in ihre Tasche.
    Wolfgang hatte derweil das Problem Stein-im-Schuh behoben und stand seufzend auf, um ein paar Schritte Probe zu gehen.
    »Ha, so gut wie neu«, freute er sich. »Also, meine Herrschaften, dann kann’s ja weitergehen. Ich würd da auch mal gleich ’ne Abkürzung vorschlagen und zwar hier über die Weide. Seht ihr, wie sich der Weg unnötig dort drüben rumschlängelt? Also, wenn wir stattdessen hier über den Zaun klettern und querfeldein laufen, dann haben wir mindestens zehn Minuten gespart.«
    Es zahlte sich jetzt aus, dass Wolfgang ein Naturbursche war, denn sein Vorschlag war wirklich gut. Nur Krautschneider reagierte etwas skeptisch, denn er wusste um die Gefahren, die in der Wildnis lauern konnten. Bedächtig stieg er daher als Letzter über den Zaun und sah sich erst einmal gewissenhaft um, bevor er nachfolgte.

142
    Sie hatte ihm die Beinfesseln gelöst, aber schnell erkannte er, warum. Sie wollte ihn wegbringen und hatte keine Lust, ihn den ganzen Weg zu schleifen. Er wehrte sich verzweifelt und es gelang ihm tatsächlich, ihr mit einer schnellen Drehung nach links seinen Ellbogen in die Seite zu rammen, sie umzustoßen, sodass er für einige Sekunden glauben konnte, eine reelle Chance zu haben. Aber bevor er überhaupt Zeit fand, loszulaufen, hatte sie wieder das Gleichgewicht gefunden, war bei ihm und hatte ihn von hinten gepackt. Mit vor Entsetzen geweiteten Augen starrte er auf den Betonmischer vor sich, da ihm gar nichts anderes übrig blieb, denn ihr Unterarm – wieso war ihm noch nie aufgefallen, wie muskulös sie eigentlich war – drückte auf seinen Kehlkopf. Er konnte sich nicht mehr bewegen und wusste, dass er gleich ersticken würde. Tränen liefen seine Wangen hinab. Er war verloren. Es war endgültig vorbei.

143
    »Ah, das muss also der Hof von Stefanies Eltern sein«, bemerkte Maus, als sie ein schönes, altes Bauernhaus passierten, dem man durch den Mondschein noch die Note des Märchenhaften hinzufügen konnte.
    »Ich glaub schon!«
    Doktor Frank biss krachend in seinen dritten Apfel, denn da in Maus Wagen striktes Rauchverbot herrschte, kompensierte er sein Verlangen nach Nikotin mit Vitaminen.
    »Sehr idyllisch, nicht?«, fuhr er schmatzend fort.
    »Ja, wirklich sehr hübsch.«
    Maus konzentrierte sich wieder auf die Straße, die jetzt plötzlich in einen Feldweg überging. Na, ob der befahrbar war? Der Krankenwagen vor ihnen kam leicht ins Schleudern.

144
    Er spürte die Schlinge, die über den Kopf gestülpt wurde. Sie war zu eng und blieb zunächst an seiner Nase hängen. Ein leiser Fluch, denn es war offenbar sehr schwierig, mit nur einer Hand diese Aufgabe zu bewerkstelligen, während der rechte Unterarm auf seine Kehle gedrückt wurde, damit er sich nicht befreien konnte. Sie war jetzt konzentriert und atmete schneller. Er versuchte, nach hinten zu treten, ihre Beine zu treffen, aber er war zu geschwächt, zu langsam. Wie eine Schlange zischte sie in sein Ohr und drückte noch fester zu. Er sog verzweifelt Luft ein, aber das Klebeband machte es ihm fast unmöglich, seine Nasenflügel blähten sich, er würde gleich das Bewusstsein

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