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Der Semmelkoenig

Der Semmelkoenig

Titel: Der Semmelkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Hirschel
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so Handschuhe und dann her mit dem Ding.«
    Ein paar Minuten später las Hannes den beiden anderen die letzte empfangene SMS vor.
    »Muss dich sehen. Komm zur Jagdhütte!«
    Andächtig sah er in die Runde.
    »Das hier ist eine Nachricht von gestern Abend. Um genau zu sein, wurde sie um 22.56 Uhr verschickt. Der Absender ist übrigens einer namens ›Wolf‹. Ich glaube also nicht, dass es sich hierbei um Annis Handy handelt. Ich vermute fast, wir haben das von Heidi gefunden. Leider zu spät, denn Anni hatte es zuerst gefunden und ich glaube, das ist ihr zum Verhängnis geworden.«
    »Wolf? Meinst du, der war der Mörder?«, fragte Claudia.
    »Na wenn nicht, dann ist er der Letzte, der sie vielleicht lebend gesehen hat. Kannst du dir denken, wer das sein könnte?«
    »Hm, nun, es kann ein Wolfgang sein. Das is ein recht beliebter Name hier. Mein Vetter – du weißt schon – der Kindergärtner, der sie gefunden hat, heißt ja auch so.«
    »Hm, das lässt sich schnell klären. Ich versuch mal … Verdammt!«, Hannes hob das Handy in eine andere Richtung, aber auch das nützte nichts. »In dieser Einöde gibt es kein Netz! Na, dann muss das eben warten. Aber wir sollten vielleicht schon einmal die Nummer vergleichen, damit dein Cousin gegebenenfalls ausgeschlossen werden kann. Hast du die zufällig im Kopf?«
    »Gegebenenfalls? Was meinst du damit? Du glaubst doch nicht etwa, dass der Wolfi hiermit etwas zu tun hat?«, Claudia machte runde Augen. Nicht im Traum hatte sie daran gedacht, dass ein Familienmitglied vielleicht in die Morde verwickelt sein könnte. Erschrocken, hier als naiv und unprofessionell aufgefallen zu sein, entgegnete sie daher etwas ruppig: »Mei, natürlich nicht! Wer kann sich denn all die Nummern merken. Dafür hat man sie ja auch gespeichert. Und der Wolfi hat heuer schon wieder ein neues Handy bekommen, weil er es immer verliert oder es ihm gestohlen wird. Da is er halt scho ein rechter Depp! Soll heißen, er hat wieder ’ne neue Nummer und die hab ich noch nicht!«
    Hannes blickte sie aufmerksam an, was sie noch mehr ärgerte.
    »Ja, und auch ich hab ein neues Vertragshandy und irgendwie hat das mit dem Speichern aller Nummern noch nicht geklappt. Ich hab da ein paar Probleme technischer Art. Sind halt nicht alle so talentiert mit diesen neumodischen Dingen wie du!«, lautete jetzt ihre trotzige Erklärung, der ein ebensolcher Blick folgte. Hannes, der temperamentvolle Frauen zwar liebte, wollte in diesem Moment dennoch nicht mit ihr streiten. Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen, als er sich sozusagen zum Zeichen des Waffenstillstands noch einmal der SMS zuwandte. Plötzlich stutzte er und blickte sofort mit schmalen Augen den Oberförster an.
    »Was für eine Jagdhütte könnte hier gemeint sein?«
    »Na, die dahinten. Keine zwanzig Meter entfernt. Die vom Bäckermeister Möller eben!«, kam die unschuldige Antwort, die aber in Hannes Ohren wie blanker Hohn klang.

14
    Wenn Kommissar Maus gedacht haben sollte, dass dieser Tag langsam in ruhigere Bahnen übergehen würde, hätte man ihm unterstellen müssen, ein optimistischer Anfänger zu sein. Zum Glück war er das nicht. Im Gegenteil! Immer wenn er im Rückspiegel die breiten Schultern von Sebastian Blum sah, die, einem bedrohlichen Schatten gleich, die Sicht aus der Heckscheibe versperrten, überkam ihn eine Art euphorische Unruhe, ein Adrenalinstoß, den nur Polizisten mit Leib und Seele spürten. Er freute sich auf das bevorstehende Verhör. Den würde er auseinandernehmen! Der würde zusammenbrechen! Da waren noch einige Hühnchen zu rupfen. Maus nahm jetzt elegant die Kurve zu seinem Parkplatz – eine Bewegung, die er im Schlaf konnte –, um gleich wieder im Rückspiegel das Objekt seines Unmuts zu beobachten. Sebastian Blum glotzte teilnahmslos aus dem Fenster. Dir wird deine Gelassenheit noch vergehen – dachte Maus. Sofort zuckte der Riese zusammen. Das ging ja schnell!
    »Stopp! Halt! Stopp!«, brüllte der Mann von hinten.
    Reflexartig trat Maus auf die Bremse. Beide Insassen flogen mit einem Ruck unsanft aus den Sitzen.
    »Was … was …«, aber bevor Blum antworten konnte, sah Kommissar Maus selbst, dass er beinahe auf einen Einsatzwagen gefahren wäre, der widerrechtlich auf seinem Parkplatz stand. Das war ja wohl die Höhe! Niemals hatte es jemand gewagt, ihm dieses Recht streitig zu machen, wobei das große Schild mit dem Namen des Hauptkommissars seinen Teil dazu beitrug.
    »Ja, Kruzifix!«
    Maus sprang aus dem

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