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Der Semmelkoenig

Der Semmelkoenig

Titel: Der Semmelkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Hirschel
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müsste irgendwo in diesem Radius – also von den Fichten dort bis zu dem Gebüsch hier – der Standpunkt des Mörders gewesen sein. Vielleicht verraten uns das ein paar abgeknickte Zweige, Fußabdrücke oder sogar eine Patronenhülse.«
    Suchend ging er den beschriebenen Bereich ab.
    »Ja, genau hier hat er gestanden!«
    Er bückte sich und hob einen Zweig an.
    »Hast du was gefunden? Vielleicht die Patronenhülse?«
    »Bin dabei. Mist! Ich glaub, das war ein Profi! Keine Spuren. Aber hier hat er gestanden. Da sind noch die Abdrücke im Moos. Leider nicht allzu aufschlussreich.«
    »Lassen Sie mal sehen.«
    Der Oberförster drängte sich an ihm vorbei, ging in die Knie und drückte leicht auf den Boden.
    »Ja, sind Sie denn wahnsinnig!«
    Nicht nur, dass der andere es wagte, den Zwist wieder anzufachen, blähte er sich jetzt auch noch als Spurenleser auf.
    »Sie können doch da nicht rumdrücken! Vielleicht gibt es ja noch einen brauchbaren Hinweis, den sie jetzt vermutlich zerstört haben.«
    »Des war ein Bergstiefel Marke Lowi, Größe vierzig, höchstens einundvierzig«, kam die Antwort, mit der keiner gerechnet hatte.
    »Wie bitte?«
    »Wie ich’s grad g’sagt hab: ein Bergstiefel. Hier, wo das Moos weggetreten ist, kann man noch das Profil von der Absatzkante sehen.«
    Für Hannes war es ein Rätsel, wo der Mann etwas zu sehen glaubte, aber bevor er ihn in einer nicht mehr zu unterdrückenden Aufwallung von Trotz von dem Untersuchungsort wegzerren konnte, schaltete sich Claudia ein.
    »Aber das ist ja toll! Woher wissen’s das? I moan, i seh da gar nix!«
    »Junge Frau, das nennt man Berufserfahrung!«, selbstzufrieden richtete sich der Mann wieder auf. »Außerdem handelt es sich nebenbei bemerkt um ein älteres Modell. Gut eingelaufen, oft getragen.«
    »Und die Schuhgröße?«
    Oh nein, sie hing ja regelrecht an seinen Lippen.
    »Auch Berufserfahrung.«
    Jetzt zwinkerte er ihr auch noch zu! Hannes verdrehte die Augen.
    »Aber natürlich, Sie arbeiten nebenberuflich noch als Schuhverkäufer!«
    »Das nicht gerade, aber ich kann meinen Wald halt eben lesen.«
    »Jetzt fangt nicht gleich an zu raufen, ihr zwoa! Mensch Hannes, das is doch schon mal ein guter Anhaltspunkt. Zwar noch keine heiße Spur, aber ein Anfang. Jetzt bleibt halt nur die Frag, wer das der Anni angetan hat.«
    Petersen massierte sich genervt den Nacken. Sie hatte ja recht. Er musste aufpassen, dass er nicht noch einmal in diese Kindergartenschiene fiel. Sein kriminalistisches Gespür, seine Logik, sein Instinkt waren jetzt gefragt, auch wenn sich diese sensiblen Regungen immer wieder durch das Testosteronkraftfeld mit Namen Oberförster aus dem Gleichgewicht bringen ließen.
    »Gut, weiter im Text: Sie wurde überrascht. Hat ihn zu spät gesehen und gehört.«
    Er ging wieder zur Toten zurück.
    »Sie hat hier gestanden und gewartet. Vielleicht sogar auf ihn. Er sprach sie an, sie drehte sich um und Peng! Guter Schütze, nebenbei bemerkt! Leider können wir’s vergessen, ihn jetzt noch zu kriegen. Sein Vorsprung dürfte nicht mehr einzuholen sein. Wir könnten vielleicht versuchen, den Köter auf die Spur zu setzen, wobei ich bezweifle, dass der …«
    »Wasti is noch ein junger Hund. Quasi in der Ausbildung!«, kam prompt die beleidigte Verteidigung des Besitzers. Und um Hannes vom Gegenteil seiner unhöflichen Unterstellung zu überzeugen, drückte der Oberförster kurzentschlossen die Nase des Tieres auf das Moosstück.
    »Auf, Wasti, such! Such! Such’s Mörderli!«
    Aufgeregt schnüffelte der Jagdhund, lief um die Bäume herum, bellte kurz, schnüffelte und hob dann das Bein, um zu markieren.
    »So viel zur Ausbildung«, breit grinsend beobachtete Hannes, wie sich das Gesicht des Naturburschen unnatürlich rot färbte. Und als das Herrchen auch noch zu schimpfen begann: »Saubatzi, damischer. Zu bläd den eignen Schwanz zu finden«, stimmte ihn das noch fröhlicher. Ja, dieser Punkt ging eindeutig wieder an Hannes. Leider schien Claudia von dem Kräftemessen der Männer gänzlich unbeeindruckt. Sie fischte aus ihrer Jackentasche schnell ein Paar Gummihandschuhe, streifte sie über, trat zur Leiche und begann vorsichtig, Annis Blouson abzutasten.
    »Ich glaub, ich hab da ihr Handy gefunden.«
    Mit spitzen Fingern zog sie das Gerät hervor, drückte auf eine Taste und versuchte so, es in Betrieb zu nehmen.
    »Verdammt, des is so ein neumodisches mit ›Tatsch‹. Damit komm ich fei überhaupt nicht zurecht.«
    »Gib mir mal auch

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