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Der Semmelkoenig

Der Semmelkoenig

Titel: Der Semmelkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Hirschel
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hat!«
    Das waren natürlich einleuchtende Argumente und Maus ließ es dabei.
    »Wow, der Schorschi also, der Hallodri!«
    Hammer – an seinem dampfenden Kaffee nippend – war zu ihnen getreten.
    »Des hätt man sich ja fast denken können, was? Na, da hat der Schnabelhuber dann doch ’ne falsche Spur verfolgt. Nix für ungut, alter Knabe. Aber sieh’s positiv. Du hast jetzt dann wohl ’nen freien Abend.«
    »Was schwätzen Sie denn da wieder für einen Müll, Hammer?«, unterbrach ihn Maus genervt. »Falls Sie es vergessen haben sollten: Wir arbeiten immer noch an einer Entführung, einem Überfall und einem zweiten Mord. Wir haben bis jetzt grad mal einen Mörder! Ich betone: EINEN! Wir brauchen schleunigst noch die zweite Person. Und hier ist mal was für Ihre grauen Zellen. Es führen alle Spuren – also, der Mord an Anni, die Erpressung und die Entführung – zu einer Frau.«
    »Einer Frau?«, riefen Steffi und Hammer gleichzeitig, während Schnabelhuber schadenfroh feixend die restlichen Blätter der Akte aufklaubte.
    »Exakt! Eine Frau!«, fuhr Maus fort. »Und damit Sie das etwas einschränken können, geb ich Ihnen noch einen Hinweis. Ihr Name beginnt mit einem »S«! Wie zum Beispiel Steffi. Aber die is es nicht und die kommt jetzt auch mit mir ins Krankenhaus, während Sie überlegen und auch gleich mal zur Bauerstraße 100 fahren und dort die Dame des Hauses abholen.«
    Er hatte seine Assistentin am Ellbogen gefasst und mit sich zur Tür gezogen.
    »Geht klar, Chef!«, rief Hammer und murmelte dann nachdenklich: »S? Wie meint er des denn jetza? Soll des ein Vor- oder Nachname sein? Oder beides?«
    »Silvia? Simone? Serafina? Schmitt? Schneider?«, kam ihm der Mechaniker zu Hilfe und Schnabelhuber schlüpfte lachend hinter Maus und Steffi aus dem Raum.

94
    Doktor Frank versuchte einen aufmunternden Blick, der ihm nicht besonders gut gelang, denn zu erschüttert war er von dem Bericht über die Festnahme. Claudia Hubschmied hatte wirklich mehr Glück als Verstand gehabt. Müde strich er sich über die Augen und zwang sich zu einem halbwegs heiteren Kommentar.
    »Alles halb so wild, meine Liebe. Ich empfehle nur – falls Sie eitel sind – ein hübsches Halstuch, bis die bösen Hämatome um Ihren Hals verblasst sind.«
    Sie lächelte tapfer und schüttelte den Kopf.
    »Kein Problem Doc, ich stech gern aus der Masse hervor.«
    »Also, dann kein Halstuch?«
    »Kein Halstuch! Ich bin schon froh, dass ich wieder atmen und schlucken kann.«
    Er nickte. Sie war wirklich eine tapfere Frau, aber das wusste er schon lange. Da noch viele andere Patienten auf ihn warteten, klopfte er ihr aufmunternd auf die Schulter und meinte bereits im Gehen: »Ich sag ja immer: ›Solang es noch mit dem Rauchen klappt, kann es nicht so schlimm sein!‹«
    Sie lachte. Schön, dass sie das wieder konnte, obwohl es eher freudlos klang! Als sich die Tür geschlossen hatte, war sie allein im Untersuchungsraum. Erschöpft lehnte Claudia ihren Kopf gegen die Wand hinter ihrem Stuhl. Ein bisschen Ruhe. Sie brauchte nur ein bisschen Ruhe, dann würde es ihr schon wieder besser gehen. Von draußen drang das Geräusch der Rotoren herein. Der Rettungshubschrauber startete also endlich, um Georg Möller in die Landeshauptstadt zu fliegen. Zu schwer verletzt war er, zu kompliziert der Beinbruch, als dass das örtliche Krankenhaus die Verantwortung übernehmen wollte. Das Schicksal hatte ihm die gleichen schweren Blessuren wie seinem Opfer Heidi beschert, mit dem feinen Unterschied, dass er noch eine Chance hatte, zu überleben. Dieses Schwein! Claudia schloss die Augen. Eine Träne rollte unbemerkt ihre Wange hinunter. Sie hatte es abgelehnt, ein Beruhigungsmittel zu nehmen, obwohl sie davon ausgehen konnte, dass ihr Frank das Beste vom Besten gegeben hätte. Ein leises Klopfen ließ sie zusammenfahren. Angespannt beobachtete sie, wie die Tür einen Spalt breit geöffnet wurde. Ein Kopf erschien: Steffi.
    »Claudi, hier bist du also!«
    Schnell war die Kollegin in das Zimmer geschlüpft, hatte sich auf den zweiten Besucherstuhl gesetzt und sie besorgt gemustert.
    »Geht’s dir gut?«
    »Na ja, wie sagt man? Den Umständen entsprechend?«, versuchte Claudia mit schiefem Lächeln die ganze Sache herunterzuspielen. Steffi schüttelte jedoch ernst den Kopf.
    »Du siehst scheiße aus! Sei mir ned bös, aber so is es!«
    Steffi machte sie nervös. Ihrem prüfenden Blick schien nichts zu entgehen und wenn sie tatsächlich recht hatte, dann

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