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Der Sensenmann

Der Sensenmann

Titel: Der Sensenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nach unten starrte.
    Aus der Glut drang wieder die Stimme hervor. »Bist du wirklich stärker als ich?«
    »Ja, verflucht!«
    Jetzt wußte Lady Sarah genau, wer sich als dritte Person in ihrer Nähe aufhielt.
    Es war der Teufel!
    Um unseren Besuch vorzubereiten, hatte sich der Kommissar mit dem Heimleiter, einem gewissen Bobby Eberle, in Verbindung gesetzt, der uns erwartete. Wir waren mit zwei Wagen zum Michaelsberg hochgefahren und hatten sie außerhalb des Kirchplatzes geparkt.
    Ich hatte mir die Zeit genommen und mich ein wenig umgeschaut. Die Kirche war ein prächtiger Bau, und wer die Treppe zu ihrem Portal hochschritt, der mußte einfach ein erhabenes Gefühl haben. In dieser Jahreszeit gab es nur wenige Touristen, die sich die Kirche anschauten, so sahen wir auch nur eine Gruppe von Japanern, die Fotos von diesem imposanten Bauwerk schossen, es aber nicht betraten.
    Herr Eberle hatte uns bereits gesehen und das Haus verlassen. Er trug einen grauen Kordanzug, die Krawatte war korrekt gebunden und das graue Haar sorgfältig gescheitelt. Er wirkte sehr vertrauenswürdig, sein Händedruck war kräftig, doch er hielt sich mit Fragen zurück, die ihn quälten.
    »Ich habe schon alles vorbereitet«, sagte er nur und schaute mich dabei an. »Sie möchten sich doch im Zimmer der Verstorbenen aufhalten?«
    »Ja, das ist mein Wunsch.«
    »Schon erfüllt. Kann ich Ihnen vielleicht sonst noch etwas zeigen, das für Sie wichtig ist?«
    »Ist denn etwas Besonderes passiert?« erkundigte sich Uwe Hinz. »Und zwar in der Zeit nach dem Mord? Da könnte Ihnen ja etwas aufgefallen sein.«
    »Nein, meine Herren, gar nichts. Wir mußten nur zwei Heimbewohner ins Krankenhaus bringen lassen, die Aufregung ist einfach zu groß für sie gewesen.« Er atmete tief durch und schüttelte den Kopf. »Zum Glück ist es nur bei dieser einen Tat geblieben. Aber Sie rechnen mit mehr, nicht wahr?«
    »Wieso?« fragte ich.
    »Sonst wären Sie nicht hier.«
    »Scharfsinnig gedacht, Herr Eberle«, sagte ich.
    »Darauf hat mich meine Frau gebracht, als ich ihr am Telefon erzählte, wer mich angerufen hat. Sie ist unten in der Stadt, weil sie im Geschäft unserer Tochter hilft. Mode Schell.« Er lachte und lief etwas rot an. »Ich sage Ihnen das nur, weil es fast auf einem historischen Gelände steht.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Nicht weit davon hat man früher das Hexenhaus erbaut.«
    »Sie sind gut informiert«, lobte Uwe Hinz ihn.
    »Das muß ich sein. Außerdem bin ich Bamberger, und es gibt genügend Menschen hier oben im Sommer, die mich immer wieder fragen. Hin und wieder erzähle ich ihnen dann auch etwas von den Hexenverfolgungen in unserer Stadt. Da sind sie dann geschockt und können es kaum begreifen. Ich auch nicht, aber das waren eben andere Zeiten.« Er merkte plötzlich, daß er Worte gesagt hatte, die so gar nicht passen wollten, weil eben der schreckliche Mord an Maria Much in seinem Heim geschehen war. Deshalb fügte er noch hinzu: »Hoffentlich kehren sie niemals zurück.«
    »Das hoffen wir auch«, sagte ich.
    »Dann können wir ja ins Haus gehen. Am besten in mein Büro. Wissen Sie denn schon, wie lange Sie hier oben bei uns bleiben möchten? Gibt es da einen Zeitplan?«
    »Keinen genauen«, sagte der Kommissar. »Das hängt alles von den Umständen ab.«
    »Ja, verstehe. Meine Frau wird auch gleich hier sein. Sie wollte auch etwas aus der Stadt mitbringen. Ein wenig Gebäck oder so, ganz frisch, und wenn Sie am Abend hungrig sind, kann ich Ihnen unseren Leberkäse empfehlen und natürlich unsere Rostbratwurst, die einen ganz besonderen Geschmack hat.«
    Das war alles gut und schön, was er sagte, aber mich brachte es nicht weiter. Ich ging nach wie vor davon aus, daß sich die Dinge hier zusammenballten und es bald zu einer Konfrontation kommen konnte.
    »Kommst du mit, John?«
    »Später, Uwe. Ich möchte mich hier ein wenig umschauen.«
    »Willst du auch in die Kirche?«
    »Möglich.«
    »Gut, ich warte dann.«
    Die beiden Männer gingen ins Haus. Ich drehte ihnen den Rücken zu. Mein Blick glitt an der Fassade der Kirche in die Höhe bis hin zu den prächtigen Türmen.
    Sie stammte aus einer Zeit, als die Hexenverfolgungen noch längst nicht vorbei gewesen waren. Im siebzehnten Jahrhundert war sie erbaut worden, also in der Hochblüte der Grausamkeiten, als Hort Gottes gedacht, doch zu dieser Zeit mehr fehlgeleitet, denn nur wenig Gottesfürchtigkeit war damals echt gewesen. Und die Kirche selbst war mit schlechtem

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