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Der Sensenmann

Der Sensenmann

Titel: Der Sensenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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stark genug, und das weißt du auch. Du weißt ferner, daß ich so alt wie die Welt bin und mich immer angepaßt habe. Oder muß ich dir noch mehr über die Kreaturen der Finsternis sagen, die zwar auf deiner Seite stehen, dir aber nicht gehorchen?«
    Es waren mehr als wichtige Worte, die der Sensenmann da gesprochen hatte. Plötzlich klärten sich auch für Lady Sarah die Dinge. Sie wußte, in wessen Gewalt sie sich befand. Durch ihren Freund John Sinclair hatte sie genug über die Kreaturen der Finsternis erfahren. Sie waren eigentlich das Urböse. Es hatte sich in ihnen manifestiert. Man konnte sie auch als die Urdämonen bezeichnen. Schreckliche Gestalten mit einem kaum beschreibbaren Aussehen in ihren Urzuständen, aber sie hatten sich angepaßt und sahen so aus wie Menschen. Das echte Gesicht war abgetaucht, nur hin und wieder erschien es auf dem zweiten Menschengesicht wie ein Hologramm.
    Auch der Sensenmann sah nicht so aus, wie er sich jetzt präsentierte, obwohl er schon schlimm genug wirkte. Tatsächlich aber verbarg sich etwas noch Grauenvolleres dahinter. Sie wollten die alten Verhältnisse wiederherstellen und warteten auf den Beginn der Höllenzeit, was ihnen bisher noch nicht gelungen war. Doch Schritt für Schritt kamen sie ihr näher, und auch das Wirken dieser Kreatur mußte in einem großen Zusammenhang damit stehen.
    Daß sich Lady Sarah in der Gewalt eines dieser Geschöpfe befand, machte sie nicht mutiger. Der Sensenmann, den die Menschen als Ludwig von Thann kannten, war in seinem Element. »Ich bin als Tod gekommen!« schrie er dem roten Loch der Decke entgegen. »Aber ich bin auch als Sieger hier. Denn ich werde das erreichen, was dir nie gelungen ist, Asmodis. Ich werde diese Kirche hier übernehmen. Noch in dieser Nacht wird sie mir gehören, und dann setze ich mein Zeichen, denn ich werde sie zerstören und damit in meinem Namen umtaufen.«
    Der Teufel ließ sich davon nicht beeindrucken. »Noch hast du sie nicht.«
    »Das weiß ich, aber ich werde sie bekommen. Und ich weiß auch, daß mir ein Feind auf der Spur ist. Soll er. Das will ich sogar. Ich werde ihn ausschalten. An diesem für ihn heiligen Ort wird er sein jämmerliches Leben verlieren. Er wird und er muß kommen, weil er einfach nicht anders kann.«
    Da hat er recht, dachte Lady Sarah, denn mit ihr als Geisel besaß er ein perfektes Druckmittel.
    Von Thann war mit seiner Rede noch nicht fertig. »Zur Zeit der Hexen hast du auf meiner Seite gestanden. Es war gut, ich hatte nichts dagegen. Heute aber brauche ich dich nicht mehr. Da bin ich für mich allein verantwortlich, und ich werde meinen Plan bis zum bitteren Ende durchziehen.«
    Sarah konnte es nicht fassen. Sie kam sich vor wie im Kino. Nur erlebte sie diesen Gruselfilm als etwas Echtes, und sie wußte auch nicht, ob sie das Verlies hier jemals lebend verlassen würde. Die Kirche hatte er betreten, davon ging sie aus. Sie befanden sich irgendwo tief im Keller. In einem unterirdischen Gewölbe, das wohl von keinem Besucher jemals entdeckt worden und nur Kennern bekannt war.
    »Hast du mir noch etwas zu sagen?« schrie der Sensenmann gegen das rote Loch an.
    »Nein. Ich warte ab.«
    »Sehr gut.«
    »Ich will sehen, ob du es wirklich schaffst. Viele haben es versucht, auch ich, aber es gibt selbst für den Teufel eine Grenze.«
    »Von mir wird sie eingerissen. Ich werde dafür sorgen, daß die Höllenzeit beginnen kann…«
    Der Teufel wollte nicht mehr reden. Er zog sich zurück. Lady Sarah, die das Loch im Auge behalten hatte, sah es dort noch einmal stärker aufglühen, und für einen winzigen Moment erschien in diesem Auge der Abdruck einer dreieckigen Fratze, denn so zeigte sich der Teufel gem. Da tat er den Menschen des öfteren einen Gefallen, denn sie hatten ihn sich seit altersher so vorgestellt.
    Er verschwand.
    Die Decke hatte sich geschlossen, und der Sensenmann bog seinen Oberkörper zurück. Noch einmal mußte und wollte er lachen, denn er hatte gesiegt. Er schlug mit seiner Sense um sich, so daß Lady Sarah Angst bekam, aber sie wurde nicht von der Klinge getroffen.
    Eine letzte Drohung, ein letzter Schlag, als wollte der Sensenmann alle Götter vom Sockel holen, dann war es vorbei. Er ließ die Waffe sinken und drehte sich langsam wieder um. Durch den Luftzug der Klinge waren die Flammen in stärkere Bewegung geraten und produzierten noch immer ihre sich schnell ändernden Muster an den Wänden. Es sah aus, als weichten sie auf, um all das entlassen zu

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