Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sensenmann

Der Sensenmann

Titel: Der Sensenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Sense oder ihn selbst.
    Es tat sich nichts.
    Nach wie vor war ich allein in der Kirche. Weder ein Pfarrer noch ein Küster ließ sich blicken. Das Ewige Licht als kleines rotes Auge der Hoffnung, die ich noch immer hegte.
    Weder das Lachen noch der Schrei wiederholte sich. Ich gab trotzdem nicht auf und durchsuchte die Kirche weiter. An der rechten Seite und nicht weit vom Altar entfernt entdeckte ich eine massive Tür, die nicht verschlossen war. Ich wollte sie aufstoßen, als sie von innen geöffnet wurde.
    Sofort trat ich einen Schritt zurück.
    Der ältere Mann erschrak mehr als ich. So sehr, daß er sogar ein Kreuzzeichen schlug.
    »Mein Gott, wo kommen Sie her?«
    Ich lächelte entschuldigend, stellte mich als Besucher vor und fragte ihn, wohin die Tür führte. »In die Heilig Grab Kapelle. Aber warum wollen Sie das wissen?«
    »Nur so. Ein Bekannter hat mir davon berichtet. Sie werden ihn sicher kennen. Es ist Herr Eberle.«
    »Ja, natürlich. Aber wir haben keine Besuchszeit. Am besten wird es sein, wenn Sie morgen wiederkommen.« Der Mann zog demonstrativ die Tür wieder zu.
    Er war kein Pfarrer, aber seine Kleidung wies auf einen Küster hin. So einfach wollte ich ihn nicht gehen lassen. Als er an mir vorbeiging und mich durch ein Kopfnicken aufforderte, es ihm gleichzutun, fragte ich: »Könnte es sein, daß ich ein hartes Lachen gehört habe, das hier in der Kirche seinen Ursprung hatte?«
    Erstaunt schaute mich der ältere Mann mit den weißen Haaren an. »Nein, wie kommen Sie darauf?«
    »Ich glaubte wirklich, daß in der Kirche…«
    »Hier ist niemand, und ich lache nicht.«
    »Sie haben also in den letzten Stunden keine Besucher in der Kirche gesehen?«
    »Nein. Warum fragen Sie?«
    »Schon gut, entschuldigen Sie.« Bevor er mich weiterdrängte, ging ich. Ich verließ unzufrieden die Kirche, weil ich einfach davon überzeugt war, daß ich das Lachen gehört hatte. Und auch den Triumph hatte ich darin erkannt, das bildete ich mir nicht ein.
    Der Himmel hatte sich noch mehr zugezogen. Den Wind empfand ich ebenfalls als kälter. Der Nachmittag war vom frühen Abend abgelöst worden. Die Umgebung kam mir noch grauer vor. Daran konnte auch das Licht hinter den Zimmerfenstern des Heims nicht viel ändern. Ich hatte das Gefühl, daß es kein guter Platz war. Der Küster konnte sagen, was er wollte, ich jedenfalls hatte das Lachen gehört, das selbst die dicken Mauern der Kirche nicht hatten aufhalten können. Ein Siegerlachen, das entstand, wenn jemand triumphiert hatte.
    Hoffentlich nicht der Sensenmann…
    Die Glut war da. Sie zeichnete sicfci in diesem verdammten Loch unter der Decke ab. Zugleich kam es Lady Sarah vor, als wäre ein Teil von ihr zu Boden gefallen, um sich um sie herum zu legen, denn sie kam sich vor wie auf glühenden Kohlen sitzend.
    Es war der Teufel.
    Er zeigte sich nicht, aber er hatte sich mit einer menschlichen Eigenschaft gemeldet. Sein dreckiges Lachen konnte nur aus der Hölle stammen. Sarah spürte auch etwas von einer nicht beschreibbaren Kälte, die sich in diesem unterirdischen Verlies ausgebreitet hatte.
    Wie sollte man den Teufel beschreiben?
    Sie wußte, daß es nicht ging, denn er war ein Meister der Täuschung, der Verkleidung und zugleich auch der reinen Menschenverachtung. Oft genug führte er im Hintergrund Regie und ließ die Menschen an seinen langen Fäden laufen. Das Böse war für ihn Programm. Er suchte und fand immer wieder seine Diener. Das hatte Sarah Goldwyn auch von Ludwig von Thann gedacht, doch so schien es bei ihm nicht abzulaufen. Er kümmerte sich nicht mehr um seine Gefangene und schaute weiterhin zur Decke, aus der die teuflische und dennoch menschliche Stimme gedrungen war.
    »Was willst du hier, Asmodis? Willst du zuschauen, wie ich siege? Willst du das sehen und erleben, von dem du nur geträumt und das du nicht geschafft hast?«
    »Du willst deinen Plan wirklich durchführen?«
    »Ja, und ich schaffe es. Denn ich bin besser. Ich habe mich damals in den Dienst der Kirche gestellt und gelernt, mit ihr umzugehen. Im Gegensatz zu dir. Bei dir steht das alte Feindbild. Ich aber habe eine Grauzone ausgenutzt, und ich werde dir beweisen, daß ich mächtiger bin als du, Asmodis. Noch in dieser Nacht wird mir die Kirche gehören. Mir, dem Hexenjäger, und du weißt auch, daß ich deine Hilfe nicht brauche. Die Chroniken stimmen nicht ganz. Auch die Geschichten nicht, die sich noch erhalten haben. Ich brauche den Teufel nicht als Helfer. Ich bin selbst

Weitere Kostenlose Bücher