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Der Serienmörder von Paris (German Edition)

Der Serienmörder von Paris (German Edition)

Titel: Der Serienmörder von Paris (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David King
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mit den „Wunderwaffen“ V-1 und V-2 auf die Stadt zu veranlassen.
    Am Abend des 24. August fuhren 150 Soldaten über die Porte de Gentilly und machten sich – vorbei an erstaunten Parisern – auf den Weg ins Rathaus in der Rue de Rivoli. Auf den Straßen stehende Bürger erkannten, dass die Männer mit den Sherman-Panzern und in den „olivgrünen Jeeps“ weder Deutsche noch Amerikaner waren. Das Lothringer Kreuz identifizierte sie als Mitglieder der Freien Französischen Streitkräfte. Leclercs Vorhut hatte die Stadt erreicht. Am nächsten Morgen – Kinder spielten in den Tuilerien und Boote segelten auf der Seine – erreichte die Hauptarmee von Leclerc die Stadt, woraufhin sich die Kämpfe verschärften. Soldaten der FFL, zu erkennen an den weißen Armbändern, hasteten von Hauseingang zu Hauseingang, um nicht von Scharfschützen getroffen zu werden. Bei der traditionsreichen Militärschule und beim Invalidendom brachen schwere Kämpfe aus. Das Außenministerium am Quai d’Orsay fing Feuer. Leclerc glaubte, dass 76 Männer getötet und weitere 200 verwundet worden seien. Die FFL ging von 1.000 Gefallenen und 600 Toten unter der Zivilbevölkerung aus. Schätzungen zufolge wurden 2.000 bis 2.500 Menschen getötet und möglicherweise 16.000 gefangengenommen.
    Am 24. August erklang die 14 Tonnen schwere Glocke von Notre Dame zum ersten Mal nach vier langen Jahren. Andere Kirchen stimmten ein. Camus, der für die Résistance-Zeitung Combat arbeitete, schrieb an diesem Tag: „Die Größe des Menschen liegt in der Entscheidungskraft, sich über seine Konditionierung zu erheben.“
    Von Choltitz wurde am folgenden Tag verhaftet und unterzeichnete den Kapitulationsvertrag in einem Billardraum in der Präfektur. Während der Zeremonie platzte der Anführer der Kommunisten, Colonel Rol, ohne Einladung in den Raum und verlangte, dass auch er das Dokument unterschreiben müsse. Nach einer hitzigen Debatte stimmte Leclerc zu. Rol unterschrieb und setzte dabei seinen Namen über den Leclercs. Um 10 Uhr wurde die Nazi-Flagge vom Eiffelturm entfernt und durch eine große Trikolore ersetzt. Raymond Sarniguet, der Feuerwehrmann, der am 13. Juni 1940 gezwungen worden war, die französische Flagge abzunehmen, erklomm die 1.671 Stufen bis zur Spitze (und schlug damit die Mitbewerber) und hisste sie wieder über der Stadt.
    Am Abend drängten sich die Menschen voller Erwartung auf General de Gaulles Rede vor dem Rathaus. Aus der Ferne hörte man sporadische Schüsse, abgefeuert aus Fenstern und von Hausdächern aus. De Gaulle ging auf den Balkon, rief aber nicht die Republik aus, denn die hatte nach seinen Worten niemals zu existieren aufgehört. Die Geschichte Frankreichs begann nicht, sondern setzte sich fort. „Paris“, rief er mit Inbrunst, „missbrauchtes Paris, gebrochenes Paris, Paris, das ein Martyrium erlitt, doch nun ein befreites Paris“ – befreit, wie er hinzufügte, „durch sich selbst, seine Menschen, mit Hilfe der französischen Armeen, mit Hilfe und Unterstützung aller Franzosen, der tapferen Franzosen, die kämpften, an das wahre Frankreich, das ewige Frankreich glaubend.“ Die Alliierten erwähnte de Gaulle nicht.
    Am folgenden Morgen, am Samstag, den 26. August 1944, einen Tag nach dem Fest des Heiligen Ludwigs, des Schutzpatrons von Paris, marschierte de Gaulle die Champs-Élysées hinunter. In Paris entfesselte sich eine Siegesfeier monumentalen Ausmaßes, zugleich einer der unvergesslichsten Tage in der Geschichte des Landes. Vier dunkle und bittere Jahre endeten mit dem Knallen von Sektkorken, dem Schwenken der Trikolore und dem Singen der Nationalhymne. „Ich war trunken vor Emotionen, versank in Glückseligkeit“, erinnerte sich der angehende Historiker Gilles Perrault. Der Freudentaumel der Menschen schien nicht enden zu wollen. Den Journalisten Ernie Pyle ergriff die Begeisterung. Er beschrieb die sich ihm darbietenden Szenen als „die lieblichste, strahlendste Geschichte unserer Zeit“. Nach 1.533 finsteren Nächten der Besatzung war Paris endlich wieder die Stadt des Lichts.

ICH HABE NIEMALS ERLEBT, DASS MEIN MANN PSYCHISCHE PROBLEME GEHABT HÄTTE. MANCHMAL WAR ER TRAURIG UND SCHWERMÜTIG, DOCH ICH FÜHRTE DIESEN ZUSTAND AUF DIE GROSSE VERANTWORTUNG UND GELEGENTLICHE ERMÜDUNG ZURÜCK, DIE SEIN BERUF MIT SICH BRACHTE. ER HAT WEDER IN MEINER ANWESENHEIT NOCH IN DER ANDERER ANZEICHEN VON GEWALTTÄTIGKEIT GEZEIGT.
    (Georgette Petiot, 1936)
    Z u Beginn des Sommers 1944 begann die Polizei

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