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Der Serienmörder von Paris (German Edition)

Der Serienmörder von Paris (German Edition)

Titel: Der Serienmörder von Paris (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David King
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hatte. Yonnet hatte darüber hinaus Petiots Behauptungen gründlich überprüft, gegen Deutsche und Kollaborateure gekämpft zu haben. Die für das Gericht zusammengefassten Ergebnisse lieferten keinen Hinweis auf die angeblich glorreichen Taten im Dienste der Widerstandsbewegung.
    Von Floriot zu dem Artikel befragt, musste Yonnet zugeben, dass er auf einem Bericht basierte, der – wie sich später herausstellte – zahlreiche Fehler enthielt. Der Autor hatte sich bei der Publikation aber mit dem Vorbehalt abgesichert, dass er für die darin erhobenen Anschuldigungen nicht bürge. Für die ermittlungstechnische Tätigkeit, die Floriot aufgrund der mangelnden Objektivität kritisierte, legte Yonnet jedoch die Hand ins Feuer.
    Petiot habe die von ihm erwähnten Personen wie Brossolette, Cumuleau oder weitere Mitglieder von Arc-en-Ciel gar nicht kennen können. Yonnet und sein Kollege Brouard hätten keine einzige Person gefunden, die von der Organisation Fly-Tox gehört habe, die im Übrigen auch nicht in den Akten von „Kämpfendes Frankreich“ verzeichnet sei, die sich in der Avenue Henri-Martin 76 befanden.
    Trotz Yonnets eindeutiger Behauptung konnte man den Akten der Brigade Criminelle entnehmen, dass einige Personen den Namen sehr wohl vernommen hatten, darunter die Witwen von Brossolette und Cumuleau. Dennoch gab es keine von offizieller Seite bestätigten Beweise. Darüber hinaus stellte sich eine weitere Frage: Wenn Fly-Tox wirklich existiert hätte, wäre Petiot ein aktives Mitglied gewesen oder hätte er die Organisation dann nur zu seinen Gunsten ausgebeutet?
    Dass Dewavrin beim Petiot-Prozess nicht ausgesagt hatte, ließ sich nur als eine unglückliche Wendung beschreiben. Er hätte dabei helfen können, die bestehende oder nicht bestehende Verbindung zur Résistance eindeutig zu klären. Stattdessen warf seine Abwesenheit Fragen auf. Dewavrin nahm auf die Episode weder in seinen Memoiren Bezug, noch sprach er jemals öffentlich darüber – bis auf eine Ausnahme, bei der er sich kurz und prägnant äußerte: „Die organisierte Résistance hat, aus welchem Grund auch immer, nie etwas mit einem Petiot zu schaffen gehabt.“
    Véron bat den Angeklagten sodann, seine Behauptung, 63 Morde begangen zu haben, nämlich an 33 Kollaborateuren und 30 Deutschen, näher zu erläutern. Er konzentrierte sich zuerst auf die zuletztgenannte Gruppe und fragte, wie Petiot denn die Deutschen genau ermordet habe. Petiot versuchte auszuweichen und meinte, dass viele der Opfer zu seinen Patienten gehört hätten. Véron hielt dagegen, dass der Arzt überhaupt keine Befugnis zur medizinischen Versorgung deutscher Staatsbürger besessen habe.
    „Ich weigere mich, Ihnen zu antworten“, ereiferte sich der Arzt. „Ich habe sie nicht verübt, um einen Streifen an der Uniform oder einen Orden zu verdienen. Wenn Invasoren ein Land besetzen, gibt es immer Rächer.“
    Véron bestand mit Nachdruck auf einer Antwort.
    „Ich muss hier keine Morde erklären, derer ich nicht beschuldigt werde. Nach meiner Freilassung dürfen Sie mich gerne für den Mord an 30 Boches anklagen“, tobte der Arzt. Dieser Tonfall wurzelte eindeutig im festen Glauben an einen Freispruch. Im Gerichtssaal befanden sich einige Reporter, die ebenfalls diese Auffassung teilten. Die Schlagzeilen des folgenden Tages ließen Zweifel an einem Schuldspruch aufkommen.
    Danach befragte Véron Petiot zu seinem Verhältnis zur Gestapo. Warum hatte die grausame und brutale Geheimpolizei nicht auf die angeblichen Morde an deutschen Soldaten reagiert, und was noch bedeutsamer erschien – warum hatten sie ihn wieder freigelassen, nachdem er inhaftiert worden war? Das stellte eine überaus wichtige Frage dar, der mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden musste, denn Zivilisten, die wegen Fluchthilfe im Gefängnis saßen, hatten von der Gestapo keine Gnade zu erwarten.
    „Eigentlich“, sagte Yonnet, „hätte man den Mann erschießen müssen.“
    „Monsieur Ibarne“, lenkte Petiot ab, indem er Yonnets Résistance-Pseudonym benutzte, „ich habe Sie an einem bestimmten Ort gesehen und bin mir sicher, dass Sie nicht wollen, dass ich ihn verrate.“
    „Ganz im Gegenteil, ich bestehe darauf, dass Sie es sagen, denn ich bin mir wiederum sicher, Sie niemals vorher gesehen zu haben.“
    Petiot schwieg weiterhin und saß mit einem schmierigen Grinsen auf seinem Platz, was andeuten sollte, dass er über wertvolles Wissen verfügte.
    „Spielen Sie nicht Tennis im Sport- und

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