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Der Serienmörder von Paris (German Edition)

Der Serienmörder von Paris (German Edition)

Titel: Der Serienmörder von Paris (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David King
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Rolle des Regisseurs und die Hauptrolle Garcin aus. Die Weihnachten 1943 entweder in Camus’ oder Simone de Beauvoirs Appartement begonnenen Proben verzögerten sich im Februar, als Olga Barbezat, die weibliche Hauptdarstellerin, von der Gestapo festgenommen und in Fresnes inhaftiert wurde. Doch das hielt Camus nicht davon ab, seinen Verpflichtungen nachzukommen. Sartre bestand auf seine Mitwirkung. Die Verantwortlichen ließen sich nicht unterkriegen und führten das Stück Geschlossene Gesellschaft mit dem bewährten künstlerischen Leiter und mit professionellen Schauspielern auf.
    Die von den Deutschen kontrollierte Presse zerriss das Stück in der Luft, speziell wegen seiner „Sittenlosigkeit“, doch Sartres Geschlossene Gesellschaft entwickelte sich zu einem Riesenerfolg, besonders beim jungen Publikum. „Die Hölle, das sind die anderen“ war die am meisten zitierte Textzeile.
    Sartre erklärte die Zeile dahingehend, dass er damit auf Menschen abziele, die sich selbst an den Kriterien des sozialen Umfelds messen und beurteilen würden. Komme es dann zu einer Beziehungsstörung oder einer Trennung wirke sich die einstmals „absolute Abhängigkeit“ so aus, dass den Menschen nun jegliche Bezugspunkte fehlten. Sie befänden sich in einem Zustand, welcher der Hölle gliche.
    Die Popularität des Philosophen stieg angesichts des Erfolgs seines Dramas rasant an. Nach diesem Stück wurde laut Jean Paulhan „der spirituelle Führer Tausender junger Menschen“. Dem stimmte auch der Gelehrte Guillaume Hanoteau zu. Zurückblickend auf die Blütezeit des intellektuellen Lebens nach dem Krieg bewertete er Sartres Geschlossene Gesellschaft als den Beginn des „Goldenen Zeitalters von Saint-Germain-des Prés“.
    Mitglieder der Wehrmacht, der Luftwaffe, der Kriegsmarine, der SS, hochrangige Nazi-Offiziere und ausgewählte Kollaborateure genossen während der Besatzung wunderschöne Tage im sonnigen Paris. Die Stadt war eine luxuriöse Welt für sich, weit entfernt von den täglichen Erschwernissen, bedingt etwa durch die Rationierung der Lebensmittel und regelmäßige Stromausfälle. Die Offiziere drückten sich vor dem schrecklichen Gemetzel an der Ostfront und nippten an Champagnergläsern in den mit Seide ausgekleideten Suiten des Crillon oder des Ritz, dinierten im Kerzenlicht unter den prunkvollen Kronleuchtern des Palais du Luxembourg und erfreuten sich an den beliebten Soireen in der deutschen Botschaft, ausgerichtet von Otto Abetz, einem dem französischen Leben zugeneigten Diplomaten. Der Prunk und Protz der Veranstaltungen veranlasste Céline dazu, ihn König Otto I. zu titulieren.
    Deutschlands ausbleibende militärische Erfolge verstärkten das Bedürfnis der Offiziere und Soldaten, das Pariser Leben in vollen Zügen zu genießen. Nazi-Offiziere zählten zu den Stammgästen in Kabaretts und Bordellen. Madame Fabianne Jamet (bürgerlicher Name: Georgette Pélagie) konnte sich noch lange lebhaft an ihre „germanische“ Klientel im „122“ erinnern: gutaussehende junge SS-Männer mit tadellosem Benehmen, Wehrmachtssoldaten, die „Heil Hitler“ riefen und dabei die Champagnergläser zum Toast erhoben, Luftwaffenpiloten, die sich vor einem Einsatz gegen Großbritannien einen Hochprozentigen hinter die Binde kippten und eine schnelle Nummer schoben. Sie erinnerte sich daran, dass die Flieger ein Tablettenröhrchen in der Runde kreisen ließen. Das darin befindliche Stimulans sollte ihre Konzentration und das Selbstbewusstsein im Kampf gegen die gefürchteten Spitfire und die gegnerische Flak erhöhen. Madame gestand später, diese Droge auch selbst genommen zu haben.
    Französische Kriminelle verhielten sich hingegen wie „wilde Tiere“. Die Gangster saßen in ihren schicken Jacketts da, ausgebeult von den sich darunter abzeichnenden Pistolen, vergnügten sich mit den Freudenmädchen im unteren Bereich des Etablissements, „leerten Magnumflasche nach Magnumflasche und prahlten dabei gegenseitig mit ihren Errungenschaften“. Schlimmer noch waren jedoch die Unberechenbarkeit und das ungebührliche Verhalten, das zum Beispiel ein besonderer Rüpel an den Tag legte, der begann, mit Handgranaten zu jonglieren. Die „bösen und ekelerregenden Rowdys verprassten ihr Geld mit Champagner und Mädchen, als gäbe es kein Morgen“, resümierte Madame Jamet.

ICH KANN IHNEN NICHT SAGEN, WER ICH BIN. DENNOCH KENNEN SIE MICH. JEDER KENNT MICH. WENN ICH IHNEN MEINEN WAHREN NAMEN VERRIETE, WÜRDEN SIE VOR FURCHT

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