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Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)

Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)

Titel: Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Heinz Wesemann
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jagten wie der Fürst, mit dem Beizvogel auf dem Arm?
Das mochte etwas ganz anderes sein.
Und wenn uns der Herr im Himmel jemanden sandte, der den Kampf gegen die Monster aufnahm, so konnte es unmöglich sein Wille sein, dass er gen Himmel zu fahren hatte, durch was?
Durch eine Verfehlung meinerseits?
Durch Lügen und falschem Zeugnis?
Hatte er nicht verdient, als Retter gepriesen zu werden?
Und nicht, dem Urteil eines jähzornigen Mannes ausgeliefert zu sein?
    Für mich war es klar, wie der Tau auf einem Blatt im Morgen:
Gott hatte uns verlassen oder zumindest an uns armen Sündern hier in Wanda, Hergendorf, Lurdendorp und den anderen Dörfern und Weilern, kein Interesse mehr.
    Leonhardt saß bereits wieder, während ich noch sinnierend an den Gittern stand, die seine Zelle verschlossen.
Mein Kopf lehnte gegen das Metall und es prägten sich Linien in meine Stirn.
Gedanken kreisten immer weiter durch meinen Schädel und er begann zu schmerzen.
    Ich wurde unterbrochen, als sich zwei Wachen näherten, die Leonhardt abzuholen hatten.
Der Zeitpunkt seines Urteils war gekommen, und ich war nur Momente zuvor bei ihm gewesen.
    Sie griffen ihn grob und schleppten ihn nach oben, wo er im Hof vor den Herrn von Wanda geworfen wurde.
Widerstand war ihm da schon nicht mehr möglich vor Schwäche. Mit Tränen in den Augen sah ich, wie er sich langsam unter Anstrengungen erhob um vor dem Freiherren zu knien.
Im Schatten unter seiner riesigen Kastanie, saß Heinrich von Revelen und maß den schwachen Mann, der einst die Geißel der Pestilenz war.
    ‚Leonhardt aus Hergendorf, Sohn des Jacobus, Beck im Dienste des Adalbert von Hergendorf; dir wird vorgeworfen unseren Herrn, den einzig wahren Gott gelästert zu haben. Man legt dir zur Last, dass du die Worte der heiligen Schrift in Frage gestellt hast, dass du das Leben nach dem Tode und die Auferstehung Jesu Christi leugnetest und dich aufgelehnt hast gegen die Befehle die euch mein Vogt gegeben hat.
Dir wird ferner vorgeworfen Hand an mein eigen Blut gelegt zu haben, an Katterein von Hergendorf, Tochter der Grethlin von Revelen, die meine Schwester ist.
Erkläre dich!‘, verkündete der Freiherr höchstselbst.
    ‚Wanda. Ihr seid solch ein Narr. Seht ihr denn nicht, was hier passiert ist?‘, hustete Leonhardt hervor.
Blut trat über seine Lippen, als er sich erhob, um vor seinem Herrn und Richter zu stehen.
    ‚Wie nennst du mich, BURSCHE?‘, schrie Heinrich von Revelen beinahe hysterisch.
    Leon schritt vorwärts und Kristina, die Gattin des Herren, senkte den Blick. Mein Oheim und Katterein saßen regungslos daneben. Sie starrten den Krieger an, der fast zu verglühen schien.
Meine Muhme hatte ebenso wie Kristina von Revelen den Blick zu Boden gesenkt – sie wollte nicht sehen, was nun geschehen würde.
    Der Freiherr zu Wanda hob die Hand und die Bögen seiner Gefolgschaft hoben sich.
Deren Sehnen wurden gespannt und ein Raunen ging durch die Menge, die sie umgab.
    Leon ging unbeirrt vorwärts.
    ‚Ich nenne euch einen Narren. Denn der seit ihr. So wohlgeboren ihr seid, so dumm seid ihr.
Zu dumm zu erkennen, wer euer Fleisch und Blut gerettet hat. Wer euer Haus und Hof gerettet hat, wer EUCH den Arsch gerettet hat.‘
    Husten begleitete Leon auf seinem Weg.
    ‚Euer Land lag im Sterben und wer hat es gerettet? Ihr etwa, Freiherr? Nein.
Einer Eurer Männer? Nein.
Nein, ICH war es. WIR waren es, die wir hier eine Zuflucht errichtet haben. Die wir hier eine Stätte bauten, die uns allen Schutz bot und von der aus wir dem Schrecken entgegen traten und ritten.
Jacobus. Jacobus aus Hergendorf, Sohn des Knochenhauers Alwin. Er war ein Held.
Von euer Wohlgeboren war nichts zu sehen oder zu hören.
Und euer Vogt, den ihr in eurer Weisheit erwählt habt, hätte nicht nur uns in den Tod gejagt, sondern auch euer Fleisch und Blut, wie ihr es nennt. Alle, die hier in diesem Hoffe weilen, wären nicht mehr am Leben, hätten wir auf ihn gehört.‘
Wieder ging ein Krampf durch Leonhardt, und der Freiherr schnappte nach Luft.
    Leon ging auf die Knie und murmelte etwas zu sich selbst, bevor er den Kopf wieder hob.
    ‚Euer Schwester Tochter, die immer noch so geblieben ist, wie ich sie in Obhut nahm, kann es bezeugen.
Aber sie tut es nicht.
Dabei war auch sie es, die die Pflege der Sterbenden einleitete und die Scheiterhaufen befahl, die ihr vor dem Tor seht.
Auch sie war ein Teil des Ganzen. Ein Teil dessen, was ihr zurückgelassen habt und der Seuche ausliefertet.
Dass eure Gemahlin euch

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