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Der Sichelmoerder von Zons

Der Sichelmoerder von Zons

Titel: Der Sichelmoerder von Zons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Shepherd
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durch den Türspalt und sah Wilhelm am Tisch sitzen. Seine Augen hatten rote Ränder und das Gesicht wirkte aufgequollen und ebenfalls gerötet. Er hatte seinen Kopf auf die Hände gestützt und bot einen sehr verzweifelten Anblick. Trotzdem war Bastian aufgebracht. Wie konnte Marie einen fremden Mann einfach so in ihr Haus lassen? Sie war alleine und auch wenn er von der Gefahr einmal absah, schickte es sich einfach nicht für eine verheiratete Frau. Und entgegen aller Vernunft spürte Bastian, wie die brennende Eifersucht seinen Verstand und damit jeden klaren Gedanken aus seinem Kopf verbannte. Sie gehörte ihm! Der einzige Mann, der alleine mit ihr unter diesem Dach sein durfte, war er. Bastian atmete tief durch.
    Er sah Marie an. Ihre Wangen waren vor Aufregung gerötet und ihre Augen funkelten. Bastian sah den Widerstand in ihnen aufblitzen. Gut, vielleicht übertrieb er es ein wenig, aber musste sie wirklich jedem dahergelaufenen Trottel einen Platz in ihrer Stube anbieten?
    „Also gut Marie, ich versuche ja Euch zu verstehen. Was also will dieser arme Narr hier in unserem Haus?“
    „Katharina, die Frau von Huppertz, wurde entführt, vom Teufel persönlich!“
    Marie sprach diese letzten Worte mit einer solchen Ernsthaftigkeit aus, dass Bastian nicht mehr anders konnte und losprustete:
    „Vom Teufel persönlich? Marie, dieser Wilhelm war schon immer ein Angsthase. Eines kann ich Euch versichern, der Teufel ist es nicht gewesen. Was sollte er auch mit einem Weib, wie Katharina anfangen?“
    Marie funkelte Bastian verärgert an.
    „Ihr versteht es nicht, oder? Sie war die Letzte, die verschwunden ist. Erst hat es Conrad, den Vetter vom Arzt Josef Hesemann getroffen, dann ist das Weib vom alten Jacob verschwunden und jetzt Katharina. Und bei ihr wissen wir, dass sie nicht freiwillig gegangen ist!“
    Bastian blieb für einen Augenblick die Luft weg. Marie hatte absolut recht, er war so eifersüchtig, dass er nichts verstanden hatte. Aber jetzt begriff er es. Alle drei waren verschwunden und er hatte Margarete, dem Eheweib von Josef, ebenfalls keinen Glauben geschenkt. Bastian seufzte leise und kratzte sich verlegen am Kinn.
    „Ihr habt recht, Marie. Verzeiht mir. Ich war außer mir. Was also hat der weinerliche Wilhelm gesehen?“
    Marie lächelte Bastian an und zog ihn in die Stube hinein.
    „Wilhelm, seid so gut und erzählt meinem Gatten, was Ihr in Huppertz` Haus erlebt habt.“
    Wilhelm blickte auf und sah Bastian mit großen, angsterfüllten Augen an.
    „Es war der Teufel. Groß und schwarz, mit einer Kapuze so tief ins Gesicht gezogen, dass ich nur das breite Kinn darunter erkennen konnte. Seine Hände waren riesig. Er hat uns beide überwältigt, erst Katharina, als ich im Keller war und dann mich. Lautlos hat er sich an uns herangeschlichen und uns so schnell an die Küchenstühle gefesselt, dass wir beide bewegungsunfähig waren, bevor wir uns überhaupt wehren konnten.“
    Wilhelm fing wieder an zu weinen und fuhr dann mit zittriger Stimme fort:
    „Er hat die ganze Zeit kein Wort gesagt und eine Ewigkeit an der Tür gestanden und uns beide angestarrt. Dann knallte die Haustür und er hat Katharina vom Stuhl losgebunden und sie wie einen Mehlsack über die Schulter geworfen. Ihr Gewicht schien ihm nicht das Geringste auszumachen. Er hat nach Weihrauch gestunken, so stark, dass mir immer noch ganz schlecht davon ist. Dann ist er wie ein riesiger schwarzer Schatten mit Katharina aus dem Haus geschlichen und war fort. Es war der Teufel persönlich! Ich war ganz alleine und dann kam Huppertz...“
    Ein Weinkrampf schüttelte den armen Wilhelm und er schluchzte wie ein kleines Kind.
    „Huppertz ist sehr böse auf mich, weil ich nichts tauge. Er wird mich sicher aus der Bruderschaft ausschließen und ich habe doch sonst niemanden auf der Welt.“
    Wilhelm weinte mittlerweile hemmungslos und Marie hielt ihm mitfühlend ein Tuch für die vielen Tränen vor die Nase.
    „Ihr müsst mir helfen, Bastian Mühlenberg und Katharina wiederfinden. Bitte!“
    „Jetzt beruhigt Euch erst einmal“, sagte Bastian, der es kaum fasste, dass ein Mann in Wilhelms Alter so weinerlich war. Jegliche Eifersucht wich bei dieser Vorführung aus Bastians Herzen. Er brauchte sich ganz sicher nicht die geringsten Sorgen zu machen. Bastian dachte nach. Wem würde er die Entführung von drei Menschen in so kurzer Zeit zutrauen? Ihm fiel da nur ein einziger Name ein: Huppertz! Er hatte einen schwarzen Mantel mit einer Kapuze,

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