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Der Sichelmoerder von Zons

Der Sichelmoerder von Zons

Titel: Der Sichelmoerder von Zons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Shepherd
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stehen bleiben. Denk nach! Du hast die ganze Karte auswendig gelernt. Du findest wieder zurück.
    Bastians Herzschlag beruhigte sich und langsam kam die Erinnerung in sein Gedächtnis zurück. Er lief eine schiere Ewigkeit durch die dunklen Gänge und dann sah er einen Lichtschimmer in der Ferne. Das musste die Stelle sein, wo Heinrich ermordet wurde. Sein Inneres krampfte sich vor Kummer zusammen und Tränen der Trauer liefen Bastian übers Gesicht. Er war nur eine Minute zu spät gekommen. Sonst hätte er ihm helfen können. Verzweiflung machte sich in ihm breit. Als Mitglied der Stadtwache war es seine Aufgabe, die Bürger von Zons zu schützen. Und er konnte noch nicht einmal seinen eigenen Bruder retten! Wie war der arme Heinrich nur hierher gelangt? Bastian trat wieder durch die schmale Felsspalte hindurch und erstarrte. Heinrich war weg. Der Holzstuhl war leer! Wie konnte das sein? Er machte einen Sprung auf den Holzstuhl zu und stolperte über etwas Hartes. Schwer schlug er mit seinen Knien auf und konnte sich gerade noch mit seinen Händen abfangen.
    Bastian drehte sich um. Er war über einen Tonkrug gestolpert. Eine dickflüssige, rötlich gefärbte Flüssigkeit lief über den Boden. Was war das?
    Bastian kroch näher an den Krug heran. Ein unerträglicher Gestank kam ihm entgegen. Er richtete den Krug auf und blickte mit zusammengekniffenen Augen hinein. Zunächst konnte er nichts erkennen. Bastian schüttelte den Krug und kippte ihn dann ein wenig zur Seite. Ein roter glitschiger Fleischklumpen platschte zu Boden. Oh Gott! Was war das bloß? Angewidert drehte Bastian sich weg. Dann hielt er den Atem an und untersuchte den Fleischklumpen erneut. Plötzlich schoss ihm die Antwort durch den Kopf. Oh mein Gott, das ist eine Zunge. Bastian schluckte instinktiv. Es war eine menschliche Zunge. Sein Magen krampfte sich zusammen und er übergab sich. Ihm war so übel, wie in seinem ganzen Leben noch nicht. Seine Haut war kalt und schweißnass. Der letzte Schrei seines Bruders Heinrich kam ihm in den Sinn. Dann hörte er wieder das unverständliche Flehen durch die Gänge hallen. Dieser Teufel hatte Heinrich die Zunge herausgeschnitten!
    Bastian entleerte den Krug jetzt vollständig. Schmatzend fielen noch drei weitere Zungen zu Boden. Zwei von Ihnen waren etwas kleiner als die anderen. Vermutlich Frauen! Der jähe Gedanke lähmte Bastians Geist. Er schüttelte den Kopf, um diese düstere Erkenntnis abzuschütteln. Katharina und das Weib vom alten Jacob! Es mussten ihre Zungen sein. Die Gedanken rasten in Bastians Kopf hin und her und eine weitere Frage tauchte wie eine düstere Drohung in seinem Inneren auf.
    Wem gehörte die vierte Zunge?

XVI
    Gegenwart
     
     
    Emily hielt den uralten porösen Tonkrug in der Hand.
    „Unglaublich, dass er immer noch unentdeckt hier unten liegt“, murmelte sie in sich hinein. „Hier wurde Heinrich Mühlenberg, Bastians ältester Bruder, ermordet. Bastian hat seine Leiche nie gefunden. Der Mörder trennte seinen Opfern die Zungen ab, folterte sie dann tagelang auf diesem Stuhl und schnitt ihnen schlussendlich die Kehlen durch. Ihre Zungen sammelte er in diesem Tonkrug, als Zeichen ihrer Sünden. Ist das nicht schrecklich, Anna?“ Emily hielt ihr den leeren Tonkrug hin. Nur gut, dass er wirklich leer ist, fuhr es ihr durch den Kopf.
    „Danke Emily, aber ich muss dieses Ding nicht anfassen. Willst du nicht ein paar Fotos von dem Stuhl machen? Das wäre doch gut für deine Reportage!“
    Emily holte ihre Kamera hervor und grelles Blitzlicht durchzuckte die Finsternis. Es war unheimlich. Durch die tanzenden Blitze erwachten auch die schwarzen Schatten an den Felswänden zum Leben und tauchten diesen unterirdischen Raum in eine Atmosphäre, die im wahrsten Sinne des Wortes einer Hölle glich. Ein paar Mal war sich Anna sicher, den großen schwarzen Schatten, vor dem sie sich gerade erschrocken hatte, zu sehen. Schon spürte sie förmlich, wie der Schatten eine scharfe Klinge an ihre Kehle hielt und diese mit einem kräftigen Ruck durchtrennte, doch nichts geschah.
    Emily hatte genug Fotos von dem unheimlichen Folterstuhl aufgenommen. Mit dem Ende der Blitzlichtserie verwandelte sich der Vorhof der Hölle wieder in einen dunklen in Fels gehauenen unterirdischen Gang, der nach abgestandener und muffiger Luft roch. Emily schlug die Karte vom Labyrinth auf und richtete den hellen Strahl ihrer Taschenlampe darauf. Mit dem Finger fuhr sie über die verschlungenen Gänge und versuchte,

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