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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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»Streitmark«, sagte er, »freilich gedenke ich alles zu unternehmen, was in meinen Kräften steht. Aber sollte Lord Foul dich zum Werkzeug unserer Vernichtung erkoren haben ... ach, mein Freund, dann kann aller Beistand nichts nutzen. Die Bürde deines Vorhabens wird am Ende wieder auf dir lasten.«
    »Nein.« Troy hielt sein Gesicht dem Feuer zugewendet, als lindere er damit die Ätzung, die ihn geblendet hatte. »Du hast dein ganzes Leben dem Lande verschrieben, und nun wirst du's einsetzen müssen.«
    »Ich bin dem Verächter wohlbekannt«, entgegnete Mhoram unterdrückt. »Er spottet meiner in meinen Träumen.« Er vernahm einen Widerhall jenes erniedrigenden Hohns; doch er hielt ihn auf Abstand. »Mißversteh mich nicht, Streitmark. Ich scheue die Bürde nicht. Ich nehme sie an. Auf dem Kevinsblick habe ich mein Wort gegeben ... und auf der Grundlage desselben Versprechens hast du dein Vorhaben gewagt. Du hast nicht übelträchtig gehandelt. Aber ich muß aussprechen, was mein Herz bewegt. Du bist der Streitmark. Ich glaube, daß es letztendlich wieder dir zufallen muß, des Kriegsheers Geschick zu lenken.«
    »Ich bin blind. Ich kann nichts mehr tun. Nicht mal Foul kann noch irgendwas von mir erwarten.« Die Hitze des Feuers machte die Ätzwunden seines Gesichts düsterrot. Er hatte seine Hände fest ineinander verklammert, so daß die Knöchel weiß hervortraten.
    Bestürzt betrachtete Quaan Lord Mhoram aus Augen, die stumm fragten, ob es ein Irrtum gewesen sei, Troy zu vertrauen. »Nein«, lautete Mhorams Antwort. »Urteile nicht über dies Rätsel, ehe es vollauf gelüftet ist. Bis zu jenem Zeitpunkt müssen wir getreu bleiben.«
    »Nun wohl.« Quaan seufzte beschwerlich. »So wir verraten worden sind, gibt's nun ohnehin keinen Rückweg. Eine Flucht in die Wüste brächte nichts als den Tod. Und Memmeneck ist ein so geeigneter Ort wie jeder andere, um zu kämpfen und zu sterben. Das Kriegsheer darf nicht zerstritten sein, wenn der Endkampf nah ist. Ich werde zu Streitmark Troy stehen.« Daraufhin begab er sich zu seinem Schlafplatz unter die Decken, um in all seiner Furcht nach Schlummer zu trachten. Gleichmütig ahmte Amorine sein Beispiel nach, ließ Callindrill und Mhoram mit Troy allein. Callindrill schlief wenig später ein. Und Mhoram war zu zermartert, um wach zu bleiben. Aber Troy harrte am Feuer aus. Als dem Lord die Augen zufielen, saß Troy noch immer vornübergekauert am Lagerfeuer wie eine kalte Zahl, die nach irgendeinem Ausgleich für ihre Eisigkeit suchte.
    Allem Anschein nach fand der Streitmark im Laufe seiner langen Nachtwache eine Lösung. Als Lord Mhoram am folgenden Morgen erwachte, sah er Troy bereits aufgestanden. Er stand da, die Arme auf der Brustplatte verschränkt. Der Lord betrachtete ihn aufmerksam, aber er vermochte nicht zu erkennen, welche Art von Lösung Troy entdeckt hatte. Sanftmütig grüßte er den Blinden. Beim Klang von Mhorams Stimme drehte sich Troy. Er hielt den Kopf leicht schräg, als sei ihm diese Haltung eine Hilfe beim Hören. Das alte Halblächeln, das man während seiner Jahre in Schwelgenstein gewöhnlich an ihm hatte sehen können, war dahin, von seinen Lippen verschwunden. »Ruf Quaan«, sagte er ausdruckslos. »Ich möchte mit ihm sprechen.« Quaan war nahebei; er hörte Troy und kam sofort. »Führ mich«, sagte Troy, indem er den Schwertmark in seinem Gehör ermaß. »Ich will eine Truppenschau veranstalten.«
    »Troy, mein Freund«, meinte Quaan gedämpft, »quäle dich nicht selbst.«
    Troy nahm eine starre Haltung an, verkrampft vor Eindringlichkeit. »Ich bin der Streitmark. Ich werde meinen Kriegern zeigen, daß Blindheit mich nicht hindern kann.« Mhoram spürte eine heiße Vorahnung von Tränen, aber er hielt sie zurück. Er lächelte verzerrt und nickte Quaan in Beantwortung der wortlosen Frage des alten Kämpen zu. Quaan entbot einen Gruß, sah wacker über des Streitmarks Unfähigkeit hinweg, ihn sehen zu können. Dann nahm er Troy am Arm und geleitete ihn vors Kriegsheer. Lord Mhoram beobachtete sie, während sie unter den Kriegern dahinschritten – wie Quaan voller Achtung und Pein den hochaufgerichteten Troy von Fähnlein zu Fähnlein führte. Er erduldete den Anblick, so gut er's konnte, und drängte den Schmerz in seinem Herzen zurück.
    Zum Glück währte das Schauspiel nicht lang; Markschänders Näherkommen ließ Troy keine Zeit zum Abschreiten des gesamten Kriegsheers. Bald saß Mhoram wieder auf seinem Ranyhyn Drinny, Hynarils

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