Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
Annahme aus, daß er selbst den Anforderungen der Gegenwart nicht gewachsen sei. Als er sich vom Rande der Würgerkluft entfernte, um sich unter die Krieger zu mischen und seinen Platz in ihrer Mitte einzunehmen, hinterließ er Mhoram im Ringen mit hartnäckigen Tränen.
    Kurz darauf meldete Quaan, daß das Kriegsheer bereit sei und Troy reden könne. Der Streitmark bat Quaan, ihn an eine Stelle zu führen, von der aus sich eine Ansprache halten ließ, und die zwei Männer ritten fort. Lord Mhoram folgte. Er wollte die Rede des Streitmarks hören. Troy blieb mitten vorm weiten Halbkreis der hingekauerten Krieger stehen. Er brauchte keine Ruhe zu verlangen. Abgesehen von den Geräuschen des Essens, bewahrten die Krieger Schweigen, zu Unterhaltungen viel zu erschöpft. Während der drei vorangegangenen Tage waren sie in völliger Stille dahingezogen, hatten ihre Marter stumm erduldet, und nun kauten sie ihre Verpflegung in einer Art fassungsloser, entgeisterter Leblosigkeit, wie aufgrund einer alten Gewohnheit, unberührt bloß mit einem restlichen Bedürfnis, bar jeglichen Selbsterhaltungstriebs. Während sie mit den Kiefern mahlten, starrten sie aus trockenen Augen vor sich hin; sie sahen aus wie verstaubte Gerippe, ausgebleichtes sprödes Gebein, bewegt durch irgendeine fremde Triebkraft. Mhoram vermochte seine Tränen nicht länger zu unterdrücken. Sie rannen ihm aufs Kinn hinab und klitschten wie warmer Schmerz auf seine Hände, zwischen denen er seinen Stab hielt. Dennoch war er froh, daß Streitmark Hile Troy nicht sehen konnte, was seine Pläne aus dem Kriegsheer gemacht hatten.
    Troy zeigte sich den Kriegern in hochaufgerichteter Haltung, den Kopf erhoben, als weise er seine Ätznarben zur Begutachtung vor. Er saß in strenger Zucht starr auf Mehryls Rücken – widerstand unnachgiebig seiner eigenen inneren Niedergeschlagenheit. Als er zu sprechen anfing, zeugte seine Stimme zunächst von im Widerstreit befindlichen Regungen, aber allmählich klang sie fester. »Krieger!« rief er als recht unvermittelte Einleitung. »Wir sind am Ziel. Wir haben das Ende unseres Marsches erreicht, zum Sieg oder zur Niederlage. Heute wird über den Ausgang dieses Krieges entschieden. Unsere Lage ist verzweifelt – aber das wißt ihr selbst. Markschänder ist jetzt bloß noch eine Länge entfernt. Wir sitzen zwischen seinem Heer und der Würgerkluft. Aber ihr müßt wissen, daß es sich dabei um keinen unglücklichen Zufall handelt. Wir sind nicht aus Panik und Furcht in dieser Situation. Auch nicht, weil Markschänder sie uns aufgezwungen hätte. Ihr seid keine Geschlagenen. Wir sind auf meinen Befehl hier. Ich habe diese Entscheidung getroffen. Als ich auf dem Kevinsblick stand, habe ich gesehen, wie groß Markschänders Heer ist. Es ist so riesig, daß wir am Unheilswinkel keine Chance gehabt hätten. Deshalb habe ich diese Entscheidung gefällt. Auf meine Veranlassung sind wir hier. Ich glaube, daß wir heute siegen werden. Wir werden diesen Horden den Untergang bereiten – daran glaube ich. Ich habe euch an diesen Ort geführt, weil ich daran glaube. Nun will ich euch verraten, wie wir diesen Sieg erringen werden.« Er schwieg einen Moment lang, straffte sich noch mehr, reckte sich womöglich noch höher, als müsse er sich selbst erst auf das einstellen, was er zu sagen hatte. »Wir treten dem gegnerischen Heer hier aus einem einzigen Grund entgegen«, sprach er dann weiter. »Lord Mhoram benötigt ein bißchen Zeit. Er wird meinen Siegesplan ermöglichen – und wir müssen ihm den Rücken freihalten, bis er die Durchführung vorbereitet hat. Und sobald das bewerkstelligt worden ist« – Troy schien sich innerlich zusammenzukrampfen – »ziehen wir uns schnellstens in die Würgerkluft zurück ...«
    Falls er Aufschreie erwartet hatte, widerfuhr ihm eine Überraschung; die Krieger waren schlichtweg zu schlaff zum Aufbegehren. Dennoch entstand unter ihnen sorgenvolles Gemurmel, und auf vielen Gesichtern sah Mhoram Entsetzen.
    Troy setzte seine Ansprache unumwunden fort. »Ich weiß, das hört sich schlimm an. Niemand hat jemals die Würgerkluft überlebt – niemand ist je lebendig aus ihr zurückgekehrt. Das ist mir alles bekannt. Aber Foul ist nun mal schwer zu schlagen. Unsere einzige Chance besteht aus etwas, das unmöglich zu sein scheint. Ich glaube, wir werden nicht in der Würgerkluft umkommen. Während wir kämpfen, wird Lord Mhoram nämlich Caerroil Wildholz rufen, den Forsthüter. Caerroil Wildholz wird uns

Weitere Kostenlose Bücher