Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02
Mehryls Rücken zu springen. Aber er stellte sich bloß Mehryl in den Weg. Der Ranyhyn prallte mit der Schulter gegen ihn, rannte ihn um. Das Gepatsche nackter Füße zeugte vom Angriff auf den Ranyhyn. Die Peitsche klatschte, Messerklingen sausten. Man drängte Mehryl von ihm ab. Hufe klackerten über Stein, als der Ranyhyn den Rückzug antrat. Unter Triumphgeheul verfolgten ihn die Kreaturen. Der Lärm entfernte sich. Troy stemmte sich von neuem hoch. Sein Herz wummerte in der Brust; in seinem Gesicht pochte heißer Schmerz. Die Geräusche der Verfolgungsjagd ließen den Anschein entstehen, daß man ihn allein zurückgelassen hatte. Dennoch rührte er sich nicht. Er nahm all seine Konzentration zusammen und versuchte, durch das schmerzhafte Pochen in die Umgebung hinauszulauschen. Für einen langen Moment wirkte der Raum rings um ihn leer und still. Er bewegte die Arme und stieß an gar nichts. Doch da vernahm er stoßweises Atmen. Troy zitterte haltlos. Er verspürte den Wunsch zum Kehrtmachen und Weglaufen. Aber er zwang sich zum Ausharren. Er konzentrierte sich, widmete seine gesamte Aufmerksamkeit den Lauten der Umwelt. In einiger Entfernung hatte Mehryl die anderen Geschöpfe abgehängt. Sie kehrten zurück; er konnte sie kommen hören.
»Ich bring dich um«, fauchte unterdessen eine Stimme in seinem unmittelbaren Umkreis. »Wegen dir ist mein Fuß verletzt. Der Schlächter hole die andern. Du gibst mein Fleisch ab.«
Troy spürte, wie das Geschöpf herankam. Er nahm es in der Dunkelheit wie einen leichten Druck gegen sein Gesicht wahr. Der heisere Atem keuchte lauter. Er verspürte die Gegenwart der Kreatur mit jedem Schritt greifbarer, den sie tat. Die Anspannung war schier unerträglich, aber er blieb reglos stehen. Er wartete. Eine unbestimmbare Zeitspanne verstrich. Plötzlich fühlte er, wie das Wesen sich zum Sprung duckte. Er riß die Kordel des Mähnenhüters Reumut von seinem Gürtel, warf sie dem Geschöpf um den Hals, sobald es angriff, und gab ihr einen Ruck. Er zerrte mit aller Kraft. Der Anprall des Angreifers warf ihn hintenüber, aber er klammerte sich an die Kordel, hielt sich daran fest. Das Wesen fiel auf ihn. Er warf sich mit dem vollen Körpergewicht seitwärts und danach selbst auf das Geschöpf. Er ließ im Ziehen nicht locker. Endlich fühlte er die Gestalt unter sich erschlaffen. Trotzdem ließ er nicht los. Er straffte die Kordel und schlug den Kopf der Kreatur wiederholt auf den Fels. Er rang um Atem. Undeutlich hörte er, wie die anderen Wesen auf ihn losstürmten.
Da durchknisterten energetische Ausbrüche die Luft. Rundum schossen Flammen empor. Er hörte Geschrei und das Klirren von Schwertern. Bogensehnen schnalzten. Lebewesen heulten auf, flohen, brachen plump zusammen. Im nächsten Moment richteten andere Hände Troy auf. Man entwand Reumuts Kordel seinen verkrampften Fingern.
»Streitmark«, rief Trutzmark Amorine. »Streitmark! Dem Schöpfer sei Dank, du bist gerettet!« Amorine weinte vor Erleichterung. Leute umdrängten Troy.
»Mein Freund«, hörte er Lord Mhoram sagen, »du hast uns eine fröhliche Jagd beschert. Ohne Mehryls Hilfe hätten wir dich nicht rechtzeitig entdeckt.« Die Stimme drang körperlos aus dem Nichts. Anfangs vermochte Troy nicht zu sprechen. Sein Herz machte eine Krise durch. Er mußte so mühselig nach Luft schnappen, daß er kaum auf den Beinen bleiben konnte. Sein Keuchen klang, als versuche er zu schluchzen.
»Streitmark«, fragte Amorine, »wie geschieht dir?«
»Die Sonne!« röchelte er. »Die Sonne ... scheint sie?« Die Anstrengung des Sprechens schien sein Herz zu durchbohren.
»Streitmark? Ach, Streitmark! Was hat man dir getan?«
»Die Sonne!« würgte er hervor. Verzweifelt wollte er seiner Fragestellung mehr Nachdruck verleihen, aber er konnte nur vergeblich mit dem Fuß aufstampfen.
»Die Sonne steht über uns«, antwortete Mhoram. »Wir haben den Wirbelsturm und seine greulichen Geschöpfe durchgestanden. Aber nun beginnt Markschänders Heer in Doriendor Korischew vorzudringen. Wir müssen eilends abziehen.«
»Mhoram«, keuchte Troy heiser. »Mhoram ...« Er stolperte vorwärts und sackte dem Lord in die Arme.
Mhoram hielt ihn in tröstlicher Umarmung. Wortlos stützte ihn der Lord, bis seine Qual ein wenig nachließ und er wieder leichter atmete.
»Ich sehe, du hast einen der Vögel des Verächters erschlagen, mein Freund«, sagte Mhoram dann in ruhigem Ton. »Das war wohlgetan. Lord Callindrill und ich sind noch am
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