Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
helfen. Er wird uns den Weg durch die Würgerkluft freigeben. Markschänders Heer dagegen wird er vernichten. Das glaube ich. Und ich will, daß ihr es auch glaubt. Es wird klappen. Der Forsthüter hat keinen Grund, uns zu hassen – das wißt ihr. Aber er hat allen Grund, Markschänder zu hassen. Der Riese ist in Wahrheit ein Wütrich. Die einzige Möglichkeit für Caerroil Wildholz, Markschänders habhaft zu werden, besteht jedoch darin, uns freien Durchgang zu gewähren. Wenn wir in die Würgerkluft fliehen und Markschänder sieht, daß uns nichts passiert, dann wird er uns verfolgen. Er haßt uns und auch die Würgerkluft zu sehr, um sich so eine Gelegenheit entgehen zu lassen. Deshalb wird es gelingen. Das einzige Problem ist, den Forsthüter aufzutreiben. Und das ist Lord Mhorams Aufgabe.«
    Wieder schwieg er für einen Augenblick, wog vorm Weiterreden seine Worte ab.
    »Viele von euch kennen Lord Mhoram erheblich länger als ich. Ihr wißt, was für ein Mann er ist. Er wird Erfolg haben. Das wißt ihr genau. Bis er den Erfolg errungen hat, können wir nichts anderes tun als kämpfen – ihm den Rücken zu decken, während er seine Aufgabe erfüllt. Das ist alles. Mir ist klar, wie schwer dieser Endkampf euch fallen muß. Ich ... ich höre, wie erschöpft ihr seid. Doch ihr seid Krieger. Ihr werdet die Kraft für diesen Kampf aufbringen. Das glaube ich. Was auch geschehen wird, ich bin stolz darauf, in eurer Mitte kämpfen zu dürfen. Und ich werde mich nicht scheuen, euch in die Würgerkluft voranzugehen. Ihr seid die wirklichen Bewahrer des Landes.« Er verstummte und wartete auf irgendeine Antwort. Die Krieger brachen nicht in Jubel, Rufe oder Kriegsgeschrei aus; das ungewöhnliche Maß ihrer Ermüdung zwang zum Schweigen. Aber sie erhoben sich einträchtig. Zwölftausend Männer und Frauen standen auf und grüßten den Streitmark. Er hörte ihre Bewegung und begriff. Steif erwiderte er ihren Gruß. Dann wendete er seinen stolzen Ranyhyn und trabte dorthin zurück, wo er Lord Mhoram verlassen hatte. Damit überraschte er Mhoram, und es gelang dem Lord nicht, ihn rechtzeitig abzufangen. Er bewegte sich mit der Starrgliedrigkeit äußerster Selbstnötigung, als halte er sich nur noch dadurch aufrecht. Seine Stimme schwankte, als er an der Stelle, wo zuvor Mhoram gewesen war, zur leeren Luft sprach. »Ich hoffe, du verstehst, was geschieht, falls du keinen Erfolg hast. So oder so haben wir keine Wahl. Wir müssen trotzdem in die Würgerkluft zurückweichen. Dann müssen wir eben hoffen, daß der Forsthüter uns nicht tötet, bevor Markschänder uns folgt. Auf die Weise kostet's uns alle das Leben, aber vielleicht auch den Wütrich.«
    Mhoram hastete zu Troy. Aber Terrel stand näher beim Streitmark und sprach, ehe Mhoram eingreifen konnte. »Das werden wir nicht zulassen«, sagte Terrel gleichmütig. »Es wäre Selbstmord. Ich spreche nicht vom Kriegsheer. Aber wir sind die Bluthüter. Wir werden nicht dulden, daß die Lords in den Tod gehen. Es ist uns nicht gelungen, Hoch-Lord Kevins Selbstzerstörung zu verhindern. Doch wir werden nicht nochmals versagen.«
    »Ich vernehme deine Worte«, entgegnete Mhoram in scharfem Tonfall. »Aber noch ist's nicht soweit. Zuvor muß ich mein Werk zu tun versuchen.« Er wandte sich an Troy. »Mein Freund, verbleib in meiner Nähe, derweil ich den Versuch wage. Ich bedarf ... ich bedarf des Beistands.« Troy schien auf Mehryls Rücken zu wanken. Aber er hielt sich an der Mähne seines Ranyhyn fest.
    »Wenn ich dich irgendwie unterstützen kann, brauchst du's nur zu sagen.« Er streckte seine Hand aus, und als Mhoram sie ergriff, ließ er sich von Mehryls Rücken rutschen. Mhoram drückte seine Hand einen Moment lang, gab sie dann wieder frei. Der Lord schaute übers Kriegsheer, sah es sich auf Markschänders Angriff vorbereiten. Danach endlich widmete er sich mit allem Sinnen und Trachten der Würgerkluft. Grauen preßte sein Herz zusammen. Er befürchtete, Caerroil Wildholz könne ihn einfach auf der Stelle zermalmen, wo er gerade stand, um ihn für die Frechheit der Belästigung zu strafen – und vielleicht nicht ihn allein, sondern das ganze Heer. Aber trotzdem war er noch sein eigener Herr. Er trat vor, hob seinen Stab hoch übers Haupt empor und begann seine zeremonienhafte Anrufung der Würgerkluft.
    »Heil, Würgerkluft! Wald vom Einholzwald! Feind unserer Feinde! Würgerkluft, heil! Wir sind die Lords – Widersacher deiner Feinde, Erkunder des Lillianrill -Wissens.

Weitere Kostenlose Bücher