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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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seine Stimme und sang sie kühn in den Wald hinein.
     
    »Geäst sich breitet, und Stämme erstehen,
    Wo Regen, Hitze, Schnee, Frost wir sehen –
    In der weiten Welt Winde unzeitigem Wehen,
    Des Grundes Beben, wo Klippen barsten,
     
    Grünt mein Laub, und Schößlinge sprießen.
    Seit vor der Erde Alter Vorwärtsgehen,
    Ehe Zeit begann ihrem Ende zuzufließen,
    Härtet die Wälderwelt die Erdenkarsten,
     
    Wehrt karger Ödnis und dem spröden Tod.
    Ich bin des Landesschöpfers Handumdrehen
    Ein atme ich allen Atmens Odem-Aufgebot,
    Hauch Leben rings, wirk Heil am Ärgsten.«
     
    Als sein Singen in der Ferne verklang, vernahm er die Antwort. Die Schönheit des Vortrags überstieg die Art, wie er die Weise gesungen hatte, bei weitem. Die Töne schienen von sämtlichen Zweigen wie mit Wohlklang betaute Blätter herabzuschweben, rundum niederzusinken und abwärts zu gaukeln, so daß er wie benommen dastand und starrte. Die Stimme, die Antwort gab, besaß einen hohen, reinen, beschwingten Klang, dem Plätschern eines Bachs ähnlich, doch die gewaltige Übermächtigkeit, von der sie zeugte, flößte ihm Ehrfurcht ein.
     
    »Axt aber und Feuer bereiten mir üble Not.
    Ich weiß von Haß stolzer Fäuste Vergehen.
    Weiche, bewahr dir deines Herzsaftes Rot:
    Mein Grimm kennt weder Ruh noch Rasten.«
     
    Ein Glimmen und Flimmern wie von der Klänge Schwingungen kräuselte Mhorams Sichtkreis. Als sich sein Blickfeld wieder klärte, sah er Caerroil Wildholz über den Rasen auf sich zukommen. Der Forsthüter war ein hünenhafter Mann mit langem weißem Bart und lockerem weißem Haar. Er trug ein Gewand aus reinem, schwerem Seidenstoff, durchwirkt mit Gold, und führte in der Armbeuge einen knorrigen hölzernen Stab wie ein Zepter mit. Ein Kranz aus purpurnen und weißen Orchideen um seinen Hals erhöhte noch seine ernste Würde. Er kam aus der Düsterkeit des Waldes zum Vorschein, als sei er hinter einem Schleier hervorgetreten, und er bewegte sich zwischen den Bäumen wie ein Monarch. Sie schienen ihm zuzunicken, während er vorüberstrebte. Mit jedem Schritt verstreute er Tröpflein seiner Weise, als sei seine ganze Gestalt in Lieder getränkt. Seine perlige Stimme linderte die Strenge seiner Miene. Aber seine Augen besaßen keine Sanftheit. Unter seinen buschigen weißen Brauen schimmerte silbernes Licht aus Augäpfeln ohne Netzhäute oder Weiß, und seine Blicke hatten die Kraft handfester Berührungen. Er summte noch den Kehrreim seiner Weise, während er sich Mhoram näherte. Sein Blick bannte den Lord bis zur Bewegungsunfähigkeit, bis sie sich fast auf Armeslänge gegenüberstanden.
    Mhoram fühlte sich durchforscht werden. Der Klang von Musik erscholl weiter, und ein Augenblick verstrich, ehe Mhoram bemerkte, daß der Forsthüter zu ihm sprach, ihm eine Frage stellte. »Wer wagt mein Lied zu beflecken?«
    Mit einem inneren Ruck überwand Lord Mhoram seine Ehrfurcht und antwortete. »Caerroil Wildholz, Forsthüter und Diener der Baumseele, ich ersuche dich, vergib meine Vermessenheit. Ich beabsichtige weder Kränkung noch Befleckung. Doch meine Notlage ist überaus dringlich und übersteigt sowohl Furcht wie auch Vorsicht. Ich bin Mhoram, Variols Sohn, Lord im Großrat der Lords zu Schwelgenstein, ein Verteidiger des Landes in Baum wie auch Fels. Ich erhoffe eine Gunst, Caerroil Wildholz.«
    »Eine Gunst?« sann der Forsthüter in wohlklingenden Tönen. »Du bringst ein Feuer zwischen meine Bäume und ersuchst um eine Gunst? Du bist ein Tor, Mhoram, Sohn Variols. Ich gehe keinen Handel mit Menschen ein. Ich gewähre Geschöpfen, die Kenntnis von Klingen und Flammen haben, keine Gunst. Scher dich fort!« Er hob weder die Stimme, noch verschärfte sich sein Tönen, aber die Macht seines Befehls brachte Mhoram ins Schwanken.
    »Forsthüter, hör mich an.« Mhoram bemühte sich, seiner Stimme einen ruhigen Klang zu verleihen. »Ich habe dies Feuer nur entfacht, um deine Aufmerksamkeit zu erregen.« Er löschte die Flamme seines Stabes und senkte ihn, klammerte sich daran, wie um einen Halt zu besitzen, um der Verweigerung des Forsthüters widerstreben zu können. »Ich bin ein Lord und Diener der Erdkraft. Seit dem Anbeginn der Lords haben sie sich alle verschworen, mit all ihrer Kraft für die Bewahrung von Land und Wald zu wirken. Wir lieben und ehren das Holz der Welt. Ich habe diesen Bäumen keinen Schaden zugefügt – und niemals werde ich dergleichen tun, wenngleich du mir eine Gunst abschlägst und damit das

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