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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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leiser zu werden. Er marschierte weiter.
    Der Duft des Grases schien ihn besänftigen zu wollen, und im Innern der Kiefernwäldchen verlockten ihn beruhigende, verwaschene Trübheit, eine stille, erholsame Lauschigkeit. Er sah darüber hinweg und wanderte mit eckigen, roboterhaften Schritten dahin. Geballter Ärger verdüsterte sein Hirn, trieb ihn vorwärts.
    Wieder! schrie er bei sich. Jede Frau, die er liebte ...! Konnte so etwas zweimal während desselben Lebens passieren? Er legte nahezu eine Länge zurück. Dann gelangte er an einen Bach, der munter dahinplätscherte. Hier war der Talboden beiderseits des Bachs sehr uneben. Er mußte lange suchen, ehe er eine grasbewachsene Mulde fand, von wo aus er den nördlichen Abschnitt des Tals nicht sehen konnte. Dort streckte er sich bäuchlings der Länge nach aus und nagte am alten Knochen seiner Verbitterung.
    Zeit verstrich. Bald fielen Schatten übers Tal, während die Sonne sich dem Abend zuneigte. Dämmerung erhob sich, als steige sie zwischen den Klippen aus dem Erdreich auf. Covenant wälzte sich auf den Rücken.
    Anfangs sah er mit einer Art griesgrämiger Befriedigung zu, wie Dunkelheit die östliche Felswand erklomm. Er fühlte sich bereit für die Isolation von Nacht und Abgeschiedenheit. Doch da kehrte die Erinnerung an Joan mit doppelter Stärke wieder. Sie riß ihn in eine Sitzhaltung empor. Von neuem geriet er über die Grausamkeit seiner Wahnvorstellungen in Fassungslosigkeit, über die boshafte Konsequentheit, die ihn von Joan trennte – und wofür? Hölle und Verdammnis! wetterte er insgeheim. Die Dämmerung vermittelte ihm den Eindruck, als erblinde er vor Zorn.
    Als er Elena durch den Einschnitt in die Mulde herabkommen sah, schien sie sich durch einen Nebel der Leprose zu bewegen. Er schaute fort, versuchte seinen Blick fest ins schwindende Licht an der östlichen Klippe zu richten; Elena kam näher, während er wegschaute, und setzte sich bei seinen Füßen ins Gras. Er spürte ihre Gegenwart sehr lebhaft. Zuerst schwieg sie. Aber als er sich hartnäckig weigerte, ihren Blick zu erwidern, sprach sie ihn leise an. »Geliebter«, sagte sie leise, »ich habe für dich ein Bildwerk gemacht.«
    Mühsam wandte er den Kopf. Er sah, wie sie sich mit hoffnungsvollem Lächeln vorbeugte. Ihre Hände hielten ihm einen weißen Gegenstand entgegen, der anscheinend aus Bein bestand. Er beachtete ihn nicht, seine Augen warfen ihr Blicke ins Gesicht, die Ohrfeigen ähnelten, als wäre sie sein Feind. »Ich hab's für dich aus Myrhas Gebein geschaffen«, ergänzte sie in flehentlichem Ton. »Um ihr an Ehre zu erweisen, was sich tun ließ, habe ich sie verbrannt. Dann schuf ich aus ihrem Gebein das hier. Für dich, Geliebter. Ich bitte dich, nimm's an!« Er betrachtete die Skulptur. Sie fand sein widerwilliges Interesse. Es handelte sich um eine Büste. Auf den ersten Blick wirkte sie zu umfangreich, um aus den Knochen eines Pferdes gemacht sein zu können. Aber da sah er, daß vier Knochen auf irgendeine Weise miteinander verbunden und verschmolzen worden waren, er nahm Elena die Arbeit aus den Händen, um sie eingehender anzuschauen. Ihn interessierte vor allem das Gesicht. Dessen Umrisse waren weniger grob ausgeführt, als er es von anderen durchs ›Markkneten‹ entstandenen Kunstwerken kannte. Es war hager, verhärmt, undurchdringlich – ein prophetisches Gesicht, eine im Vorsatz erstarrte Miene. Sie drückte etwas aus, das ihm vertraut war, aber ein Moment ging herum, ehe er die Ähnlichkeit bemerkte. »Das ist Bannor«, sagte er zaghaft, als fürchte er, ihm unterliefe ein schwerer Irrtum. »Oder ein anderer Bluthüter.«
    »Du hältst mich zum Narren«, antwortete Elena. »Ein so armseliger Bildwerker bin ich nicht.« Ihr Lächeln verriet einen sonderbaren Hunger. »Geliebter, ich habe dich abgebildet.«
    Langsam erlosch Covenants Wut. Immerhin war sie seine Tochter, nicht seine Frau. Sie konnte ihm die Meinung sagen, wie es ihr paßte. Er sah sich dazu außerstande, ihr länger böse zu sein. Vorsichtig stellte er die Büste ins Gras, dann streckte er die Arme aus und nahm Elena im Sonnenuntergang in seine Arme.
    Sie drängte sich in seine Umarmung, klammerte sich für ein Weilchen an ihn, als sei sie heilfroh, daß sie den gemeinsamen Verdruß nun ausgestanden hatten. Doch allmählich spürte er Veränderungen in der Anspannung ihres Körpers. Ihre Gemütsbewegung, so kam es ihm vor, entwickelte Strenge, beinahe Verbissenheit. Irgendeine Verkrampfung

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