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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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machte ihre Glieder hart, und ihre Finger krallten sich in ihn wie Klauen. »Auch das«, sagte sie mit einer Stimme, die vor Leidenschaft bebte, »täte Fangzahn zerstören.«
    Er hob seine Wange aus ihrem Haar, drehte Elena, so daß er ihr Gesicht sehen konnte. Dieser Anblick jagte ihm einen fürchterlichen Schrecken ein. Trotz der schlechten Lichtverhältnisse schockte ihr Blick ihn wie ein Untertauchen in polaren Gewässern. Die Andersheit ihres Blicks, die abseitige Dimension seiner Kraft, hatte einen Fokus erlangt, sich konzentriert, war nun der Brennpunkt von etwas Wildem, Unaufhaltsamen.
    Eine gräßliche Gewalt gloste aus ihren Augäpfeln. Ihr Blick ruhte nicht auf ihm, doch drillte durch ihn trotzdem wie ein Bohrer. Als er durchstoßen war, hinterblieb auf ihm ein blutiger Striemen. Ihr Blick glich der Apokalypse. Ihm fiel dafür keine andere Bezeichnung ein als – Haß .

23
     

Wissen
     
     
    Ihr Anblick ließ ihn rückwärts aus der Mulde taumeln. Es kostete ihn Mühe, auf den Beinen zu bleiben; er hatte Schlagseite, als wäre er von einem Sturm angeschlagen worden. »Geliebter«, hörte er sie gedämpft rufen, aber er vermochte sich nicht umzudrehen. Der Anblick, der sich ihm geboten hatte, ließ sein Herz dampfen wie Trockeneis, und er benötigte einen Winkel, in dem er sich allein über seinen Schmerz hinwegröcheln konnte.
    Für einige Zeit war sein Bewußtsein wie von Dunst verschleiert. Er lief gegen Bannor und prallte von ihm ab, als sei er an einen Felsklotz gerannt. Der Zusammenstoß überraschte ihn völlig. Bannors ausdruckslose Miene glich einer heftigen Anschuldigung. Unwillkürlich fuhr Covenant zurück. »Rühr mich nicht an!« Er wankte in eine andere Richtung, schwankte durchs abendliche Dunkel, bis er zwischen sich und den Bluthüter eine steile Erhebung gebracht hatte. Dann setzte er sich ins Gras, schlang die Arme um den Brustkorb und bemühte sich ernsthaft zu weinen. Aber es gelang ihm nicht. Seine Schwäche, seine permanente Leprose, verschlossen diesen emotionalen Kanal, er hatte schon zuviel Zeit dafür verwendet, zu verlernen, wie man sich von Kummer erleichterte. Die Enttäuschung über diesen Mißerfolg machte ihn wild. Er quoll über von altem, unbewältigtem Zorn. Nicht einmal in seinen Wahnvorstellungen konnte er der Falle seiner Krankheit entrinnen. Er sprang auf die Füße und schüttelte seine Fäuste gegen den Himmel wie eine gestrandete, einsame Galeone, die ihre Kanonen in sinnlosem Trotz hinaus auf den unverwundbaren Ozean abfeuerte. Hölle und Verdammnis! Doch schließlich kehrte seine Selbstbeherrschung wieder. Sein Zorn erkaltete bitterlich, als er sich seine Verwünschungen verkniff, seinem Groll das Ventil verstopfte. Ihm war, als erwache er aus einem Betäubungsschlaf. Er stapfte zum Bach, knurrte und fauchte durch zusammengebissene Zähne. Er machte sich nicht die Mühe, seine Kleidung auszuziehen. Ungestüm ließ er sich vornüber mit dem Gesicht ins Wasser fallen, als wolle er in der eisigen Kälte des Bachs nach irgendeiner Abtötung oder Erlösung suchen. Aber er konnte die Eisigkeit des Wassers bloß für einen kurzen Moment aushalten; sie brannte auf seiner Haut, erfaßte sein Herz wie eine Zuckung. Er keuchte und richtete sich auf, stand im steinigen Bach und schlotterte. Das Wasser und der Wind sandten eine verheerende Pein durch all seine Knochen, als verzehrten sie das Mark. Er verließ den Bach. Im nächsten Moment sah er Elenas Blick wieder vor sich, fühlte ihn seine Erinnerung versengen. Er blieb wie versteinert stehen. Eine unvermittelte Idee verscheuchte die Kälte. Sie kam ihm plötzlich in voller Abgerundetheit, als sei sie tagelang im Dunkel seines Geistes herangereift und habe gewartet, bis er für sie bereit war; er begriff, daß ihm nun die Möglichkeit eines neuen Handels offenstand – einer Vereinbarung oder eines Kompromisses, der Absprache entfernt ähnlich, die er mit den Ranyhyn getroffen hatte, aber viel besser. Die Ranyhyn waren zu vielen Beschränkungen unterworfen; sie konnten seine Bedingungen nicht erfüllen, den Vertrag nicht einhalten, den er zum Zwecke des Überlebens abgeschlossen hatte. Die Person dagegen, mit der er jetzt einen Handel ausmachen konnte, eignete sich nahezu ideal, um ihm aus dem Schlamassel zu helfen. Es war vorstellbar, daß er seine Rettung vom Hoch-Lord erkaufen konnte. Allerdings ersah er sofort auch die Schwierigkeiten. Er wußte nicht, woraus der Siebte Kreis des Wissens bestand. Er müßte Elenas

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