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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Rauschen des Flusses unterm Melenkurion Himmelswehr nicht länger hören konnte.
    »Schaut den Empfangssaal der Erdwurzel«, sagte Amok formell und vollführte eine Gebärde, die alles ringsum umfaßte. »In längst vergessenen Zeitaltern stieg der sonnenlose See in diesen Saal empor, um jene zu empfangen, die seine Wasser suchten. Heute jedoch, da die Erdkraft im Wissen der Sterblichen kaum noch enthalten ist, liegt der Empfangssaal trocken. Aber er übt unvermindert die Macht der Verwirrung aus, um jene zu narren, die in Herz und Verstand unvorbereitet sind. All jene, die ihn ohne die Aufschließung von Damelons Pforte durch mich betreten, sind dem Leben und Treiben und den Namen der Menschheit für alle Zeit verloren.«
    Er grinste und wandte sich direkt an Elena. »Hoch-Lord, erhelle des Stabes Licht für eines Augenblickes Dauer.«
    Anscheinend erriet Elena seine Absicht. Sie straffte sich, als verspreche sie sich ein erhabenes Schauspiel; von ihrer Stirn schien Eifer zu leuchten.
    Während sie rituelle Worte murmelte, schlug sie das untere, mit Eisen verstärkte Ende des Stabes auf den Stein. Der Stab blitzte auf, und die Flamme schoß in kraftvollem Ausbruch hinauf bis zur Höhlendecke.
    Das Ergebnis raubte Covenant den Atem. Das Hochlodern der Flamme entfachte in allen Stalaktiten und Stalagmiten Licht. Sofort glitzerten sie auf, spiegelten den Lichtschein wider. Helligkeit entstand in jeder Säule, fand neuen Widerschein, sprang in blendenden Erscheinungen in der Höhle hin und her. Sie versengte seine Augen von allen Seiten gleichzeitig, bis ihm war, als baumle er am Klöppel einer immensen Glocke aus Licht.
    Er versuchte, seine Augen zu bedecken, aber das Glockenläuten und -dröhnen durchdonnerte genauso sein Bewußtsein. Er keuchte und tastete blindlings nach irgendeinem Halt, begann zu schwanken.
    Da verringerte Elena die Kraftentfaltung des Stabes wieder. Das lautstarke Licht verglomm, hallte zuletzt nur noch fern wider, wie der Nachhall von Fanfarenstößen. Covenant stellte fest, daß er auf die Knie gesunken war und seine Hände sich fest auf die Ohren preßte. Widerwillig schaute er auf. Alle Widerspiegelungen waren dahin, die Säulen hatten wieder ihr vorherigen rohes Aussehen angenommen. »Hölle und Verdammung«, nuschelte er, als Elena ihm beim Aufrichten half. »Hölle und Verdammnis ...!« Nicht einmal ihre zärtliche Miene, nicht einmal die gleichgültige, auch jetzt unbeeindruckte Gegenwart der Bluthüter konnten noch sein Gefühl beheben, nicht länger zu wissen, wo er sich eigentlich befand. Und als Amok den Hoch-Lord und seine Begleitung weiterführte, stolperte Covenant mit, als fänden seine Füße auf dem Stein keinen rechten Halt.
    Nachdem sie die bedrohliche Höhle verlassen hatten, fand die Überwindung von Zeit und Entfernung für ihn nur noch verworren statt. Auf seinen Netzhäuten lag noch ein schabernackhaftes Glitzern, das seine Orientierung störte. Er konnte sehen, daß Amok und der Hoch-Lord ein Gefälle hinabgingen, das sich bis weit über den Lichtschein des Stabes hinaus erstreckte, einem verbreiterten Ufer glich, einem Strand mit lauter Säulenhallen, den das Zurückweichen eines unterirdischen Meeres trocken zurückgelassen hatte. Aber seine Füße waren unfähig, dem Weg, den sie wählten, zu folgen. Seine Augen zeigten ihm, daß Amok sie geradewegs abwärts führte, aber sein Gleichgewichtssinn verzeichnete überdies Richtungsänderungen sowie Veränderungen in Stärke des Gefälles und Winkel des Abstiegs. Wenn er die Augen schloß, kam ihm jedes Gefühl für Geradheit völlig abhanden; dann torkelte er über die unebene Fläche eines verschlungenen Pfads dahin.
    Er hatte keine Ahnung, wie weit sie gewandert waren, als Elena für eine kurze Mahlzeit rasten ließ. Er wußte nicht, wie lange sie rasteten oder wie lange sie im Anschluß an die Rast marschierten. All seine Sinne waren entgleist. Als der Hoch-Lord wieder einen Halt anordnete und ihm riet, sich Ruhe zu gönnen, sackte er gegen einen Stalagmiten und schlief augenblicklich ein.
    In seinen Träumen wanderte er wie einer jener Verlorenen umher, die auf ihrer Suche nach der Erdwurzel Damelons Pforte unbefugt zu durchqueren wagten – er hörte schrilles, von Grauen erfülltes Heulen der Vergessenheit, als weine er um seine Gefährten, um sich selbst –, und er erwachte in restloser Verworrenheit. Die Finsternis gab ihm die Idee ein, jemand habe die Stromversorgung seines Hauses unterbrochen, während er

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