Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02
rühmen, daß es dir den Atem verschlüge. Doch das hier ... geschwind durchs Land in den Rachen welcher greulichen Gefahr wohl zu reiten ...! Kannst du uns etwas von diesen Bedrohungen erzählen, Korik?«
»Lord?«
»Ich habe dieser Frage ausgiebige Überlegung gewidmet, Freund Korik – du dürftest dir vorstellen können, wie schwer mir's fiel. Aber ich ersehe, daß der Hoch-Lord dich aus wohlerwogenem Grund mit diesem Auftrag betraut hat. Vernimm, welche Gedanken ich mir gemacht habe – solche Anstrengungen dürfen nicht vergebens sein. Nun überlege! Von allen Bewohnern Schwelgensteins haben nur die Bluthüter das Land schon vor seiner Schändung gesehen. Du selbst hast Kevin gekannt. Zweifellos weißt du über ihn viel mehr als wir. Und sicherlich auch mehr über den Verächter. Vielleicht weißt du, wie er seine Kriegspläne zu schmieden pflegt. Womöglich weißt du mehr, als Lord Callindrill uns von den Gefährdungen berichten konnte, die zwischen uns und der Wasserkante lauern.« Korik hob kaum merklich die Schultern. »Ich spüre in meinem Herzen«, fügte Hyrim hinzu, »daß du die Gefahren, die uns erwarten, besser zu ermessen verstehst als jeder Lord. Du solltest darüber sprechen, damit wir uns auf sie vorbereiten können. Mag sein, daß wir uns nicht durch den Wald von Grimmerdhore oder die Sarangrave-Senke wagen sollen, sondern lieber gen Norden reiten und sie umgehen, wenngleich das einige Tage länger dauern müßte.«
»Die Bluthüter kennen die Zukunft nicht.« Korik antwortete in gleichmütigem Ton, aber Covenant bemerkte eine leichte Gedehntheit des Wörtchens ›kennen‹; anscheinend gebrauchte Korik es in einem anderen Sinn als Hyrim, in weiterem oder prophetischerem Sinn.
Der Lord war prompt unzufrieden. »Vielleicht nicht. Aber ihr habt nicht unter Kevins Herrschaft leben können, ohne dabei etwas zu lernen. Fürchtet ihr, wir könnten das Wissen, das ihr ertragt, nicht verkraften?«
»Hyrim, du vergißt dich«, mischte Lord Shetra sich unvermittelt ein. »Ist das deine Achtung vor den Wahrern des Haruchai -Eids?«
»Ach, Schwester Shetra, du hast mich mißverstanden. Meine Hochachtung für die Bluthüter kennt keine Schranken. Wie vermöchte ich anders für Männer zu empfinden, die übers Maß jedes gewöhnlichen menschlichen Schwurs hinaus gelobt haben, mein Leben zu beschützen? Wollten sie mir gar noch eine Gewährleistung feinster Speisen aussprechen, ich wäre vollends in ihrer Schuld. Doch gewiß ersiehst du selbst, in welcher Lage wir uns befinden. Der Hoch-Lord hat den Erfolg dieses Auftrags ihren Händen überantwortet. Falls jene Gefahren, denen wir so frohgemut entgegenreiten, ihnen die Wahl aufnötigt, werden die Bluthüter die Erfüllung ihres Auftrags vorziehen, statt uns zu verteidigen.«
Für einen Moment heftete Lord Shetra einen harten Blick auf Hyrim, der einem Ausdruck von Geringschätzung nahekam. Doch als sie den Mund öffnete, schalt ihre Stimme ihn nicht. »Du bist nicht frohgemut, Lord Hyrim. Du glaubst, daß das Überleben der Riesen von diesem Auftrag abhängt, und versuchst, deine Furcht um sie zu verhehlen.«
» Melenkurion Himmelswehr!« Hyrim brummte auf, um nicht lachen zu müssen. »Ich trachte lediglich danach, mein zartes, mit langwierigen Bemühungen erworbenes Fleisch wider rücksichtslose Angriffe zu schützen. Es wollte dir wohl bekommen, ein so lohnendes Anliegen mit mir zu teilen.«
»Friede, Lord.« Shetra seufzte. »Mein Herz sinnt nicht auf Scherze.« Sie wandte sich ab, um ihre Betrachtung Schwelgensteins fortzusetzen.
Stumm musterte Lord Hyrim sie für ein kurzes Weilchen, dann befaßte er sich erneut mit Korik. »Nun, sie hat an Leiblichem weniger zu beschützen als ich. Mag sein, daß edler Geist vernachlässigtem Fleisch vorbehalten ist. Ich muß darüber mit den Riesen reden ... falls wir zu ihnen gelangen.«
»Wir sind die Bluthüter«, antwortete Korik mit schlichter Entschiedenheit. »Wir werden die Wasserkante erreichen.«
Hyrim blickte empor an den noch trüben Himmel. »Beistand oder Untergang«, sagte er leise und im Tonfall gelinder Belustigung. »Wären wir nur mehr. Die Riesen sind groß, und wenn sie der Hilfe bedürfen, muß ihr Hilfsbedürfnis groß sein.«
»Sie sind die Riesen. Vermögen sie nicht jedes Bedürfnis zu stillen?«
Der Lord schenkte Korik einen schnellen, wachsamen Blick, gab jedoch keine Antwort. Gleich darauf trat er an Shetras Seite. »Komm, Schwester!« sagte er ruhig. »Unsere Aufgabe
Weitere Kostenlose Bücher