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Der siebte Schrein

Der siebte Schrein

Titel: Der siebte Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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hätte klar sein müssen, überlegte er sich, daß solche Probleme früher oder später auftauchen würden. Diese Stadt hatte eine zu tragische Geschichte. Schreckliche Dinge waren hier geschehen. Die geheimnisvolle Aura der piurivarischen Zauberei beherrschte den Ort noch Jahrtausende nach seiner Zerstörung.
    Er hatte gehofft diese Aura teilweise durch Entsendung dieser Wissenschaftler auflösen zu können. Statt dessen hatte er sich nur selbst in ihrem dunklen Netz verfangen.
    Nach einer gewissen Zeit schaute er auf und sagte: »Aarisiim hat mir mitgeteilt, daß der Khivanivod sich für seine Klausur eben das Grab von Ghorban ausgesucht hat, das Ihr mit soviel Aufwand vor mir verbergen wolltet, und sich in diesem Augenblick dort aufhält. Ist das richtig?«
    »Ich glaube, ja.«
    Der Pontifex ging zum Zelteingang und sah hinaus. Die ersten Bronzestreifen der Dämmerung über der Wüste zogen über die gewaltige Himmelskuppel.
    »Gestern nacht«, sagte er, »habe ich Euch gebeten, Kundschafter nach ihm zu schicken, und Ihr habt versprochen, daß Ihr das tun würdet. Natürlich habt Ihr mir nicht gesagt, daß Ihr wußtet, wo er sich aufhält. Aber da Ihr es wißt, schickt Eure Boten los. Ich möchte als erstes heute morgen mit ihm sprechen.«
    »Und wenn er sich weigert, zu kommen, Majestät?«
    »Dann laßt ihn mit Gewalt herschaffen.«
     
    Der Khivanivod Torkkinuuminaad war in jeder Hinsicht so abstoßend, wie Magadone Sambisa ihn Valentine geschildert hatte, und die Tatsache, daß Valentines Männer ihm androhen mußten, ihn unter Gewaltanwendung aus Ghorbans Grab zu schleppen, hatte sicher nicht zur Verbesserung seiner Stimmung beigetragen. Lisamon Hultin hatte ihm befohlen, dort herauszukommen, ohne seine Drohungen und Flüche zu beachten. Hexereien und Magie der Piurivar beeindruckten sie nur wenig, und sie hatte ihn wissen lassen, wenn er nicht mehr oder weniger freiwillig und auf seinen zwei Füßen zu Valentine kommen würde, würde sie ihn zum Pontifex tragen.
    Der Schamane der Gestaltwandler war ein uralter, ausgemergelter Mann, nackt bis auf ein paar trockene Grashalme um die Taille und ein abscheuliches Amulett aus geflochtenen Insektenbeinen und anderen - ähnlichen - Zutaten, das er an einer verschlissenen Kordel um den Hals hängen hatte. Er war so alt, daß seine grüne Haut einen schwachen Grauton angenommen hatte, und er sah Valentine mit Schlitzaugen in faltigen Wülsten gummiartiger Haut, in denen blanke Wut loderte, haßerfüllt an.
    Valentine begann in einem versöhnlichen Tonfall. »Ich bitte um Vergebung, daß ich Eure Meditation unterbrechen mußte. Aber gewisse dringende Angelegenheiten müssen geregelt werden, bevor ich in das Labyrinth zurückkehre, und dafür war Eure Anwesenheit erforderlich.«
    Torkkinuuminaad sagte nichts.
    Valentine fuhr fort, ohne darauf Rücksicht zu nehmen. »Zunächst einmal wurde auf der Ausgrabungsstätte ein schweres Verbrechen begangen. Die Ermordung von Dr. Huukaminaan ist nicht nur ein Verbrechen gegen die Gesetze, sondern gegen das Wissen selbst. Ich bin hier, um dafür zu sorgen, daß der Mörder entlarvt und bestraft wird.«
    »Was hat das mit mir zu tun?« fragte der Khivanivod finsteren Blickes. »Wenn ein Mord begangen wurde, dann solltet Ihr den Mörder finden und bestrafen, ja, wenn Ihr der Meinung seid, daß Ihr es tun müßt. Aber warum muß ein Diener der Götter Die Sind gezwungen werden, seine heilige Kommunion auf diese Weise zu unterbrechen? Weil es der Pontifex von Majipoor befiehlt?« Torkkinuuminaad lachte schroff. »Der Pontifex! Warum sollten die Befehle des Pontifex eine Bedeutung für mich haben? Ich diene nur den Göttern Die Sind.«
    »Ihr dient auch der Danipur«, sagte Valentine mit ruhiger, gelassener Stimme. »Und die Danipur und ich sind Kollegen in der Regierung von Majipoor.« Er zeigte auf Magadone Sambisa und die anderen Archäologen, Menschen wie Metamorphen, die in der Nähe standen. »Diese Leute arbeiten heute in Velalisier, weil die Danipur ihnen die Erlaubnis erteilt hat, hier zu sein. Ihr selbst seid auf die Bitte der Danipur hier, soweit ich weiß. Um all denen von Eurem Volk, die mit der Arbeit befaßt sind, spirituellen Beistand zu gewähren.«
    »Ich bin hier, weil die Götter Die Sind es von mir verlangen, und aus keinem anderen Grund.«
    »Das mag sein, wie es will - Euer Pontifex steht vor Euch, er hat Fragen an Euch, und Ihr werdet antworten.«
    Die Antwort des Schamanen darauf war ein giftiger Blick.
    »In

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