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Der siebte Schrein

Der siebte Schrein

Titel: Der siebte Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Mauer anzufangen.
    »Würdet Ihr gern zusehen, Majestät?« fragte Magadone Sambisa.
    Trotz der Lüftungsanlage fiel es Valentine schwer, in dem Tunnel zu atmen. Bei seinem ersten Besuch war die Luft schon heiß und abgestanden gewesen; aber jetzt, wo sich so viele Menschen da unten tummelten, war die Luft dünn und kümmerlich, und er mußte die Lungen anstrengen, damit ihm nicht schwindlig wurde.
    Die dichtgedrängten Archäologen machten ihm Platz, damit er nach vorne gehen konnte. Starke Scheinwerfer strahlten die weiße Steinfassade des Schreins an. Fünf Leute hatten sich dort versammelt, drei Piurivars und zwei Menschen. Die eigentliche Bohrung schien Aufgabe des vierschrötigen Vorarbeiters Vathiimeraak zu sein. Kaastisiik, der Piurivar-Archäologe und Leiter der Ausgrabung, assistierte. Dicht hinter ihm stand Driismiil, der Architekturexperte der Piurivar, und eine Menschenfrau namens Shimrayne Gelvoin, die offenbar ebenfalls Architektin war. Magadone Sambisa stand dahinter und erteilte leise Befehle.
    Sie trugen die Wand Stein für Stein ab. Über der Reihe der Opferalkoven war bereits ein knapp einen Quadratmeter großes Stück der Fassade entfernt worden. Dahinter lag eine Mauer aus grobem Stein, lediglich eine Schicht dick. Vathiimeraak, der auf Piurivar vor sich hin murmelte, meißelte an einem der Steine. Er löste sich in einer Geröllmasse und gab den Blick auf eine innere Wand aus demselben feinen schwarzen Stein frei, aus dem auch die Tunnelmauer selbst bestand.
    Danach folgte wieder eine lange Pause, während die verschiedenen Schichten der Mauer gemessen und fotografiert wurden. Dann setzte Vathiimeraak die Bohrung nach innen fort. Valentine war in der abgestandenen, beißenden Luft einer Ohnmacht nahe, beherrschte sich aber erfolgreich.
    Vathiimeraak schnitt tiefer, verharrte dann und ließ Kaastisiik einige abgebrochene Trümmer des schwarzen Steins entfernen. Die beiden Architekten traten vor, inspizierten die Öffnung und unterhielten sich erst miteinander und daraufhin mit Magadone Sambisa; und dann näherte sich Vathiimeraak der Öffnung wieder mit seinem Bohrer.
    »Wir brauchen eine Fackel«, sagte Magadone Sambisa plötzlich. »Gebt mir eine Fackel, los!«
    Eine Handfackel wurde vom hinteren Ende des Tunnels durch die Menge weitergereicht. Magadone Sambisa hielt sie in die Öffnung, sah hinein, keuchte.
    »Majestät? Majestät, würdet Ihr bitte herkommen und Euch das ansehen?«
    Im Lichtschein konnte Valentine einen großen, rechteckigen Raum sehen, der vollkommen leer zu sein schien, abgesehen von einem großen, dunklen Steinquader. Er hatte große Ähnlichkeit mit dem glänzenden Block aus schwarzem Opal mit den Adern aus scharlachrotem Rubin, aus dem der grandiose Confalume-Thron im Schloß des Coronals gefertigt worden war.
    Etwas lag auf dem Block. Aber was es war, konnte man auf diese Entfernung unmöglich erkennen.
    »Wie lange wird es dauern, die Öffnung groß genug zu machen, daß jemand den Raum betreten kann?« fragte Valentine.
    »Vielleicht drei Stunden.«
    »Macht es in zwei. Ich warte oben. Ruft mich, wenn die Öffnung fertig ist. Aber achtet darauf, daß niemand vor mir eintritt.«
    »Ihr habt mein Wort, Majestät.«
    Nachdem er eine Stunde lang die abgestandene Luft da unten geatmet hatte, kam ihm selbst die trockene Wüstenluft köstlich vor. Valentine konnte anhand der langen Schatten, die über die tiefen Höhlen der fernen Dünen wanderten, deutlich sehen, daß der Nachmittag schon fortgeschritten war. Tunigorn, Mirigant und Nascimonte stapften in den Trümmern der zerstörten Pyramide herum. Der Vroon Deliamber stand ein kleines Stück entfernt.
    »Und?« fragte Tunigorn.
    »Sie haben ein kleines Stück der Wand geöffnet. Es ist etwas darin, aber wir wissen noch nicht, was es ist.«
    »Schätze?« fragte Tunigorn mit einem lüsternen Grinsen. »Bergeweise Smaragde und Diamanten und Jade?«
    »Ja«, sagte Valentine. »Das alles und mehr. Schätze. Ein gewaltiger Schatz, Tunigorn.« Er wandte sich kichernd ab. »Habt Ihr Wein dabei, Nascimonte?«
    »Wie immer, mein Freund. Einen edlen Tropfen von Muldemar.«
    Er reichte die Flasche dem Pontifex, der mit tiefen Zügen trank, ohne das Bukett zu genießen, und den Wein wie Wasser hinunterschüttete.
    Die Schatten wurden dunkler. Einer der kleineren Monde ging am Horizont auf.
    »Majestät? Würdet Ihr nach unten kommen?«
    Es war der Archäologe Vo-Siimifon. Valentine folgte ihm in den Tunnel.
    Die Öffnung in der Wand

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